Benjamin Eisenberg beherrscht die Merkel-Raute perfekt und präsentierte das im "Kloster". Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Konditormeister Helmut Kipp holt sich sein Diplom als Merkel-Imitator

Horb. Wenn ein politischer Kabarettist schon auf seinem Plakat mit dem Vorschlaghammer droht, dann ist er entweder komplett plemplem oder richtig gut.

Benjamin Eisenberg, Verbal-Rundumschläger aus dem Kohlenpott, ist auf jeden Fall nicht unter der Kategorie eins einzureihen, sondern zur Gilde der ganz scharfzüngigen Politbeobachter zu zählen. Er ist einer der Typen, die Merkel, Seehofer und Co. nutzen, um daraus ein Programm zu machen, das sich sowohl zum intensiven Nachdenken als auch zum Lachen eignet.

Eisenberg war vor Kurzem das erste Mal im Horber "Kloster" und präsentierte vor einer überschaubaren Anzahl an Besuchern sein neuestes Programm "Pointen aus Stahl und Aphorismen auf Satin". Ob seine Sprüche wirklich aus Satin waren, dass sollte man anhand unterschiedlicher Fragestellungen, wie beispielsweise, "wie erkennt man einen bestens ins Schwabenland integrierten Moslem? – Er betet gen Neckar" eher ins Reich der Gebrüder Grimm schieben.

Da war gar nix aus Satin – also weich, glänzend und kuschelig – im Gegenteil. Der Künstler knallte seine Gedankenansätze wie mit der Kreissäge gebügelt raus. Horrorszenarien wie Bushido mit einem Dienstausweis der Schutzpolizei fanden ebenso Anklang wie die Idee, Lothar Matthäus als Bundes-Familienminister einzusetzen. "Als Vize könnte man dann Boris Becker nehmen", so ein Vorschlag von Konditormeister Helmut Kipp, dem die bittersüße Ironie von Benjamin Eisenberg mehr als gut gefiel. Kipp holte sich später auch ein Diplom als Merkel-Imitator ab, denn er hatte den vom Künstler kostenfrei angebotenen VHS-Kurs "Wie parodiert man erfolgreich Angela Merkel" mit Bravour bestanden. Inklusive Mundwinkel nach unten ziehen und dem rechten Arm als rhetorisches Fallbeil bei jeden Satz rauf und runtersausen lassen. "Das Abschlusszertifikat wird an jeder Uni anerkannt und für einen Bachelor reicht‘s allemal", versprach der Parodie-Trainer seinen Kursteilnehmern. Er selbst beherrscht sogar die Merkle-Raute aus dem Effeff.

Bauchweh bekommt der studierte Germanist dagegen bei so manchen Wortschöpfungen, die durch die sozialen Medien geistern. Überhaupt ist er auf Kriegsfuß mit Whats-App und all den digitalen Datensammlern. Sein Sketch, der recht deutlich aufzeigte, dass Big Brother tatsächlich mit am Handy sitzt und alles was man spricht oder schreibt gleich in Werbebotschaften, ob sie nun passen oder nicht, ummodelt, war so erschreckend realistisch, dass sich der ein oder andere Zuhörer doch überlegte, ob er nicht auch wie die Bundesregierung auf die abhörsicheren Dosentelefon des kanadischen Anbieters Blech-Berry umsteigen soll.

Über die etwas schwer nachvollziehbare Leitzinspolitik machte er sich auch so seine Gedanken und kam zu der Erkenntnis, dass man bald für die Zurverfügungstellung seines Geldes auch noch was zahlen muss. "Das wäre in etwa so, wie wenn sie einen Handwerker bestellen, der repariert ihnen ein Haushaltsgeräte; sie bedanken sich und sagen: so jetzt kriege ich noch 20 Euro von Ihnen."

Eisenberg verlangte von seinen Zuhörern keinen Honorarnachschlag, sondern nur die Bereitschaft, auch mal um die Ecke zu denken, manch absurden Gedanken zuzulassen und sich am Leben zu freuen. So wie Peter Maffay, der zu seiner Ex-Ehefrau sagte: "Von der Liebe wusste ich nicht mehr viel, doch über diese Schwelle musst du jetzt gehen – und wenn du gehst, dann geht nur ein Teil von dir, denn die Spülmaschine, die bleibt hier."

Vom Bochumer Kabarettisten mit dem Vorschlaghammer bleib zumindest ein feines Lächeln in Horb.