Bauleiter Rainer Gumz auf der Hochbrückenbaustelle: Laut ihm war die Stadt Horb bereits im Juni 2019 über die zweijährige Vollsperrung informiert. Foto: Lück

Bauleiter Rainer Gumz über zweijährige Vollsperrung: "Wir haben die Stadt im Juni 2019 informiert".

Horb - War es eine Kommunikationspanne oder mangelnde Transparenz? Der Bauleiter der Hochbrücken-Baustelle Rainer Gumz sagt, man habe die Stadt bereits im Juni 2019 über die zweijährige Vollsperrung informiert. Das Rathaus informierte den Gemeinderat Mitte Dezember darüber und erklärt nun, man habe erst im November davon erfahren.

Rainer Gumz hatte ich zuletzt Ende Juli im Adler in Dettingen gesehen, bei der Versammlung von "Horb Aktiv". Wie begossene Pudel saßen er und sein Kollege Jörg Pfeifle - beide Bauleiter für die Hochbrückenbaustelle - vor den Händlern. Die waren mächtig sauer über die zweijährige Vollsperrung. Abgeladen wurde die Wut auf den Beiden. Avia-Tankstellenbesitzer Hans-Joachim Eckert war sauer über die Kommunikationspolitik. Er fragte damals: "Warum hat man die Vollsperrung so spät kommuniziert?"

Alternativen seien geprüft worden

Bei der Baustellenführung nach meinem Urlaub Anfang September treffe ich Rainer Gumz wieder. Meine Frage an ihn natürlich: "Seit wann wusste das Rathaus Bescheid über die zweijährige Vollsperrung?" Die Antwort von Gumz: "Wir haben im Juni 2019 der Stadt gesagt, dass wir für zwei Jahre vollsperren müssen." Da ich weiß, dass Gumz in Horb wohnt und sich natürlich über die Konsequenzen für seine Heimatstadt bewusst war, frage ich nach: "Ging es nicht anders? Hatten sie alle Alternativen geprüft, um Horb weniger zu belasten?" Gumz: "Natürlich. Wir haben alle Alternativen geprüft. Aber im Juni war klar: Es geht nicht anders. Die gewählte Bauweise und die dadurch entstehende lange Vollsperrung war alternativlos. Dann haben wir gleich informiert."

Fakt ist: Erst bei der Sitzung des Gemeinderates am 17. Dezember 2019 verkündeten Jörg Pfeifle und Rainer Gumz die schlechte Nachricht öffentlich. Sechs Monate, nachdem der Baustellenleiter laut seinen Worten die Verkehrsbehörde informiert hat.

Gemeinde gleichzeitig mit Öffentlichkeit informiert

Rathaus-Sprecherin Inge Weber dazu: "Die Stadtverwaltung Horb hat erstmals im Rahmen einer Baustellenbesprechung am 19. November 2019 davon erfahren, dass das Regierungspräsidium Karlsruhe statt einer bis dahin geplanten halbseitigen Sperrung, eine Vollsperrung der B 32 für unumgänglich hält. Daraufhin wurde umgehend ein Termin mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe vereinbart. Dieser fand am 3. Dezember 2019 statt. In der nächsten Sitzung des Gemeinderats am 17. Dezember 2019 wurde umgehend in öffentlicher Sitzung sowohl der Gemeinderat als auch die Öffentlichkeit informiert."

Wie hart diese Kommunikationspanne für die Händler ist, machte auf der Horb Aktiv Sitzung im Juli diesen Jahres genau zehn Tage vor dem Start der zweijährigen Vollsperrung zwischen Nordstetten und Horb ein Mann deutlich: Avia-Tankstellen-Besitzer Hans-Joachim Eckert. Er habe im Herbst viel Geld in eine neue Waschanlage investiert. Wenn er von der Vollsperrung gewusst hätte, hätte er diese Investition verschoben. Die Finanzierungsraten für solche Investitionen drücken natürlich doppelt, wenn zu den Baustellen und Staus auch noch die Corona-Umsatzeinbrüche dazu kommen. Viele Händler beklagen sich unter der Hand darüber, dass es viel Mühe kostet, die Kunden von den vielen Umleitungen trotzdem zu überzeugen, in ihr Geschäft zu kommen. Und das durch Mayk Herzogs einstürzende Altbauten jetzt auch noch der schnelle Weg raus Richtung Sulz blockiert ist, schrecke zusätzlich Kunden ab.

War das eine Kommunikationspanne oder handelt es sich um mangelnde Transparenz?

Luis Schneiderhan, Fraktionschef der OGL im Horber Gemeinderat: "Wir beobachten, dass die Vollsperrung nicht das einzige Thema ist, bei dem man dem Rathaus den Vorwurf einer Kommunikationspanne oder Intransparenz machen könnte. Die weiteren Gutachten für das geplante Gewerbegebiet Ahldorf liegen schon im Rathaus vor - doch diese Unterlagen werden an den Gemeinderat nicht herausgerückt!"

SPD-Gemeinderätin Viviana Weschenmoser: "Je frühzeitiger Transparenz stattfindet, desto besser. Es ist wichtig für die Bürger, gut informiert zu sein, um sich vorzubereiten."

CDU-Fraktions-Chef Michael Keßler: "Als die Information im Gemeinderat im Dezember von beiden Bauleitern vorgetragen wurde, hat mich das überrascht. Ich habe es damals so verstanden, dass diese Info erst im Dezember aufkam. Sollte diese Information schon früher bekannt gewesen sein, müsste man das aufklären!"

BiM-Fraktionschefin Christina Nuss: "Wenn sich das bestätigt, reiht es sich in Themen der letzten Zeit ein, die traurig machen: Die Altheimer und das geplante Güterverkehrsterminal, die Anwohner der Panoramastraße, die sich nicht richtig informiert fühlen oder den Ruhewald. Der Umgang mit dem Gewerbegebiet Ahldorf gehört bis heute auch dazu. So liegen die Gutachten seit Ende vergangenen Jahres bei der Stadt - und sie werden nicht herausgegeben. Es gibt offenbar ein Problem im Rathaus mit der Kommunikation und Transparenz. Und es ist von unterschiedlichsten Bürgern zu hören, dass sie sich vom Rathaus hintergangen fühlen."