Funktional und robust, aber auch schön? Die neuen Urnenstelen auf dem Horber Friedhof gefallen nicht jedem. Foto: Hopp

Zu monumental und klobig? Besucher kritisieren neue Urnenstelen. Zeitler: alles eine Frage des Budgets.

Horb - Schön oder hässlich? Funktional oder künstlerisch? Die neuen Urnenstelen sorgten schon vor ihrer Einweihung für Diskussionsstoff.

Da stehen sie nun. Ein viereckiger Platz in Grau. Vier graue Stelen. Die Platten, die die Urnen verschließen sollen, in Schwarz. Die Stelen sind im Quadrat aufgestellt, davor am Eingang stehen zwei schwarze, riesige Vasen.

Urnenstelen bieten die Möglichkeit, Urnen mit der Asche des Verstorbenen oberirdisch beizusetzen. Doch schon seit Wochen stört die für Horb gewählte Architektur manche Friedhofsbesucher. Elisabeth Steimle: "Ich finde die Gestaltung voll daneben. Erst einmal wurde der falsche Platz für das Feld gewählt. Wenn ich mir die Gestaltung anschaue, fühle ich mich an das Nürnberger Parteitagsgelände erinnert. Dazu kommt, dass durch die verschiedenen Ebenen des Platzes überall Stolperfallen sind, was ganz gefährlich ist."

Ein harter Vorwurf. Der Schwarzwälder Bote machte gestern gegen 14.30 Uhr eine Spontan-Umfrage auf dem Friedhof. Eine Frau aus Horb: "Ich finde die Stelen absolut schrecklich." Eine Besucherin aus Stuttgart: "Das passt hier überhaupt nicht her und sieht furchbar aus." Ein Besucher: "Mitten auf dem Friedhof sind die Stelen viel zu monumental." Eine andere Besucherin sagt: "Ob das hier wirklich reinpasst, wage ich zu bezweifeln. Ich finde die ganze Anlage ein bisschen zu klobig."

Auch FD/FW-Gemeinderat Jürgen Poppitz hatte die Urnenstelen schon im Gemeinderat kritisiert. Der Steinmetz-Meister hatte im Städtebau- und Sanierungsausschuss kritisiert, warum man den zentralen Platz im Friedhof mit Betonplatten zugepflastert habe.

Und wer sich auf anderen Friedhöfen umschaut, wird feststellen, dass es wirklich dezentere Möglichkeiten gibt, Urnenstelen geschmackvoll zu gestalten. In Salach (bei Göppingen) ist beispielsweise ein Teil der Stelen in rötlichem Sandstein gehalten und entlang einer Mauer platziert. Ein Glasdach spendet Schatten, Pflanzen umspielen die Stelen und die Platten, hinter denen die Liebsten liegen.

Heute wird das Urnenstelenfeld ab 10 Uhr von Bürgermeister Jan Zeitler eingeweiht. Pfarrer Elmar Morein und Michael Keller werden die Urnenstelen weihen. Gestern sagte Zeitler auf Anfrage: "Über Geschmack lässt sich natürlich immer streiten. Doch die Stelenart ist auch in anderen Städten zu finden."

Für die Stadt hatten andere Kriterien hohe Priorität: Preis, Funktionalität und Robustheit. "Wir müssen uns um viele Friedhöfe im Stadtgebiet kümmern. Unser Budget ist sehr begrenzt. Wir hätten auch lieber Marmor gehabt. Doch mehr war nicht zu machen. Und ich finde, die Umsetzung ist gelungen."

Auch die Kritik, dass kein Gremium über die Art der Stelen entschieden hat, weist Zeitler zurück: Für den SBS sei die Investitionssumme von 50.000 Euro zu gering gewesen. "Das ist ganz klar ein Geschäft der laufenden Verwaltung."

Was Zeitler noch wichtig ist: Die Gestaltung ist noch nicht abgeschlossen: "Es kommt noch Blumenschmuck und eine Hecke. Wir waren zeitlich unter Druck. Am 20. Mai ist die erste Einsetzung."