Das Dettinger Schloss – für Karl-Josef Sickler das schönste weit und breit. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Führungen durch das Schloss in Nordstetten und das Amtshaus in Dettingen am kommenden Sonntag

Horb-Nordstetten/Dettingen. Gleich zwei barocke Bauwerke, die am Oberen Neckar sozusagen einzigartig sind, können am 7. Juli im Rahmen der Heimattage besichtigt werden – das Schloss in Nordstetten und das Amtshaus in Dettingen.

Als Schloss bezeichnet man ein zumeist künstlerisch gestaltetes, stattliches Gebäude, das Adelsfamilien als Wohn- oder Regierungssitz diente. Unter dieser Prämisse gilt das Nordstetter Schloss für Joachim Lipp immer noch als das schönste Barockschloss am Oberen Neckar, weil es für ihn das einzige ist. In den Augen von Karl-Josef Sickler steht dieser Vergleich auf wackligen Beinen, denn für ihn gilt das sogenannte Dettinger Schloss als das schönste weit und breit. Joachim Lipp hingegen hält es mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, nach deren Ausführungen es sich bei dem "Schloss" in Dettingen eigentlich um ein anspruchsvoll gestaltetes barockes Amtshaus des aargauischen Benediktinerklosters Muri handelt, sehr genau.

Zur Jahrtausendwende vor dem weiteren Verfall gerettet

Schloss hin oder her, beide Bauwerke sind auf jeden Fall einen Besuch wert und verfügen in ihrer Geschichte über zahlreiche Parallelen. So wurde das Dettinger Amtshaus im Auftrag von Fürstabt Gerold I. Haimb nur sechs Jahre später erbaut, nachdem Karl Heinrich Keller von Schleitheim, Reichsfreiherr von und zu Isenburg, und seine Gemahlin Franziska Victoria Carolina Freiin von Gemmingen im Jahr 1740 ihr neu erbautes Schloss in Nordstetten bezogen hatten. Über dem Portal des Dettinger Amtshauses findet sich deshalb das Abtswappen des zweiten Fürstabtes von Muri und über dem Nordstetter Schlossportal das Allianzwappen der Keller von Schleitheim sowie der Herren von Gemmingen.

Beide Bauwerke erheben sich über den Grundmauern eines Vorgängerbaues. Das Dettinger Amtshaus entstand auf den Resten der alten Burg Oberdettingen, die dem gleichnamigen Ortsherren einst als Herrschaftssitz diente. Die Herren von Dettingen traten zum ersten Mal um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Erscheinung und mit Reinhard von Dettingen fand 1617 der Letzte dieses Adelsgeschlechts seine Ruhestätte im Freiburger Münster. Dem barocken Nordstetter Schlossneubau musste ein Renaissanceschloss weichen, das die Herren von Habsberg im Verlaufe des 16. Jahrhunderts errichteten, nachdem diese die Isenburg als Herrschaftssitz nach dem Bauernkrieg aufgegeben hatten.

Bei beiden Bauwerken handelt es sich um verputzte Bruchsteinbauten, deren Fassaden durch Lisenen und Pilaster sowie kräftig profilierte Fensterrahmen geprägt sind. Während das kompakt wirkende, dreigeschossige Gebäude in Dettingen als Vierflügelanlage um einen kleinen Innenhof gebaut wurde, erhebt sich in Nordstetten ein dreigeschossiges Giebelhaus auf rechteckigem Grundriss. Gleichermaßen beeindruckend sind in Dettingen wie auch in Nordstetten die erhalten gebliebenen Stuckdecken.

Beide Bauwerke erlitten dasselbe Schicksal. So erwarb die Gemeinde Dettingen im Jahr 1834 das Amtshaus, um es vornehmlich als Rat- und Schulhaus zu nutzen, und seit 1858 dient der Nordstetter Adelssitz als kommunaler Mehrzweckbau.

Und letztlich wurde sowohl der Dettinger als auch der Nordstetter Barockbau zur Jahrtausendwende buchstäblich in letzter Sekunde vor dem weiteren Verfall gerettet, sodass Joachim Lipp und Karl-Josef Sickler am Sonntagnachmittag um 14 Uhr und um 16 Uhr jeweils zwei Führungen durch das Schloss in Nordstetten und durch das Amtshaus in Dettingen anbieten und über ihre Geschichte berichten können.