Einkehren in Corona-Zeiten - anfangs vermutlich etwas gewöhnungsbedürftig. (Symbolfoto) Foto: Glaser – stock.adobe.com

Corona-Verordnung Gaststätten liegt vor. 50 Prozent Gäste, 100 Prozent Personal. Werden Getränke teurer?

Horb - Es wird alles immer normaler – bis auf den Mundschutz und die Abstandsregelungen. Die Gastronomen bereiten sich auf den Start in einer Woche vor. Die neuen Corona-Regeln bedeuten nicht nur eine weitere Digitalisierung. Auch die Preise könnten steigen.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Rauschbart-Wirt Michael Singer sagt: "Der heutige Montag war die absolute Deadline für die Corona-Verordnung, damit wir nächste Woche öffnen können."

Denn: Am Montag veröffentlichte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Baden Württemberg die Eilmeldung: "Corona-Verordnung Gaststätten liegt vor".

Konkrete Daten für Öffnung der Gastronomie

Und damit die Details der Vorschriften des Landes, mit denen die Gastronomiebetriebe ab 18. Mai wieder öffnen dürfen. Die wichtigsten Regelungen im Überblick:

Mundschutzpflicht

Gilt für alle Gastro-Beschäftigten im Innenraum.

Schwätzverbot

Paragraf 3, Absatz 5: "Der Kontakt und die Kommunikation der Beschäftigten mit den Gästen ist bei der Bedienung auf ein notwendiges Mindestmaß zu beschränken!"

Klo-Korridor

Tische mit mindestens 1,5 Meter Abstand.

Ausreichende Schutzabstände bei den Wegen – unter anderem zum Klo, zu den Türen.

Die Konsequenz für die Horber Gastronomen: Pläne rausholen. Carsten Müller, Gleis Süd: "Ich habe gleich die Pläne vom Gleis Süd rausgeholt. Jetzt müssen wir natürlich mit unseren Angestellten besprechen, wie wir das konkret darstellen – wie der Gast auf die Toilette kommt, wie er aus der Gastro hinaus kommt und wie der Mindestabstand zu halten ist. Das wird noch zwei Tage dauern, ehe dieses Konzept für das Gleis Süd und die Außenfläche fertig ist."

Und Müller denkt nicht nur an sich, sondern auch an alle Gastronomen.

Verantwortung gegenüber anderen Gastronomen

Müller: "Wir Wirte, die wir jetzt schon aufmachen dürfen, haben eine sehr große Verantwortung gegenüber den anderen Gastronomen der Stadt, die noch nicht öffnen dürfen. Wenn wir – die das Glück haben, Vorreiter sein zu können – es richtig gut machen – erhöht das natürlich die Chance, dass die anderen auch bald öffnen dürfen. Das ist mir ganz wichtig: Denn die Gastronomie lebt von der Vielfalt. Je mehr verschiedene Gastros wie Kneipen oder Restaurants es in der Stadt gibt, desto attraktiver ist das Ausgehen. Und das nützt allen!"

Problem: hundert Prozent Personal, aber nur 50 Prozent Gäste

Wenn das Raum- und Wegekonzept für sein Gleis Süd fertig ist, hofft Müller, dass es möglichst schnell zu einer Besprechung mit dem Ordnungsamt kommt. Der Gastronom: "In der Verordnung des Landes ist nur von einer ›Mund-Nasen-Bedeckung‹ die Rede. Mir wäre es lieb, wenn all unsere Mitarbeiter die Kunststoff-Visiere wie Friseur Jörg Doormann tragen dürften. Denn: Wir leben nicht nur vom Verkauf von Essen und Trinken, sondern auch vom Service und von der Freundlichkeit. Die kommt beim Gast natürlich viel besser rüber, wenn er das Gesicht und die Mimik der Bedienung sehen kann!"

Eins ist jetzt auch schon klar: Die Gastronomie in Horb wird durch Corona einen weiteren Schritt in der Digitalisierung machen. Müller: "Wir müssen die Daten jedes Gastes aufnehmen und vier Wochen lang zur Nachverfolgung von möglichen Infektionskontakten speichern. Dazu ist ein Reservierungssystem angesagt. Wir werden versuchen, ein gemeinsames System dafür zu finden und auf die Beine zu stellen, welches alle Gastronomen einfach nutzen können."

