Kultur: Die Kabarettistin Lisa Catena philosophiert im Kloster über schweizerische und deutsche Langsamkeiten

Lisa Catena knackte im gut besuchten Horber Kloster den von ihr erfundenen "Panda Code". Die Schweizerin Catena besitzt neben der buchstäblichen eidgenössischen Behäbigkeit auch jede Menge Temperament, das sie von ihren italienischen Verwandten geerbt hat.

Horb. Im Kloster setzte Catena neue Akzente in Punkto politisches Kabarett. Für viele ist dieses Genre so eine Art Königsklasse der gehobenen Unterhaltung, obwohl der vortragende Künstler seine Zutaten ja frei Haus über die Medien geliefert bekommt. Er muss nur noch ein bisschen aufpassen, sich von allem das Beste heraussuchen und möglichst einen Gag darum basteln – und fertig ist ein abendfüllendes Programm. Hört sich prima an, und stimmt in weiten Teilen.

Die Satirikerin setzte jedoch ordentlich einen drauf und hatte sich sogar in lokalpolitischen Gegebenheiten etwas eingearbeitet.

"Vorurteile gegen Ausländer – das geht ja wohl gar nicht! Aber Vorurteile gegen Freudenstädter, das passt auf jeden Fall", stellte sie fest. "Wir Schweizer kennen sowas überhaupt nicht – wir haben Vorurteile gegen alles", merkte sie dazu an.

Sie riet ihrem Publikum auch dringend: "Lassen Sie sich Ihre Meinung nicht von Fakten verderben." Was sie so unter Fakten verstand, das hatte sie sich in einem Buch notiert. "Das Buch Genesis ist nicht die Lebensgeschichte von Phil Collins und der 30-jährige Krieg nicht die nächste Stufe nach der silbernen Hochzeit" lauten zwei ihrer Beispiele.

Nach Horb sei sie gekommen, weil Mr. Trump gerade die Schweiz unsicher mache und sie nicht gleichzeitig mit dem amerikanischen Präsidenten in einem Land sein wolle. "Da finde ich es in Horb viel besser", verriet sie und kassierte allein für diese Behauptung einen satten Applaus. Ihr Vorschlag, Baden-Württemberg möge doch als weiterer Kanton der Schweiz beitreten, fand dagegen eher ein geteiltes Echo. Auf Deutschland insgesamt ist die Schweizerin jedoch nicht wirklich gut zu sprechen. Grund dafür ist, dass die Deutschen den Schweizern nun auch noch ihr einziges Alleinstellungsmerkmal, die Langsamkeit, streitig machen. Die Deutsche Bahn, der Bau der Elbphilharmonie und des Flughafens in Berlin wären langsamer als jedes Schweizer Bergbähnli. "Aber vielleicht halten die sich alle an den alten Grundsatz, den sie vom Sex her kennen: Je länger man es hinauszögert, je geiler ist es."

Dass sich die ganze Welt im Auf- und Umbruch befindet, machte Lisa Catena an folgenden Umständen fest: Eine Schweizerin macht Kabarett, Bayern wählen die Grünen und Engländer schreiben Kochbücher. Abstruser geht’s langsam nicht mehr. Auch die Italiener mit ihrer mediterranen Lässigkeit und ihrem Fatalismus, die bei jedem Fauxpas nur mit der Schulter zucken und "ääh" sagen, bekamen ihr Fett ab.

"Nie wurde ein Tribunal wegen der Kriegsverbrechen in Italien geführt. Heute kann man Mussolini-Kochschürzen und Hakenkreuz-Tassen in den Souvenirläden verkaufen, und Alessandra Mussolini, die Nichte des Duce, macht Europapolitik", zählte sie auf. "Das wäre in etwa so, als ob die AfD mit Gretel Hitler in den Wahlkampf ziehen würde – in Deutschland undenkbar, in Italien ganz normal".

Auch wären die italienischen Männer so faul, dass die Bevölkerung, trotz staatlich verordnetem Bunga-Bunga, langsam ausstirbt. "Bald sieht man uns nur noch im Völkerkundemuseum. Einige Modelle dafür gibt es schon. Beispielsweise Donatella Versace und Silvio Berlusconi."

Doch was hat das alles mit Panda-Bären zu tun hat? Mehr als man denkt!

Italien ist nach Ansicht der Satirikerin ein Panda-Land. Und im Land des Pandas wird alles verziehen. Barack Obama oder der Dalai Lama sind Panda-Menschen, die ebenfalls tun könnten was sie wollten, doch der Herr Trump dagegen sei ein Laubfrosch-Mensch, den niemand wirklich wolle.

Die Schweizerin teilte die Welt und das Geschehen rund um den Globus in schleimige Frösche und knuddelige Pandas ein. Zudem ist sie der Meinung, dass Kühe am Klimawandel schuld sind. Auch hält sie eine allgemeine Massenhysterie für extrem praktisch. "Was glauben sie, wie viel Gesetze, allein für die Überwachung, wegen der Hysterie um die Zuwandererwelle einfach nur durchgewunken wurden?"

In ihrem Fazit stellte sie fest, dass eine Erde ohne Menschen gut für die Umwelt wäre, doch man nicht nur dorthin schauen sollte, wo am lautesten geschrien wird.

Was die mehrfach preisgekrönte Kabarettistin mit nach Horb brachte, das war Satire die zum Nachdenken anregte, obwohl vordenken oft viel besser wäre. Oder anders gesagt – sie erzählte was vom Leben.