Auch auf dem Hohenberg fanden die Bauplätze großen Absatz, nachdem es anfangs etwas hakte. Foto: Hopp

Mietwohnungen und Bauplätze in Horb anhaltend gefragt. Fast jeder Preis für Immobilien akzeptiert.

Horb - Vor etwa zehn Jahren überlegten sich die Kommunen zwei Mal, ob sie ein neues Baugebiet ausweisen. Doch derzeit gehen die Bauplätze und Wohnungen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

"Richtung Schwarzwald wird es schwieriger, doch in Horb gibt es Anfragen ohne Ende", so die Beobachtung von Tilman Stroh, dem ersten Vorsitzenden des Haus- und Grundeigentümervereins in Horb. Allerdings: "Die Wohnungen dürfen kein Schrott sein". Sein Vorgänger, der Immobilienexperte Manfred Bok, ergänzt: "Wohnungen in einfacher Ausstattung fehlen in Horb".

Die Nachfrage ist hoch, das Gleiche gilt aber auch für die Preise. So sind die Handwerker aufgrund der hohen Nachfrage stark ausgelastet, was sich in höheren Preisen niederschlägt. Aber auch die Preise für Bauplätze haben deutlich angezogen: "In Nordstetten bekommt man beispielsweise für unter 2800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für eine Eigentumswohnung nichts mehr", erzählt Stroh zum Baugebiet hinter der Brunnenstraße. Für private Bauplätze geht er für Nordstetten von deutlich mehr als 200 Euro je Quadratmeter aus. Der letzte Bodenrichtwert von 2012 liegt bei 145 Euro.

Der Nachfrage tut das aber keinen Abbruch. In Ahldorf sei ein riesiges neues Baugebiet bereits vor der Erschließung zur Hälfte verkauft. Auch im Nordstetter Gebiet "Südliche Schulstraße" ist der Andrang groß. "Für die 40 Bauplätze gibt es 70 Bewerber", erzählt Ortsvorsteherin Edith Barth. Nordstetten habe 20 Jahre kein Baugebiet gehabt, sondern lediglich Innenortsentwicklung. "Zum Teil fragen Leute schon seit 20 Jahren an", weiß Edith Barth. Nordstetten habe eine Top-Lage und -Infrastruktur. "Das zieht junge Familien an", freut sich die Ortsvorsteherin.

Schwerer zu verkaufen sind Bauplätze in Talheim oder Grünmettstetten. "Die Leute gehen dann gleich in Richtung Nagold", weiß Bok.

Im Bereich Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser passiere in Horb zu wenig, sagt Stroh: "Horb ist für Investoren unattraktiv." In Tübingen sei der Grunderwerb teurer, aber die Mieteinnahmen höher, so dass die Rendite dort attraktiver sei. In Stuttgart sei man allerdings bereits im spekulativen Bereich, in München könne man gar von einer Immobilienblase reden. Man solle potenzielle Investoren in Horb nicht durch zu hohe Auflagen abschrecken, sagt Stroh.

Was Manfred Bok auffällt: "Es wird fast jeder Preis akzeptiert." Die Menschen flüchteten in Betongold, da sie für ihr Erspartes auf der Bank kaum Rendite zu erwarten hätten. Doch das sei nicht immer das Allheilmittel. "Die Leute sehen oft nur eine zweiprozentige Rendite, berechnen aber den Wertverlust der Immobilie nicht mit ein", sagt Bok. Generell gelte die Regel, mindestens ein Drittel des Kaufpreises über Eigenkapital zu decken. Bei einem sehr guten Verdienst könnten auch 20 Prozent reichen, ergänzt Tilman Stroh.

Er sieht den Erwerb einer Immobilie durchaus als sinnvolle Geldanlage zur Altersvorsorge. Aber: "Wer 50 oder älter ist, sollte den Kauf komplett über Eigenkapital abdecken, also keinen Kredit dafür aufnehmen müssen." Spätestens mit 60 sollte die Immobilie schuldenfrei sein und dann zusätzliche Erträge erwirtschaften. Damit das gelingt, sei die Wahl des richtigen Standorts entscheidend. Zudem sei eine Rücklage für Instandhaltungsarbeiten und die Kreditkosten wichtig.

Die Niedrigzinsen seien zwar sehr attraktiv, trotzdem sei das Gesamtpaket der Baukosten derzeit relativ teuer, warnt Bok. Seine Maxime lautet wie folgt: "Immobilien sind nicht die beste, aber die sicherste Anlage. Denn nicht Wohnen geht nicht."

Grundsätzlich sei es begrüßenswert, Baulücken im Innenbereich zu schließen, auch wenn das meist ein langwieriges Unterfangen sei. Allerdings gehe es nicht ohne neue Baugebiete, so Stroh – schon alleine wegen den jungen Familien, die sich ihren Traum vom eigenen Häuschen nach ihren Wünschen verwirklichen wollten.

Derzeit kommen vor allem junge Familien aus dem Raum Stuttgart in den Raum Horb, die zum einen die Natur schätzen, aber auch hier deutlich günstigere Bauplätze als im Ballungsraum der Landeshauptstadt vorfinden.

Die Stadt, so Tilman Stroh, müsse sich daher für die nächsten zehn Jahre rüsten, um ihre Attraktivität zu erhöhen. Hierzu zählt er den Ausbau des ÖPNV und den Ankauf von innerörtlichen Gebäuden. Diese, ergänzt Bok, sollten abgerissen und die Flächen verkauft werden, möglichst in einem Quartier und nicht einzeln. So könne die Nachfrage befriedigt werden, sagt er mit Verweis auf Rottenburg, wo die Stadt das DHL-Areal erworben hat. "So hat Rottenburg Entwicklungspotenzial und ein Vermögen".

Tilman Stroh plädiert dafür, auch Mischformen auszuprobieren. So könnte er sich ein Seniorenwohnen gut unter dem selben Dach vorstellen, unter dem auch eine junge Familie wohnt.

Und noch ein Tipp: "Nicht jeder Preis sollte akzeptiert werden, egal ob als Käufer oder Verkäufer. Haus und Grund berät hier gerne", sagt Tilman Stroh.