"I ben koin Gockeler": Bernd Kohlhepp, besser bekannt als Herr Hämmerle bei seinem Gastspiel im Kloster Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Süffisante Weltbetrachtungen aus schwäbischem Blickwinkel: Bernd Kohlhepp unterhält im Kloster

Mit einem Großangriff auf die Zwerchfelle seiner Zuhörer öffnete Bernd Kohlhepp, besser bekannt als Herr Hämmerle, im Horber Kloster wieder einmal sein geheimes Tagebuch.

Horb. Dieses Tagebuch ist im Übrigen so geheim, dass er darin nur das jeweilige Datum notiert hat. "Was glaubscht, was los isch, wenn du so a Deng verlierscht", fragte er nicht ganz ohne Grund. CIA, MI5 und Verfassungsschutz interessieren sich brennend für die Aufzeichnung des Herrn Hämmerle, denn "wer Hämmerle kennt, der kennt die gesamte Nachbarschaft."

Deshalb hat er die echten Aufzeichnungen auch cleverer Weise in einer Schachtel, auf der unter anderem "abgelaufenes Katzenfutter" und "leer" steht, versteckt.

Dieses mysteriöse Archiv galt es nun zu öffnen. Dafür ist Herr Hämmerle extra aus Bempflingen nach Horb ins Kloster gereist, um einem Publikum, mit dem er sofort per Du war, all seine Erlebnisse logisch und nachvollziehbar zu offenbaren.

Doch bevor es ans Eingemachte ging, baute der König des "Lettagschwätz" erst einmal eine Beziehung zu seinem Publikum auf. Bevorzugt die in der erste Reihe sitzende Menschen wurden zu seinen besonderen Freunden befördert. Dazu zählte auch ein bekannte Horberin namens Angelika E. die mit ihrem Gatten, dem Eddy-Edward E., gebürtig aus Nordrhein-Westfalen, die – sehr zur Freude des übrigen Publikums – des Öfteren im Fokus von Hämmerles Verbal-Attacken standen.

"Du kommscht au net von doh", stelle Hämmerle beispielsweise bei der ersten Antwort vom Eddy E. fest. Über den Vornamen Angelika freute er sich sehr und übersetzte in gleich als das "Engele". Wenn er gewusst hätte, wie dicht er damit am wahren Nachnamen der Dame lag, er hätte sicher selbst gelacht. "Goscht du als Horberin gerne zur Fasnet?", fragte er seine neue Freundin. Aus ihrer Antwort: "Ich bin da eher dezent unterwegs", bastelte Kohlhepp-Hämmerle gleich zwei mögliche Varianten. "Dezent heißt, du verkleidest dich und bleibst zuhause oder du ziehst dir nichts an und gehst raus."

Das Publikum bog sich vor Lachen (oder Schadenfreude) und die gute Angelika war für einen Moment sprachlos. Sicher auch ein so seltenes Ereignis, dass es Einzug in das Tagebuch des Herrn Hämmerle verdient hätte. Aber auch Eddy E. kam nicht ungeschoren davon. Im "Weihnachtsblock" erzählte Hämmerle von seinem Vater, der "Jack the Feinripper" hieß und ein Doppelleben führte. Denn er behauptete, er gehe zum Skat und ging in Wirklichkeit zum Kegeln. Hämmerle erzählte auch von dem Karpfen in der Badewanne, der die Mutter bei der Körperpflege immer so anglotzte, oder der Eisenbahn, die die Buben sieben Jahre lang an Heilig Abend geschenkt bekamen. Den guten Eddy fragte er: "Woischt du, was Sprengerle send?" "Plätzchen" antworte der Nicht-Schwabe. "Gell, des tut weh", so Hämmerles Mitleidsbekundung in Richtung Angelika.

"Sprengerle send ein bildführendes Anisgebäck von ungeahnter Härte, die deshalb auch in so manchem Werkzeugkasten als Hammerersatz mitgeführt werden", schob er die Erklärung in philosophischer Gesamtbetrachtung nach und zudem weiß das Horber Publikum jetzt, warum die Oma keine Zähne mehr hat.

Philosophieren und die Welt erklären scheint eine Art Lieblingsbeschäftigung des Herrn Hämmerle zu sein. "Ich weiß, dass ich nichts weiß – bin mir aber da nicht ganz sicher" lautet seine Spezialfassung des Sokrates-Zitats. Nett auch: "Mach dich auf den Weg zu dir selbst – dabei kannst wenigstens auf dem Sofa sitzen bleiben."

Dass er nicht gerne Klamotten kaufen geht, das sieht man nicht nur, sondern kann es sogar – zumindest als Mann – nachvollziehen. "Bei C+A und H & M werden die Männer gehalten wie Käfighühner und hinterher sehen sie aus wie "Lelabebel" oder gar wie "a Gockeler." In seinem neuen Bühnen-Outfit, einem grasgrünen Kittel, dass zum schwäbisch-kauzigen Image des Herrn Hämmerles, der seine Keller nach den Kategorien "Kruscht" und "Zeugs" aufräumt, passt, wie die Faust aufs Auge, sieht er tatsächlich eine wenig aus wie ein "Gockeler". Doch im eingeschwäbischten Text des Songs "Just a Gigolo" von Louis Prima, behauptete er vehement das Gegenteil.

Doch egal was der Herr Hämmerle auch behauptet und von sich gibt, was in seinem vertraulichen Tagebuch steht, was er für Klamotten trägt, dem Publikum gefällt’s.

Auch im Kloster hatten die leute Spaß an den blitzgescheiten Wortspielen, die Bernd Kohlhepp seinem Hämmerle mitgibt, seinen Liedern und vor allem am Dialog mit dem Publikum.

Wer noch nicht wirklich genug von dem Philosophen aus Bempflingen hat, wer weiter in seine geheime Welt eintauchen und mit Herr Hämmerle auf Du und Du sein möchte, der kann das unter anderem bei der Premiere des neuen Programms "Hämmerle räumt auf" am 4. Oktober im Rottenburger Waldhorn erleben.

Vielleicht sind auch Angelika und Eddy E. aus H. mit dabei, denn beide waren vor Begeisterung über ihren neuen Freund kaum zu bremsen.