Wie fühlt sich frisch geschorene Schafwolle an? Böblingens Landrat Roland Bernhard (Mitte) und andere Besucher testeten. Fotos: Hopp Foto: Maria Hopp

Mega-Besucheransturm bei der Schäferei. Politiker loben den Mut der Thierers.

Horb-Talheim - Wie gigantisch ist das denn! Bei der "gläsernen Produktion" von Konrad und Valentin Thierer rechneten die Jung-Schafbauern mit 1500 Besuchern. Doch es dürften wesentlich mehr gewesen sein.

Das Festzelt ist voll. Der Musikverein Fortuna Talheim spielt. Die Kinder der Feuerwehr flitzen umher, sammeln das benutzte Geschirr fleißig sofort wieder ein.

Das letzte Bild im ökumenischen Gottesdienst: Valentin Thierer steht mit dem Schaf auf dem Arm auf der Bühne, daneben Kinder. Unten an der Bühne lehnen Strohballen mit Kürbis, Wirsing und anderen Feldfrüchten. Erntedank-Atmosphäre.

Hans Joachim Fuchtel (CDU) – Bundestagsabgeordneter für die Landkreise Calw und Freudenstadt sowie Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium: "Ich bin das Schäfle aus der Politik. Zunächst Gratulation zu dem Gottesdienst. Das war erbauend und Kirche zum anfassen!"

Dann lobt Fuchtel Valentin und Konrad: "Ich wollte unbedingt herkommen. Was ihr gemacht habt, ist gegen den Trend. Schäfereien haben es sehr schwer, Nachfolger zu finden. Dabei brauchen wir die Schafe, um unser Gäu und die Tal-Auen durch deren Beweidung zu erhalten! Und ich bitte sie, liebe Zuhörer, unterstützen sie unsere Landwirte. Gehen sie regional einkaufen!"

Fuchtels Besuch – eine Überraschung. Eigentlich war seine Kollegin Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin von Baden-Württembergs Landwirtschafts-Minister Peter Hauck (CDU) angesagt. Doch Fuchtel lässt es sich nicht nehmen, in Talheim dabei zu sein. Weil er auch Sibylle Thierer persönlich kennt – die Vorsitzende der Geschäftsführung des Nagolder Unternehmens Häfele. Fuchtel: "Sibylle, gut dass du da bist und deine Jungen unterstützt!"

Die ehemalige Schäferei Pfeffer in Talheim. 2018 nahmen Konrad und Valentin den Betrieb in Beschlag. Und am gestrigen Sonntag gab es die gewichtige Anerkennung dafür. Nicht nur durch Fuchtel, der nach dem gemeinsamen Foto weiter nach Bremen eilte – Gespräch mit dem Fischereiverband und der Milchwirtschaft.

Auch Böblingens Landrat Roland Bernhard ist vor Ort. Denn: Sein Landkreis ist Träger der Landwirtschaftsfachschule, an der auch Konstantin seinen Meister macht. Und diese Landwirtschaft-Schule hat als Projekt diesen Tag organisiert.

"Zwei Junge Burschen, die den Mut haben"

Für Bernhard eine Doppelrolle, wie er schmunzelnd berichtet: "Für mich ist das dienstlich eigentlich fremdes Territorium. Doch ich wohne in Bildechingen und bin dort in einer Landwirtschaft aufgewachsen. Ich radele ohnehin gerne durch das Steinachtal und werde mit meiner Frau demnächst vorbeikommen und mich wieder mit Lammkotelett eindecken!"

Doch dienstlich hat er auch was zu sagen: "Ich bin schwer beeindruckt, dass zwei junge Burschen den Mut haben, in die Landwirtschaft zu gehen. Und ich bin stolz, dass unsere Fachschule für Landwirtschaft diese Premiere hinbekommen hat. Es ist die erste gläserne Produktion, die von einer Schule organisiert wurde." Bernhard hofft natürlich, dass auch das Eindruck bei Konrad Rühle macht. Der ist auch in Talheim und ist Abteilungsleiter Landwirtschaft im Ministerium in Stuttgart.

Es gibt Bestrebungen, die Fachschule in Herrenberg mit anderen zu fusionieren. Schulleiterin Meike Löhr: "Das wäre absolut kontraproduktiv, weil wir die einzige Fachschule sind, die so vielfältig ist wie die Betriebe in unserer Region!"

Rühle: "Danke, dass der Landkreis mit der Fachschule in seiner Trägerschaft dieses Projekt auf die Beine gestellt hat! Es gibt noch 1300 Schäfereien mit 200 000 Tieren im Land. Sie sorgen für die Offenhaltung der Kulturlandschaften!"

Der einzige Mann aus Horb auf der Rednerliste: Gerhard Fassnacht, CDU-Gemeinderat und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Er sagt zu den Zuhörern: "Machen sie sich selbst ein Bild hier vor Ort, wie die Landwirtschaft wirklich ist. Leider wird das Tun der Landwirte in einem Maße in Frage gestellt, dass junge Leute schon sagen: Das tun wir uns nicht an. Dabei geht es nicht um Wirtschaftlichkeit. Sondern darum, dass die Landwirtschaft in der öffentlichen Meinung kaputt gemacht wird!"

Doch wenn man so sieht, wie viele Menschen sich auf dem Hof der Thierers vergnügen, sieht es so aus, das diese gläserne Produktion in Talheim ein voller Erfolg im Sinne von Fassnacht ist.

Und auch Mutter Thierer ist stolz: "Meine Jungs haben tolle Arbeit hier geleistet. Ich freue mich, dass das von den vielen interessierten Besuchern in Talheim honoriert wird!"