Foto: Schwarzwälder-Bote

Shitstorm: Internet-Nutzer kritisieren Stadt für Beschluss-Vorschlag

Von Ralf Klormann

Horb. Auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Horb" häufen sich ärgerliche Kommentare. Dabei war es eigentlich keine allzu überraschende Neuigkeit, die dort zu lesen steht: Horb wird weder kurz- noch mittelfristig ein Freibad bekommen. Diesen Beschluss wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Dienstag auf Empfehlung der Stadtverwaltung wohl fällen.

Ein Beschluss, der als absehbar gelten konnte – und für den klare Argumente auf dem Tisch liegen: Eine Machbarkeitsstudie, die jährliche Verluste in Höhe von rund 27 0 000 Euro durch Betriebskosten prognostiziert.

Eigentlich ein klarer Fall – der dennoch für reichlich Ärger in den sozialen Netzwerken sorgt. So attackiert beispielsweise Peter M. ganz direkt die Entscheidungsträger im Rathaus: "Kaserne kaufen, Neckarcentrum bauen, Grünprojekt machen, Lärmaktionsplan umsetzen, für alles ist Geld da, aber mal was Sinnvolles wie Freibad mit Saunalandschaft ist nicht machbar, wie wäre es mal mit einer neuen Stadtspitze?"

Daniela D. ätzt mit unverkennbarem Sarkasmus: "Kein Kino, kein Freibad, das spricht doch sehr für die Freizeitgestaltung in Horb." "Das war ja zu erwarten", meint dagegen Viktoria R. resigniert.

Noch häufiger findet sich das Symbol des nach unten gerichteten Daumens und die schlichte Bemerkung "Schade".

Thomas S. sieht die Sachlage indes ganz anders – und spart dennoch nicht an Kritik. Er schreibt: "Vernünftige Entscheidung, nur wie bei der öffentlichen Hand üblich nicht vernünftig vermittelt. Das Problem sind sicher nicht die Baukosten, sondern der spätere Unterhalt. Was hätten wir von einem Freibad, das dann in Kürze wegen ausufernder Unterhaltskosten geschlossen werden müsste."

Und Ursu L. geht sogar so weit, die Flüchtlingskrise für ihre Argumentation mit ins Boot zu holen. "Die Stadt will die Jugendlichen nicht, denn sie tut alles, damit sie nicht kommen. Aber für Flüchtlinge sogar neu bauen!", ärgert sie sich.

Die Flüchtlingskrise kostet Deutschland Geld. Die Freibad-Krise in Horb ist durch Geld entstanden. Na, klingelt es? Ist doch klar, dass diese Krisen zusammenhängen müssen!

Herausgefunden hat das ein cleverer Facebook-Nutzer, der sich ärgert, weil für Flüchtlingsunterkünfte in Horb Geld vorhanden sei – für ein Freibad aber nicht. Der logische Umkehrschluss: Ohne Flüchtlinge bekäme die Neckarstadt sofort ihr Schwimmbecken. Und das ist längst nicht alles.

Wer im Internet recherchiert, erkennt: Flüchtlinge sind für alle Miseren verantwortlich! Obdachlosigkeit gibt es zum Beispiel erst, seit Hundertausende Asylbewerber ins Land gekommen sind. Warum wohl sonst fordern erst seit Beginn der Flüchtlingskrise etliche Menschen Hilfe für Wohnungslose? Das muss doch zusammenhängen!

Überhaupt sind Flüchtlinge an allem schuld. An Arbeitslosigkeit, sämtlichen Verbrechen, schlechtem Wetter.

Wie bitte? Das hat mit Asylbewerbern nichts zu tun? Blödsinn! Vor der Flüchtlingskrise gab es schließlich keine Kriminalität, keine Armut, Vollbeschäftigung und immer Sonnenschein. Und jeder Wunsch – wie jener nach einem Freibad – wurde stets sofort erfüllt. Stimmt’s?

Laut Machbarkeitsstudie liegen die Investitionskosten für ein separates Freibad bei 3,74 Millionen Euro brutto, bei einem Freibad als Kombibad mit dem bisherigen Neckarbad bei 3,02 Millionen Euro. Durch die Betriebskosten würde die Stadt bei der erwarteten Besucherzahl pro Jahr 270 000 Euro Verlust einfahren.