Kultur: Chor TonArt begeistert in der Liebfrauenkirche mit Werken der Alten Musik, der Klassik und Gospels

H orb. Auf selten gespielte Advents- und Weihnachtslieder aus verschiedenen Jahrhunderten folgten modern interpretierte Jazzstücke, die dem Chor TonArt unter Leitung von Benjamin Schreijäg am Sonntag viel Applaus eintrugen. Zusammen mit Barbara Bürkle und der Band Maja erfüllten sie in der Horber Liebfrauenkirche so manchen Adventswunsch.

"Ich bin schon richtig gespannt", erklärt ein Besucher am Eingang den Kassierenden, dass er sich Karten für das Adventskonzert "Joy to the World" hatte zurücklegen lassen. Er nimmt in den vorderen Reihen Platz. Nur noch wenige Stühle im Hauptfeld sind frei.

Kurz vor dem Auftritt ist es fast schon andächtig ruhig in der Horber Liebfrauenkirche. Doch kaum hörbar treten die Sänger von TonArt unter der Leitung von Benjamin Schreijäg in den Chorraum. In ihrer schwarzen Kleidung mit roten Accessoires stellen sie sich auf. Stimmgewaltig ertönt "Nun liebe Seel" von Johannes Eccard, als Benjamin Schreijäg ansetzt. Das Publikum scheint gebannt, denn nach dem Eröffnungsstück wagen nur wenige, vorsichtig zu klatschen. Was sie aber beim zweiten Stück "Ich lag in tiefster Todesnacht" nachholen. Stücke, die selten aufgeführt werden, bekommen die Gäste an diesem Abend zu hören. Die Johannes-Eccard-Serie wird mit "Übers Gebirg Maria geht" abgeschlossen. Großen Applaus bekommen die Sänger für "Dixit Maria Ad Angelum", ein Adventslied aus dem späten Mittelalter.

Gänsehaut zaubern sie so manchem Gast mit "Ave Maria" von Anton Bruckner, aber auch dem "Ave Maria" von Javier Busto auf den ganzen Körper. Die Sänger übertönen sogar das Glockengeläut, das so langsam in die gut gefüllte Liebfrauenkirche eindringt. Begeistert erwartet das Publikum weitere kaum von einem Hobbychor aufgegriffene Lieder der Jahrhunderte wie "Virga Jesse" von Anton Bruckner oder "Nachtlied" von Max Reger. Die Musikauswahl scheint bei den Zuhörern angekommen, was der Applaus zeigt. "Das Publikum geht richtig mit", freut sich ein Sänger.

Einem besonderen Konzertteil fiebern die 35 Sänger entgegen, denn erstmals werden sie mit der Gospel- und Jazzband MAJA unter der Leitung von Jörg Sommer auftreten. Gospelsängerin Barbara Bürkle tritt zum Mikrofon. Nach und nach setzten Pianist Jörg Sommer, Schlagzeuger Alex Neher und Bassist Andreas Reif ein. Sie versetzen die Zuhörer im Gegensatz zum Lied "A Quiet Place", zu Deutsch ein ruhiger Platz, in die Entstehungszeit 1967. Ralph Carmichaels besinnliches Stück bekommt durch die Jazzeinflüsse eine neue Note, ebenso das "Silent Night", auch bekannt als "Stille Nacht" von Franz Xaver Gruber. "Wir bleiben in der Stille", beschreibt Barbara Bürkle die Anordnung der Lieder. Dass die Gospelsängerin zu einer der besten Gospelsängerinnen Deutschlands gehört, dürfte spätestens bei "Amazing Grace" jedem klar sein. Mit voller Hingebung scheint sie tief aus ihrem Herzen zu singen – und TonArt unter der Leitung von Benjamin Schreijäg stimmt ein.

Einen Höhepunkt nach dem nächsten hält der Chor für seine Gäste bereit. "Nun haben wir eine kleine Programmänderung", erklärt Barbara Bürkle, und gleich wird klar, warum "Go Tell it on the Mountain" in Begleitung von MAJA vorgezogen wird. Denn zu "O Come All Ye Faithful" setzt sich Barbara Bürkle ans Piano und singt die traditionelle Version auf ihre Art. Jörg Sommer gab mit seinem und Michael Sommers selbst komponierten Stück "Light of the World" eine Kostprobe seines Könnens, wobei der Pianist mitsang. Zusammen mit TonArt und seiner Band machte er die Adventsstimmung perfekt. Lebendiger ging es dagegen bei "Jesus, Oh What a Wonderful Child" zu, denn das Publikum klatschte laut mit. Nach wenigen Sekunden sangen einige den Refrain mit. Eigentlich sollte auf "Amen" die Zugabe "Joy to the World" folgen.

Zum Motto des Abends wäre mit Jörg Sommer an der Orgel dem Konzert ein passender Ausklang zuteil geworden. Doch das Publikum wünschte sich mehr, und so gab Benjamin Schreijäg zu: "Da wir nichts mehr vorbereitet haben, wiederholen wir." Mit "Jesus, Oh What a Wonderful Child" entließen sie die Gäste feierlich eingestimmt in den ersten Adventabend.