Im Rexinger Gasthaus Sonne ist schon lange die Küche kalt – aber in der Gerüchteküche brodelt’s immer wieder. Foto: Wagner

Nach kurzlebigen Neueröffnungen hofft der Eigentümer des leerstehenen Gebäudes auf einen Käufer.

Horb-Rexingen - Gerüchte ranken sich in letzter Zeit um das leerstehende Gasthaus Sonne. Eines besagt, dass es mittlerweile an einen chinesischen Investor verkauft wurde. Aber das war wohl nur ein Fasnetsscherz, denn der Eigentümer sagt, er hoffe nach wie vor auf einen Käufer.

Unter anderem hat Ortsvorsteherin Birgit Sayer die "Sonne" in ihrer Ansprache an die Rexinger Narrenzunft am "Schmotzigen" bei der diesjährigen Fasnet thematisiert: "Anscheinend wurden dort Chinesen gesehen. Ob die wohl bald hinter dem Tresen stehen?"

Neue Räumlichkeiten in der Scheune

Diese Frage beschäftigt mittlerweile auch die Einwohner von Rexingen. Schließlich starb am 31. Dezember 2018 mit der erneuten Schließung der Gaststätte der letzte gastronomische Betrieb in der Ortschaft. Dabei klang die Zukunft des Gasthauses zunächst noch vielversprechend: Zusammen mit seinem Geschäftspartner Roland Schmidt wollte der Besitzer Carlo Schittenhelm im September 2017 das Traditionslokal unter dem Motto "Event-Gastronomie" in einen Hotspot in der Umgebung von Horb verwandeln. Das Gasthaus erfuhr damals auch im gesamten Inneren einen Umbruch sowie Planungen zur Erweiterung. Das Duo glänzte mit mutigen, aber ebenso gewagten Ideen. In den Bereichen des Ausbaus sollten die kreativen Ideen des Duos Anwendung finden. Von regelmäßigen "Ü-30-Partys", einem Biergarten und einer Lounge, welche als "Salsa- und Tango-Bar" dienen sollte, war damals die Rede. Die Scheune wollte Schittenhelm bis 2018 nach ureigenen Plänen umgebaut haben. Über 80 zusätzliche Besucher hätten dort Platz finden können – ebenso wie im umgebauten Keller. Beide sollten als Räumlichkeiten für Seminare und Theaterveranstaltungen dienen.

Allerdings hatten das Gasthaus und somit auch die Pläne nur ein kurzes Intermezzo. Denn nach kurzer Zeit sprang Schmidt, der das Gasthaus von Schittenhelm angemietet hatte und in Eigenregie betrieb, ab. Besitzer Schittenhelm leitete daraufhin die Gaststätte für eine gewisse Zeit, bevor er mit Kai Döring einen neuen Koch anstellte. Berufliche Differenzen führten angeblich dazu, dass auch Döring wenig später seinen Dienst quittierte. Des Weiteren führten unter anderem die frühen Schließzeiten dazu, dass Vereine und Gäste dem Gasthaus irgendwann fernblieben. "Wenn um 22 Uhr der Stammtisch noch voll ist, dann kann man nicht einfach Feierabend machen", berichtete uns ein früherer Gast.

Ähnliches sollen auch verschiedene Mitglieder der örtlichen Vereine erlebt haben. Besitzer Schittenhelm teilte unserer Zeitung bezüglich des Scheiterns der Gaststätte telefonisch mit, dass der Umsatz nicht die Personalkosten gedeckt habe. "Wir haben viel Werbung gemacht, aber die Leute blieben weg", resümierte Schittenhelm.

Seit Januar 2018 verkündete ein Schild am Gasthaus: "Wegen Krankheit vorübergehend geschlossen." Im Mai weckte Schittenhelms letzter Koch wieder die Hoffnung der Rexinger. Döring erkannte damals das Potenzial und besondere Flair des Gasthauses, weshalb er als Pächter einen neuen Anlauf startete. Von Schittenhelms gescheiterter Event-Gastronomie distanzierte sich der gelernte Koch deutlich: "Ich glaube, das passt hier einfach nicht hin." Döring wollte mit seiner schwäbischen Küche, die sich vor allem durch selbst gemachte Kost hervorheben sollte, den guten Ruf des Traditionslokals wiederherstellen. Wenig hilfreich seien hierbei die von Schittenhelm im oberen Geschoss untergebrachten Mieter gewesen. "Es kam oft zu Lärmbelästigungen durch die Bewohner", verriet Döring in einem Telefonat. Auch die Polizei musste hin und wieder zu dem Gebäude ausrücken, was nicht zum guten Image der Gaststätte beitrug.

Gasthaus ist wegen Corona-Krise vom Markt

Zum Jahresende 2018 zog Döring schließlich die Reißleine und verabschiedete sich in der Silvesternacht von Rexingen. Seitdem steht das Lokal leer, ein Großteil der Mieter ist aus den umgebauten Wohnungen ausgezogen. Schittenhelm bot das Gebäude zum Verkauf an, jedoch hätten die Interessenten das Haus zu teilweise unterirdischen Preisen erstehen wollen. Unter anderen habe sich auch ein Nachbar für die "Sonne" interessiert. Mittlerweile habe Schittenhelm das Gasthaus aufgrund der Corona-Situation vorerst vom Markt genommen. Den letzten Verkaufspreis wollte uns der Eigentümer nicht mitteilen.

Dennis Földi aus Rexingen wollte das Gasthaus zusammen mit seinem Vater Stefan Földi neu beleben und beabsichtigte das Objekt inklusive der angebauten Scheune zu kaufen. Laut den Aussagen des Interessenten betrug der Kaufpreis zunächst 155.000 Euro; wenig später wollte der Besitzer 160.000 Euro. Zwei Tage vor dem Notartermin soll Schittenhelm dann eine Summe von 240.000 Euro von Földi g efordert haben. "Und zwar ohne die Scheune", verriet uns Földi in einem Telefonat. Damit waren die Verhandlungen gescheitert. Zudem hätte Földi große Investitionen tätigen müssen, da das Gebäude zum Teil Mängel aufweise. Die Küche müsse komplett erneuert werden; eine vorgeschriebene Absauganlage fehle. Ein weiteres Problem stelle der Umbau im Obergeschoss dar. Mehrmals legten die Behörden die Baumaßnahmen still. "Der Besitzer hat Auflagen bekommen, die er nie umgesetzt hat", begründet Ortsvorsteherin Sayer das Vorgehen des Bauamtes. "Was er da oben veranstaltet hat, hat das Gebäude auch nicht gerade aufgewertet", konstatierte Sayer ferner. Über zehn Dachfenster wurden angeblich verbaut, welche nicht als Fluchtmöglichkeit dienen konnten, womit die Brandschutzauflagen nicht erfüllt wurden. Dabei hätte es Schittenhelm besser wissen müssen. Schließlich habe er auf dem Bauamt gearbeitet, wie der Besitzer im September 2017 im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte. Der Ausbau im Dachgeschoss sei durch den Vorbesitzer erfolgt, behauptet Schittenhelm wiederum.

"Die Zukunft der ›Sonne‹ ist offen, aber ich gehe davon aus, dass die Gaststätte nicht mehr öffnen wird", so das abschließende Fazit des Eigentümers, welcher nach wie vor auf einen Abnehmer oder Investor hofft. Sayer verdeutlichte abschließend: "Mir wäre ein Ende mit Schrecken lieber, als ein Schrecken ohne Ende."