Michael Grüber tritt beim Orgel- und Oud-Konzert in gelber Weste auf. Als Zeichen des Protests. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Michael Grüber bekommt am Sonntag beim Orgel- und Oudkonzert seine Uraufführung

Michael Grüber übt an der Orgel in der Johanniskirche in Horb für sein Konzert am Sonntag, 9. Dezember – in gelber Weste. Das Symbol der gewalttätigen Proteste in Frankreich. Grüber sagt: "Es reicht mir, es muss sich etwas ändern in unserer Gesellschaft."

Horb/Rottenburg-Wendelsheim. Es ist eine mega-späte Premiere. Die Gelbweste von Grüber – ein aufrüttelnder Appell. Und die Geschichte eines Integrationsprojektes, das am Sonntag endlich zu einem vorläufigen, guten Abschluss kommt.

Das Integrationsprojekt: Grüber hatte durch seinen Chor der Nationen in Horb auch den syrischen Flüchtling Ahmad Almir kennengelernt und sich um ihn gekümmert. Grüber besorgte dem Spieler der orientalischen Laute namens Oud ein Zimmer. Und musizierte mit ihm zusammen. Im Sommer 2016 traten beide in der evangelischen K irche Horb auf. Spielten gemeinsam die 147. Kantate von Johann Sebastian Bach. Der Münchner Komponist Enjott Schneider (unter anderem Filmmusik für Das Wunder von Bern, Krupp, Axel Springer oder Schlafes Bruder) wurde auf die ungewöhnliche Kombi zwischen Oud und Orgel aufmerksam. Und komponierte "Nathans Traum für Oud und Orgel". Extra für "Michael Grüber mit seiner langjährigen Kulturarbeit für die Orgel herzlich gewidmet" (wir berichteten).

Uraufführung in München

Grüber hatte es inzwischen geschafft, dem syrischen Flüchtling einen Studienplatz an der Mannheimer Pop-Akademie zu verschaffen. Der Horber Kulturschaffende: "Ich habe natürlich gehofft, das Werk mit Ahmad Almir uraufführen zu können. Weil Enjott Schneider sicherlich einer der bedeutendsten Komponisten Deutschlands des 21. Jahrhunderts und einer der bedeutenden Komponisten weltweit ist." Diese Uraufführung war für das vergangene Jahr in Freudenstadt geplant. Grüber: "Leider hat es Almir nicht geschafft, das Studium in Mannheim durchzuziehen. So habe ich leider den Kontakt zu ihm verloren."

 Enjott Schneider war dann schne ller. Er ließ sein Stück am 4. Februar diesen Jahren in der Erlöserkirche München mit Abathar Kmash und Michael Grill an der Orgel uraufführen. Doch das ließ dem Horber natürlich keine Ruhe. Grüber: "Ich habe dann mit Abathar Kontakt aufgenommen und habe mit ihm zusammen geübt. Jetzt sind wir soweit, dass wir endlich das Stück aufführen können. Und das Konzert in Rottenburg-Wendelsheim ist erst der Auftakt. Ich habe gut 50 Arbeitskreise Asyl im Land angeschrieben und wir konnten schon gut zehn Konzerttermine für das nächste Jahr vereinbaren."

 Doch trotz der Enttäuschung mit der geplatzten Welturaufführung der ihm gewidmeten Komposition hat Grüber den Glauben an die Menschheit nicht verloren. Deshalb wird er sich für seine Premiere von "Nathans Traum" eine Gelbweste anziehen – das Protestsymbol des Aufstands gegen Präsident Emmanuel Macron in Frankreich. "Es reicht! Die Welt ist an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr so weitergeht. Es muss sich etwas ändern. Die Menschen und ihre Einstellung zum Leben müssen sich ändern. Ich will und werde mich mit meinen kommenden Konzerten nicht auf die politische Ebene à la Frankreich begeben, sondern ich sehe eher einen friedlichen Weg über die Musik, der Klang und die Harmonie unserer Welt, die uns letztlich alle verbinden. Wir Menschen müssen wieder menschlicher, Brüder und Schwestern, werden. Es gibt verschiedene Ansichten, Lebensformen und Religionen, aber im Grunde sind wir alle gleich, Menschen auf dieser Welt. Mit Verantwortung für uns, die Welt und die kommenden Generationen. Ganz im Sinne meines großen Vorbildes Albert Schweitzer: Ehrfurcht vor dem Leben", sagt Grüber.

Insofern wird das gemeinsame Konzert mit Orgel und Oud schon denkwürdig werden – nicht nur, weil es eine Uraufführung sein wird.

"Alle Menschen werden Brüder." Konzert mit Orgel, Oud und Gesang. Michael Grüber (Orgel), Abathar Kmash (Oud) und Mary Hanna (Gesang). St.-Katharina-Kirche in Wendelsheim bei Rottenburg. Sonntag, 9. Dezember, ab 18 Uhr.