Will "nicht nur reden, sondern machen": Katharina Dürr (24) aus Horb. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Horberin darf Arbeit in Flüchtlingslager nicht antreten / Einsatz vor Ort

Kreis Freudenstadt. Vor einem Monat hat Katharina Dürr (24) aus Horb, die derzeit in Bad Liebenzell wohnt, ihr Studium der Theologie und der Sozialen Arbeit beendet. Eigentlich wollte sie jetzt zu einem Hilfseinsatz nach Griechenland aufbrechen. Wegen der Corona-Krise ist aber alles anders verlaufen. Jetzt würde sie gerne ihre freie Zeit nutzen, um Hilfe für Risikogruppen, Familien und Bedürftige anzubieten. Wir sprachen mit ihr über ihre Motivation und ihre Pläne.

Was hat Sie nach dem Studium für einem Hilfseinsatz in Griechenland motiviert?

Theologie und Soziale Arbeit im interkulturellen Kontext – das habe ich nicht nur die letzten viereinhalb Jahre an der IHL in Bad Liebenzell studiert, sondern eben genau das wollte ich gerne auch nach meinem Studium – bevor ich ins Berufsleben starte – bei einem Einsatz in einer fremden Kultur in die Praxis umsetzen: Notleidenden Menschen dienen und sie unterstützen, "Überlebenshilfe" leisten, den Ausgegrenzten Beachtung, Zeit und Wertschätzung schenken, sowie sie durch Wort und Tat sehen lassen, was ich in meinem Leben erfahren durfte: unabhängig von meiner Lebensgeschichte oder meinen Lebensumständen bin ich von Gott geliebt, er gibt mir Hoffnung, wo ich die Hoffnung aufgegeben habe, er ist treu, wo Menschen untreu sind, er vergibt, wo ich oder andere mir nicht vergeben können, er selbst weiß, wie es ist, zu leiden und er ist (nicht nur dann) mein Halt, wenn alle irdischen Sicherheiten wegbrechen. All diese Aspekte geben mir auch in Zeiten von Corona Zuversicht und Gelassenheit.

Wollten Sie in einem speziellen Flüchtlingslager helfen?

Im Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos, ein für 3000 Menschen ausgelegtes Camp, in dem mittlerweile über 20 000 Flüchtlinge leben, hätte ich einen Monat lang mitgeholfen. Ich wollte mich auf eine Herausforderung einlassen und finde, dass wir als Christen eine gewisse Verantwortung gegenüber Menschen in Not haben. Wir sollten nicht nur predigen, dass Gott uns beisteht und unser Bestes will, sondern auch in diesem Glauben und Vertrauen leben und aktiv werden. Nicht nur reden, sondern machen!

Was wollen Sie jetzt tun, nachdem dieser Einsatz wegen der Corona-Krise nicht möglich ist?

Aufgrund gewalttätiger Übergriffe Einheimischer auf freiwillige Helfer auf Lesbos und durch den Corona-Virus wurde aus einem Monat auf Lesbos letztendlich eine Woche in Athen. Ich bin jedoch sehr dankbar für diese Woche, weil ich geniale Menschen kennen lernen, vor Ort in Athen helfen und neue Perspektiven auf viele Dinge bekommen durfte. Da aufgrund der aktuellen Situation noch unsicher ist, wo ich einmal arbeiten werde, möchte ich die Zeit bis dahin nutzen, um praktisch mit anzupacken: Ob bei der Kinderbetreuung, Einkäufe für ältere und kranke Menschen, als Erntehelferin oder sonst etwas: Ich bin für alles offen und möchte dort helfen, wo Not am Mann ist. Und Bewerbungen werde ich natürlich auch schreiben.   Die Fragen stellte Hartmut Breitenreuter