Eva Wilk hat viel Spaß an ihrer Rasselbande: Mike, Maxim und Nevio fühlen sich sichtlich wohl bei der Tagesmutter. Foto: Hopp

Eva Wilk und ihre Rasselbande: Morgens um 5 Uhr der erste Anruf. Das letzte Kind bleibt bis nach Feierabend.

Horb - Du klingelst und hörst schon im Treppenhaus das Kinder-Geschrei. Plötzlich huscht Eva Wilk vorbei: "Einer der Jungs hat ein Auto runtergeschmissen." Willkommen bei einer Tagesmutter!

Der Tageselternverein hatte vermeldet, dass inzwischen 3,3 Kinder auf eine Tagesmutter kommen. In den letzten 15 Monaten gab es einen Zuwachs von 60 Prozent bei den U-3 Kindern. Deshalb sucht der Verein dringend neue Tageseltern (wir berichteten).

In der Wohnung riecht es nach Nudelwasser. Maxim sitzt auf seinem Stuhl und spielt ruhig mit seinem Auto. Mike und Nevio toben munter und laut durch den Flur. Tagesmutter Wilk lacht: "Das sind meine Tornado-Jungs."

Seit sieben Jahren ist sie Tagesmutter. Sie erzählt: "Nachdem meine Kinder aus dem Haus ausgezogen sind, hat mir das gefehlt." Dazu hatte sie ihre Tätigkeit als Bauzeichnerin und Büro-Fachkraft verloren. Also hat sie beschlossen, Tagesmutter zu werden.

Dann steht sie auf: "Das Nudelwasser!" Und entschuldigt sich: "Normalerweise koche ich, wenn die Kinder schlafen."

Auf dem Rückweg gleich das nächste Problem. Eine Schraube ist kaputt, behaupten Nevio und Mike. Doch die Racker haben nur wieder am Spielgerät was rausgeschraubt.

Wie fühlt sich das an? Wilk sagt: "Ich habe immer gerne im Büro gearbeitet. Doch im Gegensatz dazu kann man als Tagesmutter nicht abschalten wie im Büro nach Feierabend. Du nimmst die kleinen oder großen Probleme der Kinder mit, und denkst drüber nach." Und scherzt: "Das Geld, was ich hier verdiene, gebe ich für meinen Fitness-Sport und die Kosmetikerin aus. Den Rest kann mein Mann Harald bezahlen." Der arbeitet bei einem Automobilunternehmen in Sindelfingen und kommt zwischen 17 und 18 Uhr zurück nach Horb.

Eva Wilk: "Bis auf ein Mädchen. Das bleibt einmal die Woche bis 20 Uhr. Meinem Mann macht das nichts aus. Ich habe das Gefühl, sie scheint ein Liebling von ihm zu sein."

Doch wie sieht der Alltag einer Tagesmutter aus? Beispiel Freitag. Morgens um 5 Uhr ruft Mutter Alessia an, dass Nevio nicht kommt. Er habe die ganze Nacht geweint. Wilk: "Ich habe ihr dann vorgeschlagen, falls es ihm besser geht, dass sie mit ihm vorbeikommt."

"Man braucht viel Geduld und muss Kinder lieben"

Normalerweise holt sie Nevio morgens um 6.15 Uhr ab. In der Nähe der Bushaltestelle, wo Mutter Alessia Wagner zur Schule fährt. Sie lernt Kinderpflegerin und sagt: "Ich bin froh, dass es Eva gibt. Nevio fühlt sich wohl hier." Sie kam zur Tagesmutter, weil die Kita-Plätze in Horb alle voll waren. Wagner: "Von meiner Schule bin ich um 17 Uhr wieder zu Hause." Um 14 Uhr bringt Wilk den Kleinen dann zu seinem Patenonkel.

Wenn man Nevio jetzt so sieht, ist von den nächtlichen Knieschmerzen nichts zu merken. Fröhlich kräht er: "Maxi-Auto, Nevio Auto". Dreht neugierig mit blitzenden Augen an einem Kugelschreiber.

Maxim ist um 7.30 Uhr gekommen. Mikes Schwester kommt von 13.30 bis 17 Uhr. 13 Uhr noch ein Kind von der Hohenbergschule. Wilk sagt: "Ich muss immer meinen Kalender dabei haben, sonst wird das nichts."

So sehr sie die Kinder auch liebt – am Wochenende herrscht Ruhe. Die Tagesmutter: "Das brauchen wir für uns. Wir müssen die Wohnung aussaugen und putzen und auch mal durchschnaufen. Seit gestern bin ich auch Oma geworden. Und mein Enkelkind will ich auch sehen."

Und kann sie den "Job" als Tagesmutter empfehlen? Eva Wilk: "Man muss großen Spaß an Kindern haben. Man braucht viel Geduld und muss Kinder lieben. Und ganz wichtig ist es, sehr eng mit den Müttern zu kommunizieren."

Dann klingelt es an der Tür. Die "Tornado-Jungs" toben los. Man hört nur: "Ist es Maxim-Mama oder Mike-Mama?" Doch es war offenbar Fehlalarm.

Ganz schön anstrengend. Doch wer ins Gesicht von Eva Wilk schaut, hat das Gefühl, die Tätigkeit einer Tagesmutter bringt jede Menge Erfüllung und Freude zurück.