Foto: Bürgerinitiative Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerinitiative freut sich über viele Unterstützer / Sprecherin Nuss: "Im Gemeinderat sind wir näher am Ball"

Mit dieser großen Resonanz hatte selbst die Bürgerinitiative (BI) Hau und Holzwiese nicht gerechnet: 150 Menschen wurden symbolisch Baumpaten in Ahldorf. Die BI sieht darin eine wichtige Signalwirkung und hat weitere Pläne.

Horb-Ahldorf. Seinen persönlichen Baum besuchen und streicheln, ihn liebevoll markieren – nein, so weit geht die Baumpatenschaft nicht. Doch im Geiste fühlen sich bisher rund 400 Menschen mit dem Wald auf Ahldorfer Gemarkung besonders verbunden, indem sie eine Patenschaft übernommen haben.

"Wir waren sehr erstaunt, dass trotz des wechselhaften Wetters und des matschigen Bodens am Wochenende 150 Personen zu dem Termin gekommen sind", berichtet die BI-Sprecherin Christina Nuss. Lokalprominenz war vertreten. Manfred Bok, frühere Vorsitzender von Haus & Grund, beispielsweise. Der CDU-Fraktionschef Michael Keßler oder der Dichter Walle Sayer. "Wir haben sogar Paten aus Nagold und aus dem gesamten Kreis Freudenstadt", erzählt Nuss. "Das stärkt auch die Privatwaldbesitzer, die zu über 80 Prozent ihre Flächen nicht verkaufen wollen, obwohl der gebotene Preis wirklich gut ist."

Für die Sprecherin ist die Zahl der Paten auch deshalb so beachtlich, weil die BI bisher noch eher zurückhaltend die Werbetrommel gerührt habe. "Es war ein einziger Aufruf in der Presse und Mundpropaganda."

Doch was steckt hinter dieser Aktion? Für einen Spendenbeitrag von Minimum zwei Euro pro Baum erhält man einen "Baumpaten-Button". Gerne könne natürlich mehr gespendet werden. "Natürlich haben wir als BI auch Kosten, beispielsweise wenn wir eine Expertise in Auftrag geben", so Nuss. Eine Baumpatenschaft könne man auch weiterhin übernehmen.

Vorteil der Aktion: Das Netzwerk der Gewerbegebiets-Gegner vergrößert sich. Die BI rüstet sich für alle Fälle. "Wenn es die Ansage gäbe, dass das Gewerbegebiet kommt, dann könnte es die eine oder andere Aktion geben, um die Pläne hinauszuzögern oder zu verhindern." Ketten sich dann die Baumpaten an die Bäume? Nuss lacht: "Wir haben doch schon gesagt, vielleicht kommen wir doch in unserem Alter dazu, Baumhäuser zu bauen." Ein augenzwinkender Hinweis auf die Proteste gegen RWE im Hambacher Forst. "Wir wollen uns auf alle Fälle noch Luft nach oben lassen", beschreibt Nuss die Taktik.

Die nächste Aktion steht aber bereits an. Die BI lädt am 29. März zu einem Kino-Abend im Dettinger Adler ein. Es wird der Film" Kein schöner Land von Sabine Winkler gezeigt. Anhand der Stadt Reutlingen werde gezeigt, wie der Flächenfraß voranschreite.

Die Regisseurin wird im Anschluss mit den Besuchern sprechen. Weitere Horber Experten sollen eingeladen werden.

Von der Stadt gibt es laut Nuss übrigens aktuell keine neuen Informationen. "Wir sind ja zu der Erkenntnis gekommen, dass wir in den Gemeinderat müssen, um nah am Ball zu sein." Aus dieser Idee entwickelte sich die neue Liste "Bürger im Mittelpunkt", die aber keine Liste der BI ist, wie Nuss betont. "Die Liste geht weit darüber hinaus. Der Erhalt der Lebensgrundlage ist eine Maxime, aber es gibt noch weitere."

Wie die neue Liste von der Stadtspitze aufgenommen wird, zeigt möglicherweise eine Aussage während der Fasnet. Oberbürgermeister Peter Rosenberger hatte bei der Schlüsselübergabe die neue Liste als "Bauer im Mittelpunkt" bezeichnet, ein kleiner Seitenhieb auf seinen früheren OB-Gegenkandidaten Thomas Bauer, der bei "Bürger im Mittelpunkt" an Bord ist.

Doch wie bewertet das die BI-Sprecherin? "Einerseits sehe ich so einen Scherz locker. Ich komme aus dem Saarland, da geht es während der närrischen Zeit auch mal bissig zu. Aber natürlich war da auch Kritik an der neuen Liste dabei." Nuss, die selbst für den Gemeinderat kandidiert, betont: "Wir sind keine Liste von Herrn Bauer, und auch keine Gegenliste Rosenberger, wir wollen eine Liste für Bürger bieten, die sich für den Gemeinderat interessieren und auch das Gesicht des Gremiums verändern möchten."