Die Protagonisten im Haus der schrägen Wände, von links: Peter Rosenberger, Antje Lechleiter, Celso Martínez Naves und Benno Müller. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Vernissage: Ausstellung von Celso Martínez Naves bietet Gelegenheit, eigene Bildergeschichten zu erleben

Von Peter Morlok

Der in Freiburg lebenden Künstler Celso Martínez Naves stellt 45 seiner überaus schönen Arbeiten in der Galerie des Kunstvereins Oberer Neckar im oberen Stock des Klosters aus. Am Sonntag war Ausstellungseröffnung.

Horb. Zur Vernissage kamen leider nur wenige Besucher. Schade, denn nicht nur die Bilder galt es zu bestaunen, es gab auch zwei mehr als bemerkenswerte Wortbeiträge zu hören. Den etwas kürzeren steuerte Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger bei, und den wesentlich umfangreicheren hörte man von der promovierten Kunsthistorikerin Antje Lechleiter.

Rosenberger lobte den Kunstverein als die Netzwerker, denen es immer wieder gelingt, großartige Künstler in die Stadt zu holen. Dies sei ein großer Mehrwert für die Stadt, an dem die Stadtverwaltung jedoch wenig Anteil habe. "Wir begleiten nur flankierend", gab der OB zu, ergänzte jedoch, dass man schon aus Wertschätzung von Seiten der Stadt gegenüber den Kulturschaffenden die Stelle der städtischen Kulturbeauftragten um weitere 30 Prozent aufgewertet habe.

Der Künstler selbst staunte bei seinem ersten Besuch im Kloster nicht schlecht über die seiner Meinung nach "schrägsten Wände, die er je gesehen hat", doch Künstlerkollege Wolfgang Hehl hängte die Bilder zusammen mit seiner Frau Martina so schnell auf – und vor allem ins Wasser –, dass für den "Licht- und Stimmungsfänger" aus dem Breisgau kaum noch Arbeit übrig blieb. Hehl hat als Ausstellungsmacher und zweiter Vorsitzender des Kunstvereins eben den Blick und die Routine für das altehrwürdige Gemäuer.

Künstler geht es um das Erzeugen einer Stimmung

Die Bilder hingen, Helmut Kipp hatte wieder seine Kunstwerke aus Hefeteig zur Vernissage beigesteuert, und Antje Lechleiter hatte zur Einführung viele sehr treffende Worte zu Papier gebracht. Ein Vortrag, der für seine ausdrucksstarke und vor allem nachvollziehbare Sprache von vielen Besuchern sehr gelobt wurde. Unter anderem stellte sie fest, dass es dem Künstler bei dieser Ausstellung, die er "a media luz" nennt, was in etwa mit Dämmerung oder Halblicht übersetzt werden könnte, weniger um die topografische Bestimmbarkeit der gemalten Orte, als um das Erzeugen einer Stimmung, die das Bild in sich stimmig macht, geht.

"Celso Martínez Naves malt das Licht. In subtilen Abstufungen bringt er das nächtliche oder frühmorgendliche Licht auf den nassen Straßen, auf den Häuserwänden und Wasseroberflächen auf die Leinwand, und es ist auch das Licht, das die satten Grüntöne des Waldes zum Leuchten und den Staub in der Hitze der Städte zum Flirren bringt", schreibt sie in ihren Betrachtungen. Rainer Kipp stellte dies vor allem bei den Wald-Bildern des Spaniers fest. "Ich fotografiere nun schon lange im Wald – aber diese Stimmung, diese Atmosphäre und diese Realitätsnähe habe ich noch nie hinbekommen."

"In der Tat wohnt diesen Bildern ein Geheimnis inne, wir können beobachten, wie sich in der Dämmerung die Formen verwandeln, wie die Konturen unscharf werden und sich die Gegenstandsfarben verändern. In technischer Hinsicht fällt überdies auf, dass sich die Bildgestaltung auf die Ränder der Leinwand hin ausdehnt und damit das Bild als Objekt vor der Wand schweben lässt. So können wir in die bildnerische Realität dieser nächtlichen Orte eintauchen und dort eine eigene Geschichte erleben", verdeutlichte die Kunsthistorikerin dieses Phänomen, das die Betrachter der Bilder am Sonntag live erlebten. Flughäfen, Städte, Industriebauten, das Freiburger Münster, Wald – im kleinen wie im großen Format schicken die Bilder von Celso Martínez Naves die Besucher auf Reisen.

Auch in die schon zigtausend Mal gemalte Lagunenstadt Venedig. Nur scheint es, als wäre Naves blaue Stunde am Markusplatz intensiver als sonst und würde die Mystik und die Morbidität von Venedig ungefiltert durchdringen.

Für "seine" Dunkelheit nutzt er niemals Schwarz sondern Mischtöne

Die Venedig-Bilder erzählen vom Blau des Himmels, vom Grau einer Wand, vom stillen Dasein einer Welt im Wunder des Lichts. "Für mich ist die Dunkelheit eine Hülle, die die Formen reduziert, abstrahiert, wo man sich geschützt und geborgen fühlt. Sie schafft Atmosphäre, Stimmungen, Geheimnisvolles", sagt der Künstler, der für "seine" Dunkelheit nie die Farbe Schwarz benutzt, sondern immer Mischtöne nutzt, bei denen meist Blau und Braun dominieren. "In den Werken von Celso Martínez Naves wird die Diskussion um impressionistische, realistische oder abstrakte Malerei obsolet. Seine Kompositionen zeigen, dass Bilder ihre eigene Realität haben und dass Dinge gerade durch ihre scheinbar gegenständliche Darstellung offen bleiben und neu überdacht werden wollen", so der Schlussgedanke dieser sehr nachvollziehbaren Einführung in die Arbeitsweise des heute 63-jährigen Künstlers.

Weitere Informationen: Die Ausstellung "a media luz" ist noch bis zum 10. Juli – immer samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr – in den Räumen des Kunstvereins Oberer Neckar im Horber Kloster zu sehen.