Monika Golla, Peter Hintz und Simon Pfeffel ziehen ins Antonie-Leins-Künstlerhaus ein / Kooperation mit Schulen geplant

Horb. Sie kommen aus Darmstadt, Karlsruhe und Berlin: drei Kunstschaffende, die als erste ins neue Antonie-Leins-Künstlerhaus in Horb einziehen. Nach acht Jahren Vorarbeit hat der Förderverein das Gebäude offiziell übergeben.

 

"Ein Künstlerhaus zu gründen in einer Zeit, in der das öffentliche Interesse in Deutschland auf Fragen des Wirtschaftsstandortes, des Euro-Raums oder der Energieversorgung konzentriert ist, zeugt von Mut, Weitsicht und kulturellem Verantwortungsbewusstsein", sagt Ludger Hünnekens, Leiter des Museums Frieder Burda in Baden-Baden, der seit 2011 im Künstlerischen Beirat des Horber Projekts mitarbeitet. Wenn die Initiative dafür auch noch von Privatleuten ausgehe, so der frühere Rektor der Stuttgarter Kunstakademie, "dann verdient das besonderen Respekt und nachhaltige Unterstützung".

Das Interesse, im Horber Künstlerhaus zu arbeiten und zu wohnen, war jedenfalls groß. Bis Mitte März hatten sich beim Förderverein via Bewerbungsformular auf dessen Homepage (www.kuenstlerhaus-horb.de) 17 Kandidatinnen und Kandidaten gemeldet.

Ergänzt durch zusätzliches Material, legte der Vorstand dem Künstlerischen Beirat schließlich sieben Anträge vor – "alle von Kunstschaffenden, die auf eine qualitätvolle Arbeit verweisen können", wie der Vorsitzende Michael Zerhusen anmerkt. In einem nahezu einhelligen Votum haben sich die sieben Mitglieder des Beirats für vier Nominierte entschieden, die Anfang April zu einem persönlichen Gespräch mit Vertretern des Fördervereins nach Horb eingeladen wurden. Drei von ihnen erhielten den Zuschlag.

Die ersten Kunst Gäste: Monika Golla (46) sieht "im Profanen das Besondere": Unspektakuläre Phänomene und vermeintlich belanglose Randerscheinungen wecken ihr Interesse. Mal sind es Rettungswesten, mal Ölkännchen und Lautsprecher, dann wieder Strumpfhosen, Plastikeimer oder Wasserkocher. Sie will "gängige Wahrheitsbegriffe" in Frage stellen. In Bytom (Polen) geboren, hat Golla Kunstgeschichte und -pädagogik in Frankfurt studiert, dann Visuelle Kommunikation und Freie Fotografie in Offenbach.

Simon Pfeffel (25) hat die Stippvisite in Horb so beeindruckt, dass er sein Aufenthalts-Ziel gleich um ein Jahr auf drei erweitert hat. Nach dem Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Silvia Bächli studierte er noch bei Christian Jankowski in Stuttgart und John Bock in Karlsruhe. Seit Langem, sagt er, richte er seine Aufmerksamkeit auf den Bereich der Skulptur und das Zusammenspiel mit Betrachtern und Umgebung.

Peter Hintz (53) macht endlich wahr, was er sich schon lange vorgenommen hat: "Irgendwann zieh‘ ich nach Horb." Sein Vater kam einst als Flüchtling ins nahe Obernau. Die Mutter arbeitete als Fotografin in Freudenstadt, die ersten drei Lebensjahre verbrachte Hintz in Nordstetten.

Inzwischen lebt er in Berlin, hat als Kameramann gearbeitet und viele Jahre als Werbegrafiker. Heute zeichnet er mit Bleistift und Buntstift, Tusche und Feder auf Papier, in der Regel sind es kleine und mittlere Formate.

Dass es dem Förderverein überhaupt gelungen ist, ein solches Projekt zu bewältigen, ist nicht nur dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Horb zu verdanken, die mit insgesamt 415 000 Euro beteiligt sind. Der Förderverein selbst leistet mit knapp 125 000 Euro ebenfalls einen ansehnlichen Beitrag, "und das zeigt", so der Vorsitzende, "welche Bedeutung viele Bürger und Unternehmen unserem Kulturleben beimessen."

Einen wesentlichen Anteil an den Baukosten von 900 000 Euro hat vor allem aber eine kulturinteressierte Amerikanerin, die einst von einem Kindermädchen aus Horb umsorgt wurde. 1986 hat Leslie Ann Pratt schon einmal etwas für das sogenannte Meintelsche Höfle in Horb gespendet. Dort war einst die Bildhauerschule Meintel zu finden, die später vom Berufskollegen Anton Leins aufgekauft wurde. Und dessen Tochter Antonie arbeitete in den USA als Kindermädchen und Hausdame.

Diesmal sind es 360 000 Euro, die die Amerikanerin und ihre beiden Kinder, Charles und Heather Pratt, bereitstellen. Letztere sind eigens aus Illinois angereist, um an der Eröffnung des Künstlerhauses teilzunehmen.

Die künstlerischen Gäste können bis zu drei Jahre bleiben. Dafür haben sich Golla und Pfeffel entschieden, Hintz will sich erst einmal auf ein Jahr beschränken. Mit der ungewöhnlich langen Aufenthaltsdauer will der Förderverein den Bewohnern "eine Phase intensiver künstlerischer Arbeit" ermöglichen, wie der Stuttgarter Bildhauer Thomas Putze sagt, der ebenfalls Mitglied im Beirat des Fördervereins ist.

Über die Bereitstellung der Räume hinaus will der Förderverein den Mietern "Möglichkeiten eröffnen, ihre Arbeit wirtschaftlich abzusichern und in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen ihren Gesichtskreis zu erweitern" (so die Förderrichtlinien), zum Beispiel durch die Kooperation mit Schulen, Unternehmen und der VHS, durch einen Sommer-Workshop für Kunstinteressierte im Künstlerhaus und nicht zuletzt durch die Unterstützung beim Verkauf eigener Arbeiten.