Bildung: Das Martin-Gerbert-Gymnasium führt neue Regelungen für Umgang mit digitalen Geräten ein
Nur noch im Unterricht und in der Mittagspause dürfen Handys genutzt werden. Das Ziel dieser Umstellung: Die digitalen Medien sollen als Lernhilfe und als Werkzeug in den Unterricht eingebunden werden, aber nicht davon ablenken.
Horb. In den Pausen schauten die Schüler nur noch auf das Smartphone anstatt sich mit Klassenkameraden zu unterhalten oder gar auf die Toilette zu gehen. So beschreiben Lehrer des Martin-Gerbert-Gymnasiums die Situation vor den neuen Regelungen.
Mit diesen reagieren sie auf die zunehmend spürbare Unausgeglichenheit der Schüler, die das Gefühl haben ständig online sein zu müssen.
Madline Cabon, die Schulsozialarbeiterin, bemerkte diese Entwicklung und wollte etwas daran ändern.
Auch die erhöhte Abhängigkeitsgefahr war ein Grund dafür, so Bettina Göhner aus der Arbeitsgruppe für den Umgang mit Medien. Handys komplett aus der Schule zu verbannen, kam allerdings nicht in Frage. Sie seien heutzutage einfach ein Teil des Alltags.
Neben ihr und dem Schulleiter Georg Neumann beteiligten sich auch alle anderen Lehrkräfte an der Planung. Eltern und Schüler bezogen sie ebenfalls mit ein. Schüler nannten Alternativen, die sie sich für die Pausen wünschten. Damit Eltern sich keine zu großen Sorgen machen müssen, dürfen Schüler im Notfall einen Lehrer bitten, ihr Handy benutzen zu dürfen.
Als Neumann die Regelung nach monatelanger Vorarbeit einführte, reagierte nicht jeder mit Begeisterung.
Daraufhin wurde eine Ausnahme für die organisatorische Arbeit der SMV beschlossen, so Neumann. Zudem dürfen Oberstufenschüler ihre Handys in einem extra dafür vorgesehenen Raum nutzen, damit sie kein schlechtes Vorbild für jüngere Schüler seien.
Durch viele Vorgespräche seien sowohl Schüler als auch Eltern mittlerweile zufrieden.
Laut Göhner sollte ein "sinnvoller und verantwortungsvoller Umgang mit den digitalen Medien" gefördert werden. Wie diese Idee im Unterricht umgesetzt wird, erklärt sie am Beispiel Geografie. Dort fungieren Handys als Messgeräte für Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Lernvideos, so der Schulleiter, können Schülern in jeden Fach Inhalte erklären. Zum Teil erstellen Schüler auch eigene Videos. Wenn sie damit Referate vorbereiten, gebe ihnen das eine neue Motivation.
Französischlehrerin Eva Böhringer erzählt, dass sie im Rahmen dieser Umstellung selbst digitale Lernhilfen erstellt. Sie tausche sich dabei auch mit anderen Lehrer in Deutschland aus, wenn ein Quiz zum Vokabellernen, ein Lernkartensystem, oder ein Lernspiel entsteht. Auf Arbeitsblättern befindet sich ein QR-Code, den man scannt und mithilfe einer App öffnet. So kann jeder Vokabeln und Grammatikregeln in seinem eigenen Tempo lernen, so die Lehrerin. Sie habe beobachtet, dass ihren Schülern das Lernen so mehr Spaß bereite.
Da nicht jeder ein Handy besitzt, ist die Nutzung solcher Lehrprogramme freiwillig. Die Schule stellt zudem 50 eigene Tablets zur Verfügung.
Damit auch die Lehrkräfte mit der neuen Art der Mediennutzung umgehen können, wurden sie an einem pädagogischen Tag an das Thema Digitalisierung an Schulen herangeführt.
Bis jetzt seien mehrere Tausend Euro in diese Umstellung geflossen, unter anderem investierte die Schule in analoge Beschäftigungsmöglichkeiten für die Pausen.
Für eine gemütlichere Atmosphäre sorgen neue Sitzgelegenheiten, ein Bücherregal und Pflanzen. Wenn das Wetter mitspielt, gibt es genügend Möglichkeiten, sich draußen zu beschäftigen. Zum Beispiel Fußball spielen auf dem Schulhof. Drinnen wird die Gelegenheit zum Kartenspielen genutzt, zu dem sich Schüler aus allen Jahrgängen zusammenfinden.
Das Projekt wird nach und nach weiterentwickelt, denn alles auf einmal wäre zu teuer. Dazu, so Neumann, haben Spenden aus dem MGG-Lauf und Unterstützungen vom Förderverein beigetragen.
Im Zeichen der "sinnvollen und verantwortungsvollen" Mediennutzung liegen auch tagesaktuelle Zeitungen in der Aula aus. Unter anderem findet man dort den Schwarzwälder Boten.