Horst Dreier führt seine Erfindung am Prototypen vor: Per Fernbedienung wird die Warnleuchte aktiviert, die durch ein Solar-Element und eingebautem Akku immer einsatzbereit ist. Foto: Müssigmann

Erfinder Horst Dreier entwickelt Warnleuchten für Autobahnen. Technologieinstitut zeigt Interesse.

Horb-Bittelbronn - Plastiktrümmer und Blechschrott liegen auf der Autobahn verteilt, Blaulicht erhellt die Nacht: Horst Dreier (75) aus Bittelbronn hat ein Bild vom tödlichen Geisterfahrer-Unfall, der vor wenigen Tagen auf der A 61 passiert ist, sofort auf ein Informationsblatt gedruckt. Denn solche Katastrophen sind Wasser auf die Mühlen seiner neuen Erfindung: Leuchtpfosten, die per Radar ein entgegen der Fahrtrichtung fahrendes Fahrzeug erkennen und mit Blinksignalen allen übrigen Autofahrern das Anhalten und die Flucht nahelegen.

Anfang 2012 hat Dreier ein Patent auf seine Idee angemeldet. Im letzten halben Jahr hat der einen Prototypen bauen lassen, mit dem er jetzt seine Idee vorführen kann. Die Leuchte kann weiß, gelb, rot und – für die höchste Alarmstufe – rot-blau blinken.

Dieses Wechselsignal würde sich Dreier auch an Autobahnauffahrten vorstellen, der Geisterfahrer-Alarm sozusagen. Denn er hat berechtigte Zweifel daran, dass Einfahrtsverbote entgegen der Fahrtrichtung oder große Warnschilder, wie sie in Österreich aufgestellt werden, kaum Wirkung erzielen. "Betrunkene sehen diese Schilder nicht, und mutwillige Falschfahrer rasen dran vorbei", sagt Dreier.

Die Idee für Leuchtpfosten, die ein Warnsignal abgeben, hatte er schon vor Jahren bei einer Reise durch die USA – doch dachte er zunächst an einen ganz anderen Anwendungsbereich. "In Amerika gibt es an der Straßen häufig Briefkästen, die Farmen liegen aber weit davon entfernt", erzählt Dreier. "Was machen die, wenn sie einen Arzt brauchen oder überfallen werden?", habe er sich gefragt. "Wenn ich so was sehe, macht es bei mir Klick und gärt in meinem Unterbewusstsein weiter. Irgendwann habe ich dann eine Vorrichtung fertig, die das Problem löst." In diesem Fall: die Leuchte, die am Briefkasten angebracht ist, und per Funk vom Haus aus bei einem Notfall gestartet werden kann.

Solarmodule an der Leuchte und eine integrierte Batterie sorgten dafür, dass die Anlage immer betriebsbereit ist. Notfallsysteme, wie sie in Krankenhäusern oder Altenheimen angebracht sind, funktionierten mit Strom – bei einem Stromausfall sei damit keine Hilfe mehr zu rufen. Bei seinem System muss lediglich der Akku in der Fernbedienung zunächst an der Steckdose aufgeladen werden.

Positive Rückmeldung auch vom Karlsruher Technologieinstitut

Sein Infoblatt über das Autobahn-Warnsystem hat Dreier schon an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und andere Politiker geschickt, aber auch an den ADAC und weitere Autoclubs. Dass ihm Letztere nicht geantwortet haben, hat Dreier desillusioniert. "Die Clubs bekommen von mir jetzt Post: Euch geht es gar nicht um die Unversehrtheit eurer Mitglieder, sondern nur um Beiträge!"

Eine positive Rückmeldung hat er schon vom Karlsruher Technologieinstitut (KIT) bekommen. Ein Professor hat Interesse geäußert, zur Warnanlage ein möglichst günstiges Radarsystem beizusteuern, das die Falschfahrer erkennt und die Leuchten sozusagen anknipst.

Dreier sieht seine Erfindung aber nicht nur entlang der Autobahn. An Schulen könnten die Leuchten in allen Räumen angebracht sein – Lehrer können auf einer Fernbedienung Amokalarm in der ganzen Schule auslösen, und alle könnten sich verschanzen. Im persönlichen Gespräch, erzählt Dreier, hätten Lehrer der Bittelbronner Grundschule schon Interesse geäußert. "Vielleicht bauen wir das da bald ein", sagt er. An Autobahnzubringern könnten die Posten Staus ankündigen, und Autofahrer von der Einfahrt abhalten und den Verkehr steuern. Bei Dreier gibt eine Idee die andere.

Die Leuchtpfosten sind Dreiers erste Erfindung außerhalb seines Metiers, der Lasermesstechnik. Seit 1982 ist er selbständig. Für seine Firma Dreier Technology hat er schon mehrere Messgeräte entwickelt, mit denen Werkzeugmaschinen feinjustiert werden – zum Beispiel große Stanzwerkzeuge. Seine beiden angestellten Messtechniker seien ständig zur Vermessung und Einstellung von Maschinen bei Unternehmen unterwegs, etwa Automobil- oder Luftfahrtkonzernen.

Trotz seiner 75 Jahre hat der Unternehmer noch genügend Energie, ein so aufwendiges Projekt wie die Warnleuchte voranzutreiben. "Ob ich hier rumsitze, und den ganzen Tag in den Fernseher reinschaue, oder hier am Computer sitze", sagt er, "das macht für mich keinen Unterschied."