Digitalisierungsschub für Rauschbart

Sein Wirt-Kollege Michael Singer sagt: "Das ist eine sehr gute Idee. Ich bin gerade dabei, das digitale System und den Online-Shop, den ich für den Drive-In geschaffen haben, zu erweitern."

Für den Biergarten Rauschbart heißt das: ein brutaler Digitalisierungsschub. Singer: "Ich stelle mir vor, dass die Gäste nicht nur ihren Tisch digital reservieren und alle Namen und Adressen eintragen. Wenn sie ankommen, lesen sie den QR-Code ein. Dann können sie per Smartphone gleich Essen und Trinken bestellen und bekommen eine SMS, wenn das Bier gezapft ist und wenn die Hähnchen fertig sind. Bezahlt wird per Paypal!"

Nur die Hälfte der Gäste kann bewirtet werden

Auch der Rauschbart wird umgebaut: Vor dem linken Fenster, wo es bisher Bier gab, steht schon ein Vorbau. Für Kasse und Ausgabe. Das rechte Fenster wird erweitert. Singer: "Auch hier soll ein Vorbau hin, sodass die Gäste, die abholen, gar nicht mit der Küche in Kontakt kommen. Das verringert natürlich dramatisch die Infektionsgefahr!"

Das große Problem allerdings – so bringen des sowohl Carsten Müller als auch Michael Singer auf den Punkt: Durch die Abstands- und Reservierungsregeln können die Gastronomen nur die Hälfte der bisherigen Gäste bewirten. Um die Corona-Regeln aber umzusetzen, benötigen beide "mindestens 100 Prozent des bisherigen Personals".

Wird das Bier jetzt teurer?

Carsten Müller: "Die Politik hat jetzt die Mehrwertsteuer für die Gastronomie gesenkt. Ich hoffe, mit diesem Effekt können wir die Preise stabil halten."

Rauschbart-Wirt Singer: "Wir haben bisher schon die Preis für einzelne Produkte um 10 bis 20 Cent erhöht. Weil wir natürlich jetzt in die Umbauten investieren müssen. Natürlich hoffen wir, dass die Mehrwertsteuersenkung den Effekt haben, dass wir die Preise nicht erhöhen müssen. Allerdings explodieren im Moment die Lebensmittelpreise. Kostete die Zitrone gestern noch 69 Cent, liegt sie jetzt bei zwei Euro vom Trend her. Wenn hier der Kostendruck weiter steigt, wissen wir nicht, wie lange die Mehrwertsteuersenkung diesen Effekt abfedern kann."

Wie läuft es mit dem Trinkgeld?

Bernd Rausch vom Kö 23 hält dagegen weiterhin an seinem "Waited-to-be-seated"-Konzept aus Amerika fest. Trotz telefonischer und Online-Reservierungen werden die Gäste im Kö 23 am Eingang in Empfang genommen und zu einem freien Tisch geleitet. Das löse das Problem, wie die Gäste in das Restaurant und sich nicht zu nahe kommen.

Zudem will er auf bargeldloses Zahlen bauen. Für das Trinkgeld hat er auch eine Idee: "Dazu müssen wir noch einiges anschaffen – eine Art Umschlag, in dem Rechnung liegt – falls die Gäste Trinkgeld dalassen wollen."

Maske Belastung für die Mitarbeiter

Der Maskenpflicht ist Bernd Rauschs Meinung nach immer noch recht sinnlos, wenn die Gäste keinen tragen müssen: "Dadurch geht die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und den Gästen verloren. Zudem ist die Maske acht Stunden lang eine Belastung für die Mitarbeiter."

Auch er spricht von Solidarität. Nicht nur, dass er seinen Mitarbeitern das Kurzarbeitergeld aufstockt. Rausch: "Eines ist mir aber noch ganz wichtig: Nicht nur wir Gastronomen sind betroffen, sondern auch Zulieferer, Getränkehändler und Brauereien. Sie brauchen uns und unsere Öffnung, damit wir einen kleinen Teil zu ihrem Bestehen beitragen können. Wir müssen unsere regionale Anbieter stützen."