Frauen des fahrenden Volkes bringen Müllsäcke zum Container Foto: Lück

Wohnwagen verlassen Horber Festplatz. Parkplatz-Ärger für Studenten vorbei.

Horb - Student Jochen K. (Name geändert) steht im zweiten Stock der Dualen Hochschule und schaut Richtung Festplatz: "Gott sei Dank, sie fahren. Dann ist hoffentlich bald wieder Ruhe hier auf den Parkplätzen!" 

Donnerstag um 13.35 Uhr. Autos mit ausländischen Kennzeichen und Wohnwagen dahinter verlassen Horb. Das fahrende Volk verlässt den Festplatz – es ist ihnen zu kalt! Erst quälen sich die Gespanne vom Parkplatz vor der Dualen Hochschule herunter, dann am Weinhaus Dörr entlang. Student Jochen zeigt auf die Steigung zum Rauschbart hoch: "Da fahren sie. Wer weiß, wohin."

Ein paar Wohnwagen stehen noch da. Die, die morgens noch auf dem Asphalt-Streifen unterhalb der Straße Richtung Hallenbad gestanden haben, sind schon weg. Man sieht, wie die Roma , die hier laut ihren Angaben eine Hochzeit gefeiert haben, die Wohnwagen noch mit Wasser sauber machen.

Gegenüber der Einfahrt zum Festplatz steht ein riesiger Müllcontainer. Immer wieder schleifen Männer und Frauen Müllsäcke aus der Wohnwagenburg zum Container über die Straße, werfen den Müll in den Container. Der erste ist voll. Dann kommt der Lader mit dem zweiten Container.

Warum haben sich die Roma zum Aufbruch entschieden? Eigentlich hatten sie angekündigt, bis zum 20. November zu bleiben. Horbs OB Peter Rosenberger: "Sie haben uns gegenüber erklärt, dass es ihnen hier in Horb zu kalt ist. Sie hatten eigentlich gedacht, dass es im Neckartal wärmer ist."

Obwohl die Roma unangemeldet kamen, wurden sie von der Stadt geduldet, durften auf dem Festplatz bleiben. Was bei den Studierenden für Ärger seit dem 30. Oktober sorgte: Die Wohnwagen standen auch auf einem Teil der Parkplätze vor dem Parkplatz.

Die Studierenden parkten auch zwischen den Wohnwagen. Das führte zum Park-Krieg. Den Schwarzwälder Boten erreichte am Mittwoch Abend ein Video, dass zeigt, wie zwei Männer gegen ein parkendes Auto urinieren.

Zwischen den parkenden Autos hinter den Wohnwagen liegt überall Kot auf der Erde. Mit Papier. Obwohl hinter den Wohnwagen des fahrenden Volkes hohe Zelte zu sehen sind. Möglicherweise die Klozelte mit Chemietoilette, falls sich so etwas nicht im Wohnwagen befindet. Rosenberger: "Das ist natürlich nicht schön. Aber das Problem haben wir bei großen Veranstaltungen und bei der Fasnet auch."

Donnerstagnachmittag. Der Festplatz ist inzwischen ziemlich leer. Die Stimmung des fahrenden Volkes ist aggressiv. Reporter und Fotografen werden mit derben Worten beschimpft.

Das fahrende Volk hatte eine Kaution bezahlt, wie Stadtmarketing-Chef Martin Scherer dem Schwarzwälder Boten bestätigt hatte. Wer kommt jetzt für eventuelle Kosten auf? OB Rosenberger: "Wir haben dem fahrenden Vok keinen Müllcontainer zur Verfügung gestellt. Natürlich haben wir dort die Straßenlaterne angemacht. Wasser und Abwasser gibt es dort nicht." Ob das fahrende Volk die Kaution wiederbekommen hat, wisse er nicht, so Rosenberger gestern abend.

Doch viele sagen: Wenn man falsch parkt, kriegt man ein Knöllchen oder wird vielleicht sogar abgeschleppt. Warum darf das fahrende Volk dort ohne Genehmigung stehen? Rosenberger dazu: "Das ist ein sensibles Thema. Das fahrende Volk meldet sich nicht an, sondern die sind einfach da. Die Frage ist: Duldet man das oder nicht? Es wäre sicherlich unverhältnismäßig, den Festplatz mit einer Hundertschaft räumen zu lassen. Wir sind deshalb in dieser Situation ein Stück weit gefangen."

Die Reaktion unter den Facebook-Fans des Schwarzwälder Boten auf den unangemeldeten Besuch war gemischt. Reinhard H.: "Das alles ist doch harmlos, geht mal nach Frankreich und schaut wo, wie und wie viele der ›gens de voyage" parken. Die tun euch nichts, seid einfach ein bisschen tolerant. Es gibt Schlimmeres." Nicole I.: "Gibt doch genug freie Wiesen, wo die sich breit machen können. Ich verstehe da die Studenten voll und ganz." Benjamin L.: "Unsere Toleranz gegenüber andere Kulturen ist unerträglich." Nadine Sch.: "Frechheit siegt." Jörg E.: "Ja Herr Rosenberger, warum wird das geduldet? Wenn ich dort mit einem Wohnmobil länger stehen würde, ich hätte schon lange einen Strafzettel an der Backe!"Eva A.: "Was ist daran bitte so schlimm?! Ich finde es super, dass die Stadt Horb das toleriert! Neben all dem Ausländerhass und schrecklicher Gewalt die auf unserer Welt passiert, finde ich es einfach nur super das sich unser Bürgermeister treu bleibt und Menschen nicht verurteilt. Außerdem ist es ja kein Dauerzustand!"

Fakt ist: Mit der Abreise des fahrenden Volkes dürfte der Ärger für die Studenten vorbei sein. Müssen wirklich so viele Studierende der Dualen Hochschule mit dem Auto kommen? Andrea Rohrer, Sprecherin der Dualen Hochschule Horb: "Unsere Studierenden haben Ihren familiären Heimatstandort im ganzen Bundesgebiet und auch im Ausland. Ebenso haben wir bundesweit Duale Partner, wobei die Mehrzahl hier regional ansässig ist. Das duale Studienmodell bringt es also mit sich, dass sich unsere Studierenden – je nachdem, in welcher Phase sie sich befinden - zwischen Heimatstandort, aktuellem Wohnort, Hochschule und dem Standort des studienbegleitenden Unternehmens bewegen."

Student Jochen K.: "Je nach Firma, die das Duale Studium mit trägt, wird genau kontrolliert, wer wann wie pünktlich und regelmäßig studiert und welche Leistung bringt. Diese Zuverlässigkeit ist – je nach Wohnort – mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerade hier in der Raumschaft schlecht umzusetzen. Deshalb sind die meisten von uns auf das Auto angewiesen."