Ralph Zimmermann (von links), Andreas Stark, Andreas Glück und Ernst Wolf beim Aschermittwoch der FDP Foto: Lück

Andreas Glück (FDP): "Auch politische Gegner sollen vorsingen". Kritik an SPD und Grüne.

Horb-Nordstetten - "Ich bin so frei, ich sing dann mal." Gesagt, getan. Beim politischen Aschermittwoch der Kreis-FDP greift Andreas Glück zur Gitarre und stimmt das Lied "Mir im Süden" an. Der EU-Spitzenkandidat der Landes-FDP fordert: "Lasst alle Kandidaten etwas vorsingen!"

Es ist 21.43 Uhr. Glück hat gerade im Schützenhaus unter den Scheiben seine Rede beendet. Geht in den Raum gegenüber der Theke und holt die Gitarre raus. Und dann stimmt er die Schwabenhymne an: "Wir haben nicht so viel Humor wie die Bayern, in Rheinland und Westfalen kann man auch viel besser feiern." Die Zuhörer gucken erst, dann klatschen sie mit. Und als er dann den Refrain anstimmt, wird auch mit gesummt: "Mir im Süden stellen die hochwertigeren Kraftfahrzeuge her, mir im Süden brauen das bessere Bier, im Pott und an den Deichen kann uns keiner das Wasser reichen! Deutschland, gib nicht auf. Denn du hast ein kleines Volk im Süden, das hat’s ein kleines bisschen besser drauf."

Was ein Auftritt! Und der Start in einen Wahlkampf à la "Brüssel sucht den Superstar?" Glück fordert seine politischen Gegner zum Song-Contest auf: "Ich würde es begrüßen, wenn auch die politischen Gegner etwas vorsingen. Dann ist die Auseinandersetzung eine ganz andere. Sie ist weniger scharf und mehr humorvoll."

Glück will ins EU-Parlament. Egal, ob es was mit dem Song-Wettbewerb-Wahlkampf wird. Packt er im Plenum die Gitarre aus, wenn er es schafft? Glück: "Wenn es soweit ist, überlege ich es mir mit der Gitarre. Zuerst wird für das Mandat gearbeitet."

Doch woher kommt das musikalische Talent? Glück: "Ich war früher Keyboarder in der Münsinger Band ›Can Do‹. Wir waren sogar Vorgruppe von Wolle Kriwanek (Badwanna Blues)."

Und für FDP-Kreischef Ernst Wolf ist der Song von Glück das Highlight: "Was für ein Glück. Das ist unser erster politischer Aschermittwoch mit Musik."

Trotz der Musik, ging es an diesem Aschermittwoch verbal heftig zur Sache. Glück greift die Landtags-Grünen heftig wegen des Fahrverbots in Stuttgart an: "Der Verkehrsverhinderungsminister lässt mit Absicht zu unseren Ungunsten die Schadstoffe messen. Dann stehen die Grünen da und beteuern scheinheilig: ›Wir wollten Fahrverbote verhindern. Die EU mit ihren Vorschriften ist schuld.‹ Ich habe die Landesanstalt für Umwelt selbst gefragt: Welche Mess-Station im Ländle hat den von der EU geforderten Mindestabstand zur Fahrbahn? Die Antwort dort: keine. Wenn die Grünen das Dilemma jetzt auf die EU schieben, ist das schäbig. Damit leisten die Grünen einen Beitrag zur Europaverdrossenheit – nicht nur die Rechtspopulisten."

Was will er für Europa? Glück: "Weg vom Klein-Klein. Meiner Frau traue ich es eher zu, den richtigen Staubsauger auszusuchen als der EU. Wir müssen uns im Großen vereinen. Bei der wirtschaftlichen Stärke ist die EU auf Augenhöhe mit den USA und China. Bei der Einwanderungspolitik. Es kann nicht sein, dass jeder Landwirt für seine Kühe zwei Ohrmarken braucht, weil die EU das will. Aber bei Einwanderern weiß keiner genau, welche Regeln in welchem EU-Land gelten."

Dann lobt er die Zuhörer und Politiker: "Vor acht Jahren wurde ich in der schweren Zeit für die FDP in den Landtag gewählt. Mit vier neuen Kollegen. Wir haben uns gefragt: Was haben wir gemeinsam? Nun. Wir kommen alle aus Wahlkreisen mit funktionierender Kommunalpolitik. Deshalb ist die funktionierende Kommunalpolitik der beste Garant für einen EU-Wahlerfolg. Ihr hier seid die wahren Helden." Donnernder Applaus.

FDP-Kreischef Wolf macht klar, dass es aus seiner Sicht auch Kommunal noch was zu verbessern gibt. Der Unternehmer: "Wenn ich nachts schlafe, habe ich manchmal einen Traum: Das Landratsamt führt meine Firma, die Kreistagsabgeordneten sind die Aufsichtsräte. Dann wache ich schweißgebadet auf." Greift die Kreis-SPD an: "Wir haben erreicht, dass mehr Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der KLF sind. Weil meine Erfahrung als Arbeitgeber ist: Wenn Umstrukturierungen wie ein Neubau anstehen, muss man die Mitarbeiter mitnehmen, sonst wird das nichts. Verwunderlich ist, dass die SPD uns dabei nicht unterstützt hat." Er befürchtet Schlimmes für das Krankenhaus. Wolf: "Wir haben ein Krankenhaus mit einer – vorsichtig gesagt – durchschnittlichen Patientenzufriedenheit. Die Mitarbeiter sind extrem unzufrieden. Wir haben gefragt, ob das jetzige Betreibermodell das richtige ist. Wir halten es für klüger, erst diese Probleme zu lösen, als sich nur in einen Neubau zu retten. Die FDP ist die letzte Partei, die für Freiheit und Marktwirtschaft eintritt. Das merkt man auch schmerzhaft im Landkreis."

Und auch der neue FDP-Kreistagskandidat Ralph Zimmermann – seit anderthalb Jahren Bürgermeister in Horb – redet Klartext: "Beim Hochwasserschutz in Mühringen bin ich entsetzt darüber, was für ein Spielchen zwischen Land und Kommunen gespielt wurde. Der Hochwasserschutz ist Aufgabe des Landes. Wir sind bereit, Planungen und die Bauleistungen zu übernehmen, damit es schneller geht. Doch wir müssen die 200 000 Euro Planungskosten selber zahlen! Wenn im Rahmen eine Landesstraße auch ein kommunaler Gehweg mit gemacht werden muss, müssen wir dem RP die Planungskosten überweisen."

Dann kommt er – aufgrund eines Zwischenrufs aus dem Publikum, noch auf das geplante Gewerbegebiet in Ahldorf zu sprechen: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass Menschen, die gute Arbeitsplätze im Speckgürtel von Stuttgart haben, gute Arbeitsplätze hier verhindern wollen."

Der Wahlkampf ist also eröffnet. Auch Kommunal. Sind doch Gemeinderats-, Kreistags- und Europawahl an einem Tag – am Sonntag, 26. Mai. 

n Online Andreas Glück singt Ein Video zum politischen Aschermittwoch der FDP gibt es unter: u  schwarzwaealder-bote.de