Der VVS-Tarif wäre für Fahrgäste ab Horb und Eutingen (Foto) attraktiv. Foto: Spotts

Stuttgarter Ministerium bleibt bei seinem "Veto". Grund ist befürchtetes Tarifchaos.

Horb - Die Bahnpendler hoffen, dass zumindest eins auf der Gäubahn bald geht: der VVS-Tarif ab Horb und Eutingen. Das wäre auch für Stuttgart-Pendler aus dem westlichen Landkreis interessant. Doch das Land stellt sich weiter quer.

Auf der Gäubahn knirscht es: Tarifchaos, drohende Umstiege in Stuttgart. Eine der möglichen Lösungen: Horb und Eutingen bekommen den sogenannten Verkehrsverbund Stuttgart (VVS)-Tarif. Das hat sowohl VGF-Geschäftsführer Franz Schweizer vorgeschlagen, Landrat Klaus Michael Rückert hat diesen Vorschlag übernommen und der Kreistag hat zugestimmt.

Doch bleibt das ein Vorstoß ohne Chance? Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) legt weiterhin sein "Veto" ein. Ministeriumssprecher Axel Dürr: "Für die Fahrt von Horb nach Stuttgart gibt es den BW-Tarif – günstig, gut und dank tariflicher Anschlussmobilität mit voller Bewegungsfreiheit. Für diese Strecke braucht es keinen VVS-Tarif. Würde der VVS-Tarif auch in Horb gelten, dann müsste man zwischen vier verschiedenen Tarifen wählen (VGF-Tarif, der BW-Tarif, der Naldo-Tarif und der VVS-Tarif) – für Fahrgäste ziemlich schwer durchzusteigen."

Für den Landkreis Freudenstadt und die Stadt Horb ist das kein Argument. Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU): "Für die Horber würde es durch den VVS-Tarif einfacher werden."

Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle (CDU): "Wenn der BW-Tarif so günstig für die Fahrgäste wäre wie das Land dies darstellt, wundert es schon, warum noch so viele Pendler mit dem Auto nach Bondorf und Ergenzingen fahren. Wenn das Land eine Anreiz zum Umstieg auf die Schiene will, braucht es unkonventionelle Entscheidungen auch vom Land." Denn: Ab Ergenzingen und Bondorf gilt der VVS-Tarif.

Und genau das will auch Landrat Klaus Michael Rückert (CDU) auch für die Stationen bis Horb erreichen. Er sagt zum Schwarzwälder Boten: "Es geht nicht darum, dass Horb und Eutingen dem VVS beitreten sollen. Beide Kommunen sollen Mitglied der VGF bleiben. Uns geht es um die Anbindung vom VVS-Tarif von Horb und Eutingen nach Stuttgart. Deshalb sehe ich es nicht als Hindernis, dass das Land sich gegen den VVS-Beitritt ausspricht. Den Menschen in diesen beiden Kommunen kommt es nicht darauf an, ob sie mit dem BW- oder VVS-Tarif von Horb oder Eutingen nach Stuttgart fahren. Es kann nur nicht sein, dass die Fahrt von Bondorf deutlicher günstiger ist. Das wollen wir begradigen."

Doch was sagt der VVS zu diesen Ambitionen von Horb, Eutingen und dem Landkreis Freudenstadt?

VVS-Geschäftsführer Horst Stammler: "Wir machen nichts gegen den Willen des Landes. Die Skepsis des Verkehrsministeriums ist ja durchaus berechtigt, da in der Raumschaft drei Verbundtarife aneinandergrenzen. Außerdem gibt es eine Vereinbarung zur Einführung des Baden-Württemberg-Tarifs, den alle Verkehrsverbünde unterzeichnet haben. Da steht drin, dass die neue Baden-Württemberg-Tarif-Gesellschaft (BWT-G) zustimmen muss, wenn ein Verbundtarif ausgeweitet wird. Dieser würde ja den Baden-Württemberg-Tarif ersetzen. Man muss auch bedenken, dass der BW-Tarif deutlich attraktiver ist als der frühere Bahntarif."

