Bis hier mal etwas Neues steht, kann's noch lange dauern: Trotzdem wird schon fleißig über die Höhe der künftigen Mietpreise spekuliert. Foto: Hopp

Droht der Mall ein Mietpreis-Debakel? Blochwitz widerspricht Vorwürfen des Immobilien-Experten.

Horb - Man stelle sich vor: Ein nagelneues Einkaufszentrum steht beim Bahnhof und keiner geht rein. Händler wollen nicht nach Horb, weil die Mietpreise viel zu hoch sind. Dieses Horrorszenario sieht Manfred Bok auf Horb zukommen. Für Axel Blochwitz ist es Schwarzmalerei.

Schon mehrfach hat Bok, Immobilienfachmann, -eigentümer und Vorsitzender der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund Horb, vor einer gefährlichen Entwicklung gewarnt, vor der die Stadt seiner Ansicht nach steht.

Bereits vor zwei Jahren und dieses Jahr erneut im März wies Bok auf die möglichen Folgen der demografischen Entwicklung hin. Seine Befürchtung, die er mit Blick auf den Horber Immobilienmarkt längst bestätigt sieht: der demographische Wandel wird zu sinkenden Einwohnerzahlen führen, in Horb wird immer mehr Wohnraum leer stehen, immer mehr Gebäude werden sich nicht mehr vermieten lassen und verkommen.

Und: die Horber der Zukunft werden immer älter, immer mehr werden von hier wegziehen – und schlussendlich braucht die Stadt laut Bok zwar dringend eine Initiative für Wohnraum-Verbesserung, aber nie und nimmer eine City-Mall mit 11 000 Quadratmetern Verkaufsfläche.

Zusätzlich zu diesen Einschätzungen führt Bok nun ein weiteres Argument ins Feld: Er sieht die Gefahr, dass die City-Mall über kurz oder lang wegen zu hoher Mietpreise leer stehen wird. "Bei 11 000 Quadratmetern Verkaufsfläche haben wir rein rechnerisch elf Läden mit jeweils 1000 Quadratmetern", so Bok, der sich fragt, wo die Interessenten herkommen sollen.

Bereits die einfachste Ertragsrechnung ergibt für Bok ein Ding der Unmöglichkeit: Bei 50 Millionen Euro Projektsumme erwarte der Betreiber etwa sechs Prozent Ertrag, summa summarum 300 000 Euro pro Jahr. Umgerechnet auf die Mietpreise wären das laut Bok 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter, je nach Kalkulation des Betreibers.

Er selbst habe der Stadt Geschäftsräume in der Hirschgasse für fünf Euro pro Quadratmeter angeboten; das sei der Verwaltung zu teuer gewesen. Wer also soll das Sechsfache für einen Laden in der City-Mall bezahlen? Oder stimmt etwa seine Berechnung nicht? Was passiert, wenn's schief geht? Bürgt der Investor? Fragen über Fragen, die nach Boks Ansicht nicht beantwortet sind. "Die Stadtverwaltung spielt mit versteckten Karten. Man geht nicht offen mit dem Thema um und rückt mit den Kosten nicht raus."

"Preise sind Sache des Bauherrn"

Axel Blochwitz, Wirtschaftsförderer der Stadt Horb, hält Boks Argumentation für unrealistisch. Es sei noch völlig unklar, wie die Mall gebaut werde. Die neuen Investoren müssten erst noch ihre Kalkulation aufstellen. "Preise sind Sache des Bauherrn", so Blochwitz, "wenn Herr Bok ein Haus baut, können wir wohl kaum seine Mietpreise veröffentlichen."

Blochwitz hält den von Bok errechneten Mietbetrag für die Mall für zu hoch. Er rechnet mit 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter, je nach Art des Ladenlokals. "Im Querschnitt werden es wohl 15 Euro sein."

Blochwitz ist sich sicher: "Das Einkaufszentrum wird garantiert voll. Die 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Textilien werden kommen. Am liebsten würden wir noch mehr Flächen für Textilien vorsehen, aber laut Regierungspräsidium dürfen wir das nicht."

Der Wirtschaftsförderer erinnert an die Horber Probleme, die möglicherweise ein Stück weit zu dem beitragen, was Bok beobachtet hat: "Wir haben keine passenden Einzelhandelsflächen in der Innenstadt." Ebenerdig, hell, modern ohne Stützen – da muss Horb zweifelsohne passen. Blochwitz ist überzeugt, dass die City-Mall funktioniert: "Wir wollen ja den Nachbarn nichts nehmen, sondern nur einen Teil der Kaufkraft zurückholen, die momentan in andere Städte abfließt."

Von dem "Sekundär-Effekt" könnte die Innenstadt profitieren: Wenn sich bestimmte Handelshäuser in Horb ansiedeln, so Blochwitz, werden andere nachziehen, die dann auch an diesen Standort wollen. "Dann brauchen wir zusätzliche Verkaufsflächen von 300 bis 400 Metern."