Internet: Stadtspitze spricht sich gegen kreisweites "Backbone-Netz" aus / Vorschlag: Zweckverband

Der Gemeinderat ist gegen die Beteiligung am Backbone-Netz des Landkreises. Vorerst zumindestens.

H orb/Freudenstadt. Großes Thema im Gemeinderat am Dienstag: Soll Horb auch am Backbone-Netz des Landkreises angeschlossen werden?

OB Peter Rosenberger hat dazu eine klare Antwort: Nein. Das Stadtoberhaupt: "Wir glauben, dass es immer weniger nötig wird, selbst ein Backbone-Netz aufzubauen. Es muss an das übergeordnete Netz angeschlossen werden. Wir sind es schon. Es kann nicht sein, dass die Kosten für dieses Backbone-Netz allen Kommunen im Landkreis aufgedrückt wird. Wer will, soll sich einem Zweckverband anschließen. Dann zahlen von den Kommunen nur die Nutzer des Backbone-Netzes. Für Horb sehen wir keinen Nutzen, das Projekt würde uns mehrere Millionen Euro kosten."

Das Backbone-Netz des Landkreises. Es soll zwischen 30 und 34 Millionen Euro kosten. Ein Glasfaser-Ring, der mega-schnelles Internet an Verteilpunkte liefern soll. Doch profitiert Horb davon?

Die Stadtverwaltung sagt Nein. In der Drucksache heißt es: Die beiden Anknüpfungspunkte für die Stadt Horb liegen dabei auf einer Trasse, an welche von Seiten der Stadt bereits angebunden wurde. Hier wird das bestehende Breitband-Netz für Horb jetzt schon angezapft und angemietet. "Die Trassenführung ist nicht so gewählt, dass noch nicht angeschlossene Gebiete wie der Haidenhof bei Dießen oder der Priorberg bei Dettingen über das geplante Backbone an eine bessere Versorgung angebunden werden könnten. Ohne eine Überplanung hat die Stadt Horb durch den beabsichtigten Ausbau keinerlei Vorteile."

Gemeinderat Daniel Wochner (FDP) sagte in der Ratssitzung: "Wir haben gerade eine neue Bundesregierung. Die denkt über eine Absicherung der Breitbandversorgung nach, die nicht den Kommunen zur Last fällt. Man kann dem Landrat nur raten, ein bisschen die Allrad-Bremse einzulegen und zu warten, was seitens der Bundesregierung kommt."

Stadtrat Michael Theurer (FDP), der die aktuellen Entwicklungen in Berlin als Bundestagsabgeordneter aus nächster Nähe beobachtet, sagt: "Einen Schnellschuss fände ich da im Moment in jedem Falle falsch." Ähnlich sieht es Dieter Rominger-Seyrich (SPD): "Es gilt, die politische Entwicklung abzuwarten." Und Fraktionskollegin Viviana Weschenmoser findet: "Heute kann man gar nicht davon ausgehen, dass Glasfaser in 25 Jahren noch der geeignete Zugang ist. Glasfaser könnte der Dieselmotor der Breitbandtechnik werden."

Und noch ein Punkt erhöht die Skepsis des Horber Gemeinderats. Rosenberger: "Ich glaube, vielen ist noch nicht klar, dass mit dem Backbone-Netz der schnelle Internet-Anschluss in der eigenen Kommune noch nicht bezahlt ist."

Eckardt Huber, Chef der Stadtwerke und zuständig für den Breitbandausbau in Horb: "Derzeit sorgen wir dafür, dass wir über Glasfaser bis zu den Verteilerkästen ein schnelles Internet hinbekommen. Für höhere Internetgeschwindigkeiten für die Nutzer in den Häusern braucht es irgendwann einmal Glasfaser bis ans Haus. Das würde für Horb zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten – wenn wir parallel mit anderen Leitungen diese Glasfaser verlegen. Wenn wir nur die Glasfaser zu den einzelnen Häusern bringen, wäre das doppelt bis anderthalb mal so teuer."

ULH-Fraktionschef Hermann Walz, ehemaliges Mitglieder der Breitband-Bürgerinitiative von Talheim: "Ich weiß noch, wie das nachgemessen wurde in Barbel-West. Über das Kupferkabel sind da 98000 M/bit an Datendurchsatz möglich – ein passabler Wert!"

Stadtoberhaupt Rosenberger: "Alle führenden Wissenschaftler sagen: Die nahe Zukunft für die Erhöhung des Internet- Tempos auch für Privatnutzer liegen in der Glasfaser bis zum Haus. Ein Backbone-Netz hilft da nur kurzfristig." Deshalb hat er schon einen Termin mit Landrat Klaus-Michael Rückert: "Wir werden mit ihm noch einmal ein Gespräch über den Breitband-Ausbau führen. Dabei wird unser technisches Know-How mit den Stadtwerken mit am Tisch sitzen."

Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich zu, dass für das Backbone-Netz ein Zweck- verband gegründet wird. Und das es nicht über die Kreisumlage finanziert wird. Bei der Abstimmung gab es vier Enthaltungen.