Trotzdem will der VVS den Anschluss von Horb und Eutingen prüfen.

VVS-Geschäftsführer Stammler: "Der VVS ist grundsätzlich offen, wenn Kommunen aus der Nachbarschaft dem VVS beitreten wollen. So haben wir gerade zum Jahresbeginn den Bahnhof Ergenzingen in den VVS-Tarif einbezogen. Und 2021 werden wir den gesamten Landkreis Göppingen in den VVS integrieren."

Gut: Der VVS rechnet jetzt aus, was die Integration von Horb und Eutingen kosten würde. Stammler: "Eine finanzielle Bewertung einer Integration von Horb und Eutingen ist noch nicht erfolgt. Wir haben uns bereit erklärt, eine überschlägige Berechnung der Größenordnung vorzunehmen."

Und dann, wenn die Kosten für den Landkreis Freudenstadt und die VVS auf dem Tisch liegen, geht es an die Landesregierung.

Horst Stammler: "Es gab schon Gespräche zwischen der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Freudenstadt und dem VVS, in denen wir über den Wunsch aus Eutingen und Horb unterrichtet wurden. Wir denken, dass wir erst die Größenordnung der finanziellen Auswirkungen berechnen und uns dann mit dem Land an einen Tisch setzen."

Das heißt natürlich für Horb, Eutingen und den Landkreis – kämpfen!

Landrat Rückert zum Schwarzwälder Boten: "Ich werde in diesem Monat den Landesverkehrsminister treffen. Dann werde ich das Thema sicherlich auch ansprechen. Egal ob die Lösung VVS- oder BW-Tarif heißt – unser Ziel heißt, dass die Horber und Eutinger so günstig wie möglich nach Stuttgart mit der Bahn fahren können. Das wird zwar noch ein bisschen dauern, aber ich bin zuversichtlich, wir kriegen die Kuh vom Eis."

Horbs OB Peter Rosenberger setzt weiter auf den Schulterschluss mit Landrat Rückert: "Es hat keinen Sinn, dort Einzelgänge zu machen. Wir setzen auf den Landkreis, der ja die Verkehrsleistungen bestellt. Das hat bisher auch sehr gut funktioniert. Ich hoffe, wir schaffen es gemeinsam, dass dieser Schritt umgesetzt wird."

Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle: "Der Landkreis und die VGF haben dankenswerter Weise das Anliegen von Eutingen und Horb aufgenommen, einen VVS Anschluss ähnlich wie es Ergenzingen erreicht hat, zu bekommen. Warum das Land den Anschluss Ergenzingen, nicht aber Eutingen und Horb zugesteht, ist wohl noch zu erklären."

Der FDP-Landtagsabgeordnete Timm Kern sagt: "Ich begrüße alle Analysen und Bemühungen, die das Ziel verfolgen, ein verbessertes Mobilitätsangebot auf der Schiene zwischen ländlichen Regionen wie dem Kreis Freudenstadt und dem Stuttgarter Ballungsraum zu erreichen. Denn auch dadurch halten wir den ländlichen Raum attraktiv.

Der Weg dorthin ist aus meiner Sicht zweitrangig, da es viele Möglichkeiten gibt: beispielsweise die Integration von Horb und Eutingen in den VVS, deutlich mehr Direktverbindungen nach Stuttgart, die Verlängerung der S-Bahn-Strecke, die bislang nur bis Herrenberg reicht und tarifliche Verbesserungen durch günstigere Tickets.

Im Ziel müssen alle Bemühungen dazu führen, dass die Menschen im Kreis Freudenstadt die Metropolregionen Stuttgart, Böblingen und Ludwigsburg schnell, zuverlässig, umweltfreundlich und kostengünstig erreichen."