Plötzlich war das Hochwasser da: Diese Mühringer Bürger wollten noch schnell in ihr Haus. Foto: Ganswind Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahrhunderthochwasser in Mühringen: Pegelstand steigt in kürzester Zeit massiv an. Aufräumarbeiten im Ort.

Horb-Mühringen - Dramatisches Wochenende in Mühringen: Innerhalb weniger Stunden erreichte die Eyach am Samstagabend beinahe den Jahrhunderthochwasser-Stand. Fast das gesamte Unterdorf war von den Wassermassen betroffen.

Keller liefen voll. Straßen waren überflutet und unpassierbar. Der Zugverkehr musste vorübergehend eingestellt werden. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Viele zeigten sich wütend wegen der fehlenden Hochwasserschutzmaßnahmen und schimpften auf das Regierungspräsidum. "Wir werden hier im Stich gelassen", sagte Ortsvorsteherin Monika Fuhl im Gespräch mit unserer Zeitung (siehe weitere Horber Lokalseite zum Hochwasser).

Nachdem es zunächst so aussah, als würde Mühringen glimpflich davonkommen, spitzte sich die Situation innerhalb kürzester Zeit zu. Eine Chronologie der Ereignisse:

Samstagmorgen, 3.30 Uhr: Erster Hochwasser-Höhepunkt in Mühringen. Die Eyach erreicht an der Messstelle Bad Imnau 3,45 Meter. Die Mühringer Feuerwehrabteilung steht bereits parat, Ortsvorsteherin Fuhl ist informiert. Nur noch wenige Zentimeter mehr, und der kritische Punkt ist an der Bahnbrücke überschritten. Doch die Mühringer können zunächst aufatmen. Der Pegelstand sinkt wieder. u Samstag, 14 Uhr: Die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale geht in ihrer Abschätzung in den kommenden Stunden von einem 20-Jahre-Hochwasser (3,65 Meter) aus. u Samstag, 15.30 Uhr: Monika Fuhl schaut sich die Situation mit unserer Zeitung vor Ort an. Die Eyach ist wild, aber noch nicht außer Kontrolle. Am Wasserkraftwerk ist Verwalter Dieter Kopischke im Einsatz. Dicke Baumstämme hängen an den Zwischenstützen fest. "Eigentlich müsste etwas am Wehr gemacht werden, doch es ist in Privatbesitz und es wird dort nichts gemacht", berichtet Fuhl. Neben dem Hochwasserschutz ist dies ein weiteres Problem in Mühringen. Und noch etwas macht die Situation im Ort so schwierig: Am Wellegraben Richtung Wiesenstetten drückt manchmal auch noch das Wasser von oben rein. "Doch das wird in den Berechnungen des Regierungspräsidiums nicht berücksichtigt." Die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale geht in ihrer Abschätzung nun von einem glimpflichen Verlauf aus. u Samstag, 18 Uhr: Die Nervosität im Ort wächst. Die Eyach steigt wieder deutlich an. Jetzt werden 3,36 Meter gemessen. Die Prognosen sind nun deutlich schlechter. u Samstag, 19.15 Uhr: Innerhalb kürzester Zeit steigt der Wasserpegel der Eyach massiv. Jetzt sind es schon 3,89 Meter. Und es ist noch kein Ende in Sicht. Laut Monika Fuhl werden Sandsäcke aus dem zentralen Lager des Bauhofes in Horb geordert. u Samstag, 20.15 Uhr: Teile der Graf-Gerold-Straße zwischen der Frundeckstraße und der Landesstraße 360 sind bereits überflutet. Monika Fuhl ist aufgebracht. "Jetzt kann man sehen, wie wir mit einem Riesenproblem allein stehen. Das ist eine Sauerei." So heftig habe es Mühringen noch nie erwischt. "Das Wasser ist schneller gestiegen als 1994. Da war kaum Zeit zu reagieren." Noch ein Ärgernis für Fuhl: Die Sandsäcke aus Horb sind noch nicht da. u Samstag, 21.30 Uhr: Höchststand der Eyach: 4,27 Meter. Der Wert für das Jahrhundert-Hochwasser wird offiziell mit 4,29 Meter angegeben. 1994 wurde 4,30 Meter gemessen. "Doch wir können hier von einem Jahrhunderthochwasser sprechen", so Gesamtstadt-Feuerwehrkommandant Markus Megerle. Viele Häuser des Unterdorfes sind mittlerweile vom Hochwasser betroffen. Die Landesstraße 360 ist überflutet und unpassierbar. Der Bahnverkehr musste eingestellt werden. Vor einigen Minuten sind die Sandsäcke aus Horb eingetroffen. "Wir haben erst um zirka 20.30 Uhr die Anfrage erhalten", sagt Megerle einen Tag später. u Sonntag, 3.30 Uhr: Der Pegel der Eyach ist auf drei Meter gesunken. Ortsvorsteherin Monika Fuhl geht endlich nach Hause. Für viele Mühringer ist es eine schlaflose Nacht. Die Aufräumarbeiten beginnen. u Sonntag, 9 Uhr: Schlamm, Schlamm und nochmal Schlamm: Das Hochwasser hat eine Spur der Verwüstung in Mühringen hinterlassen. Wie hoch der Schaden ist, kann noch nicht beziffert werden. Die Bewohner pumpen das Wasser aus ihren Kellern. "Wir sind einfach nur wütend auf die da oben, und stehen wieder mit dem Scherbenhaufen da", sagt eine frustrierte Bewohnerin.