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Verwaltung will Hau und Holzwiese "vertieft untersuchen" lassen

Das Rathaus hält an der Gewerbegebiets-Planung in Ahldorf fest. OB Peter Rosenberger sagte eine Woche vor der Entscheidung im Gemeinderat: "Wir werden empfehlen, die Untersuchungen weiter durchzuführen."

Horb. Seit gut einem Jahr gibt es einen heftigen Streit um das Gebiet Hau und Holzwiese. Dort will die Stadt ein 20 Hektar großes Gewerbegebiet bauen. Die Bürgerinitative Hau und Holzwiese macht dagegen mobil. Am 18. Dezember wird im Gemeinderat abgestimmt, ob die ersten Untersuchungen vertieft werden.

OB Rosenberger wird dem Gemeinderat vorschlagen: Ja. Im Pressegespräch sagt er: "Der Ältestenrat hat uns beauftragt, noch einmal alle Fakten auf den Tisch zu legen. Es wäre noch zu früh, derzeit eine politische Entscheidung zu treffen. Wir sollten zu Ende prüfen, ob die Fläche bei Ahldorf geeignet ist, ehe eine politische Entscheidung gefällt wird. Wenn wir heute ablehnen, wie sollen wir morgen eine neue Fläche ausweisen? Das wäre ein großes Dilemma, wenn man das so machen würde."

Das Dilemma. Stadtplaner Peter Klein hat im Pressegespräch noch einmal ausführlich erläutert, wie die Flächensuche durchgeführt wurde. Naturschutz-, Landschaftsschutzgebiete, 500 Meter Abstand zu Siedlungen, 250 Meter zu Mischgebieten, keine Hanglagen. Übrig bleiben drei Flächen: ein Streifen zwischen Grünmettstetten und Bittelbronn, nördlich von Talheim, ein Ring um Betra und eine freie Fläche um Ahldorf.

Klein erläutert: "Rund um Betra sind zwar 20 Hektar Fläche, aber ich würde mich natürlich als Planer davor hüten, ein Dorf mit Gewerbe einzukesseln. Die Fläche zwischen Bittelbronn, Grünmettstetten und Rexingen würde nur Sinn machen, wenn die Umfahrung Rauher Stich und Hohenberg fertig wäre. Doch das kann noch Jahrzehnte dauern – das können unsere Nachfolger machen." Auch das Gebiet nördlich von Talheim ist nicht gut erschließbar. Bleibt nur noch Heiligenfeld und das Gebiet zwischen Hohenberg und Bildechingen (hinter Hela und den drei Höfen).

Rosenberger meint: "Dort könnte man eine sanfte Entwicklung machen. Diese würde allerdings mit einer Trasse für die Umfahrung Hohenberg kollidieren." Stadtplaner Klein: "Ob da die 500 Meter Abstandsfläche zur Wohnbebauung reichen, ist auch noch nicht geprüft."

Rosenberger: "Wir haben einen Bewerber aus dem Automotive-Bereich. Der fragt zehn Hektar Fläche an. Der Interessent will allerdings 2022 die neue Produktionsfläche fertig gebaut haben. Das wird weder in Ahldorf noch im interkommunalen Gewerbegebiet in Empfingen klappen. Es ist allerdings Aufgabe eines Mittelzentrums, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen. So müssen wir diesen Bewerber auf die weitere Suche an der A81 Richtung Bodensee schicken."

Fakt sei, so Rosenberger: Die Stadt habe im Moment – außer Hau und Holzwiese – keine geeignete potenzielle neue Gewerbefläche. Rosenberger: "Wenn die BI Hau und Holzwiese sagt, Ahldorf ist überall, dann stimmt das nicht. Die Karte zeigt schon jetzt, dass es neue Potenzialflächen nur in Ahldorf gibt. Und viele Naherholungsflächen der Ortsteile auch bleiben werden."

Und: "Die Äcker rund um das Gebiet Heiligenfeld sind Vorratsflächen für die dort schon angesiedelten Firmen. Die wollen wir denen auch lassen, denn wir wollen, dass sie bleiben."

Das Rathaus habe auch geprüft, ob der Hau von Ahldorf stehen bleiben könnte. Es gäbe eine Variante, das geplante Gewerbegebiet lang zu strecken. Dann würde es aber eine "Sichtbeziehung zu Ahldorf geben" und auch die Topographie wäre nicht optimal.

Deshalb sei die weitere Untersuchung der Fläche bei Ahldorf sinnvoll. Die weiteren Untersuchungen würden gut 50 000 Euro kosten, so Stadtplaner Peter Klein.

Rosenberger sagt: "Für Rechtssicherheit und eine abgewogene Entscheidung ist das nicht zu viel Geld." Er betont, dass man die einzelnen Schritte so geplant habe, dass man jederzeit wieder aussteigen könne.

Das Stadtoberhaupt betont, dass der Wald des Hau an sich "nicht schutzwürdig" ist. Weil Horb eine "waldarme" Gemeinde ist, müssten die gefällten Bäume nachgepflanzt werden, so Rosenberger: "Anders als in Freudenstadt, wo 50 Hektar Gewerbegebiet ohne Waldumwandlung möglich waren."

Diese neuen Bäume würden laut Stadtplaner Peter Klein in einem weiter gefassten Raum neu gepflanzt werden – irgendwo zwischen Böblingen und Villingen.

Rosenberger: "Damit bleibt die CO2-Bilanz ausgeglichen. Immer wieder wird auch mit Logistikern argumentiert. Schaut man sich die besten Standorte an der Autobahn an, dann werden die selten von Logistikern besetzt. Das sind meistens Maschinenbauer mit 30 bis 40 Arbeitsplätzen pro Hektar."

Es sei im Gegenteil so, dass Kommunen, die keine gute Verkehrsinfrastruktur haben, ihre Gewerbegebiete an Logistiker vergeben. Beispiel: Haiterbach. Rosenberger sagt dazu: "Das wäre ja mal eine Anregung an die Landespolitiker, die auch mit der BI Hau und Holzwiese im Gespräch sind. Die Kommunen können sich die Firmen aussuchen, die sie ansiedeln wollen."

Auch die Diskussion, wie das neue Gewerbegebiet aussieht, sei derzeit "deutlich verfrüht".

Wäre es auch denkbar, zwar das Gewerbegebiet Hau und Holzwiese zu planen, aber erst einmal das interkommunale Gewerbegebiet Empfingen zu belegen? Und dann eventuell ein neues bei Grünmettstetten zu machen, sodass der Wald in Ahldorf nicht fallen muss?

Rosenbergers Einschätzung: "Wieso sollten Firmen, die zehn Hektar brauchen, von der Bestlage nahe der Autobahn ins Hinterland gehen? Wäre dieser Mehrverkehr über Horb und den Hohenberg erstrebenswert? Das IKG Empfingen ist von der Verkehrsgunst noch besser als die Potenzialfläche in Ahldorf. Doch es hängt natürlich von den Bewerbern ab. Wer will was? Gibt es eine Horber Firma, die einen neuen Standort benötigt?"

Das heißt: Die Stadtverwaltung will auf jeden Fall das Gewerbegebiet Ahldorf – und zwar so schnell wie möglich. Jetzt haben die Gemeinderäte das Wort.