Das Fenster im Hintergrund ist die Quelle neuen Ärgers: Jan Zeitler, Volkhard Bähr und Thomas Hellener (von links) bei der Info-Veranstaltung im Schulzentrum. Foto: Hopp

Im Schul-Neubau in Horb wurde falsches Material verbaut. Rathaus prüft Klage. Gesamtkosten noch unklar.

Horb - Im Raum G 106 im Neubau des Schulzentrums gibt es eine bislang unbekannte Stelle, an der Formaldehyd austritt: die Fensterrahmen. Jetzt steht eine weitere Sanierung an, und die Stadt prüft, ob es dafür von der Baufirma Kostenerstattung wegen "versteckter Mängel" gibt.

Es ist eine Info-Veranstaltung für Gemeinderäte vor der nicht-öffentlichen Sitzung des Verwaltungs- und Technikausschusses. Hier steht auch auf der Agenda, so Bürgermeister Jan Zeitler, wie man mit der Sanierung weiter voranschreitet.

Der städtische Architekt Thomas Hellener steht im Raum: "Die Decke ist aus Gipskarton, die Wände auch. Nachdem auch die Möbel ausgeräumt wurden, habe ich quasi aus Verzweiflung mal die Fensterkonstruktion angebohrt. Und siehe da: Hier kommt die Formaldehybelastung her." Die Rahmen rund um die Fenster sind aus verleimten Schichtholz. Entweder, so Hellener, wurde Leim mit viel Formaldehyd als Bindemittel benutzt oder die Lacke sind schuld.

Hellener: "Die Messungen haben ergeben, dass die Ausstrahlung von Formaldehyd, wenn die Sonne draufscheint, bei über 0,2 mg/Kubikmeter Luft liegt. Jetzt, in den Wintermonaten, liegt die Belastung bei 0,09 – also unter dem Richtwert von 0,12 mg. Das heißt: Jetzt ist das weniger ein Problem, aber wir sollten die Rahmen auswechseln, bevor die Sonne wieder stärker scheint."

Gemeinderat Daniel Wochner (FD/FW) will wissen, ob man die Kosten über die Gewährleistung wieder reinholen kann. Hellener: "Wir prüfen das gerade. Die Gewährleistung läuft normalerweise über fünf Jahre und dürfte abgelaufen sein. Möglicherweise könnte das aber ein versteckter Mangel sein. Wir richten uns dort auf eine juristische Auseinandersetzung ein."

Auch die Bodenbeläge sollten gleicht gemacht werden

Und die Marschrichtung für die weitere Sanierung gibt Hellener auch bekannt: "Wir wollen im April hier einsteigen, damit wir in den Sommerferien 2014 damit fertig sind."

Im Altbau müssen alle Wände und Decken mit Spanplatten raus. Bei den Decken war das Problem, dass bei den gegossenen Betonformen die Schalung aus Formaldehyd-belasteten Spanplatten einfach drin gelassen wurde (sogenannte "verlorene Schalung"). Hellener: "Wir haben einmal diese Schalung sozusagen abgedichtet und mit Gipskarton verkleidet. Bei einem anderen Raum haben wir die Schalung rausgeklopft. Das dauert zwar zwischen zwei und vier Tagen, ist unterm Strich aber billiger."

Apropos Kosten: Die hat Hellener noch nicht komplett ermittelt. Die will der Stadtarchitekt im Dezember zu den Haushaltsberatungen vorlegen. Und wegen der Klopfarbeiten sowie den Räumen, wo die "verlorene Schalung" inzwischen entfernt wurde und die Schüler dennoch unterrichtet werden, erwartet der Stadtarchitekt eine "ziemliche Jonglage" bei der Formaldehydsanierung.

Und weil die Decken ohnehin gemacht werden, hofft man im Rathaus auch, dass gleich die Beleuchtung neu gemacht werden kann. Laut Hellener gibt es für die energiesparende LED-Beleuchtung einen Zuschuss von Bundesumweltministerium von 40 Prozent. Der Stadtarchitekt: "Den Antrag haben wir gestellt. Ob wir das Geld bekommen, lässt sich derzeit nicht sagen."

Auch die Bodenbeläge sollten gleicht gemacht werden, so Realschulrektor Heiner Kist: "Die müssen wir im Auge behalten. Die sind zum Teil durchgescheuert, sodass der Estrich rauskommt." Auch die Frage von Gemeinderat Volkhard Bähr (SPD), ob man nicht lieber Linoleum nehmen sollte, um Stauballergien zu vermindern, antwortet der Stadtarchitekt: "Das könnte den Nachteil haben, das gerade durch die glatte Oberfläche des Linoleums der Staub erst recht aufgewirbelt wird. In einem Teppichbelag bleibt der Staub drin, und wenn man ihn gut pflegt, dann besteht weniger Risiko für Allergiker."