Schlamm überzieht die Wiesen im Eyachtal: Das Hochwasser trug Bakterien und Ölreste auf die Auen, die Bauern haben das unbrauchbare Gras nun gemulcht und lassen es verrotten. Foto: Müssigmann

Landwirte verlieren den Ertrag ihrer Wiesen. Hochwasser macht das Gras als Futtermittel unbrauchbar.

Horb-Mühringen - Diese Woche wäre es so weit gewesen: Die Landwirte im Eyachtal hätten ihr Gras mähen können. Aber die Flut hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Gras im Tal ist unbrauchbar geworden.

Das Eyachwasser, das über die Ufer getreten ist, war verschmutzt: Öl, Bakterien und allerlei Unrat wurden mitgeschwemmt. Die Bauern räumen die Wiesen nun wieder auf, müssen Maschinenstunden für das Mulchen des Grases zahlen und haben außerdem den Ernteausfall zu tragen. "Wir machen hier Naturschutz zum Nulltarif", sagt Haupterwerbslandwirt Josef Kotz. "Das kann’s nicht sein."

Hertkorn: "Die bisherigen Ausgaben waren für die Katz"

30 Hektar Wiesen hat Kotz im Eyachtal gepachtet – allesamt muss er nun wieder in Ordnung bringen. Dass er dafür keinerlei Unterstützung erhält, lässt ihn ratlos und verärgert zurück. Weil er als Ursache des Hochwassers die zunehmende Bebauung und Versiegelung der Landschaft sieht, hielte er es für gerecht, wenn er von der Stadt unterstützt würde.

Die nämlich kassiert für Dachflächen eine Niederschlagswassergebühr, die auch Kotz für seinen Betrieb abführen muss. Das Wasser fließe bei so hohen Niederschlagsmengen aber nicht in die Kanalisation, sondern rausche ins Tal – und stand schließlich auf seinen Wiesen.

Kotz muss seine Wiesen nun mulchen, das heißt das Gras mähen und gleichzeitig zerkleinern, dann wird es auf der Fläche liegen gelassen und verrottet dort. Kotz hätte rund 330 Heuballen auf seinen Talauen produzieren können, die er für je 50 bis 60 Euro verkauft. Der Schaden geht in die Tausenden. Eine Versicherung, sagt Kotz, gebe es nicht. "Dieses Frühjahr ist uns dasselbe schon mal passiert. In diesem Tal muss man mit allem rechnen."

Auch Peter Hertkorn, Nebenerwerbslandwirt, hat 7,5 Hektar Wiesen im Tal, die er nun nicht ernten kann. "Mir ist durch das Hochwasser ein Drittel des Heus verloren gegangen, das ich für meinen Betrieb bräuchte", sagt Hertkorn. "Da sind Krankheitserreger drin, und das Vieh frisst es auch nicht mehr." Er hat Pferde und Rinder, die er mit der Ernte füttern wollte. Sein Glück: Vom vergangenen Jahr hat er noch Heu übrig, mit dem er den Ausfall kompensieren kann. "Wir müssen wahrscheinlich nicht zukaufen."

Er denkt darüber nach, das unbrauchbare Gras abzumähen und an einen Biogasanlagenbetreiber zu geben. Denn wenn man es auf der Wiese verrotten lässt, könnte es auch sein, so Hertkorn, dass der zweite Gras-Schnitt auf diesen Wiesen unbrauchbar ist.

Auch Hertkorn ärgert sich. So schlimm sei der Hochwasserschaden auf seinen Wiesen noch nie gewesen. Er sagt: "Wir haben die Wiesen gedüngt, sind rausgefahren – die ganzen bisherigen Ausgaben waren jetzt für die Katz."