In Mühringen werden die Steine für Martha Schwarz und Karl Steinharter verlegt. Foto: Tischbein Foto: Schwarzwälder-Bote

49 000 Stolpersteine erinnern an Verbrechen der Nazis / Zwei neue Steine in Mühringen und acht in Rexingen

Von Marion Tischbein

 

Horb-Mühringen/Rexingen. Die Verlegung der Stolpersteine zur Erinnerung an die unter dem nationalsozialistischen Regime deportierten und ermordeten Juden hat sich inzwischen zu einem Projekt von enormen Ausmaßen, auch über Deutschland hinaus, entwickelt.

Bisher wurden rund 49 000 dieser Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Mal zehn Zentimetern und einer Messingplatte mit Inschrift, vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig in mehr als 1000 Kommunen in Deutschland verlegt. Das kleinste Dorf mit einem Stolperstein hat 130 Einwohnern, aber auch in anderen Ländern Europas agierte Demnig.

"Und es geht auch auf jeden Fall noch weiter", verriet der Künstler. Zwei neue Steine wurden am Donnerstagnachmittag in Mühringen vor dem Haus Graf-Gerold-Straße 30 und 32 verlegt. Damit gibt es in Mühringen jetzt neun Stolpersteine. Die beiden neuen Steine erinnern am Martha Schwarz und Karl Steinharter, über deren Lebensgeschichte Hans-Josef Ruggaber einen kurzen Abriss gab.

Martha Schwarz, geboren am 7. Oktober 1897 in Mühringen, war das fünfte Kind ihrer Eltern, die ein gut laufendes Lebensmittel- und Manufakturwarengeschäft an der Hauptstraße, heute Graf-Gerold-Straße, führten. Sie wurde am 1. Dezember 1941 mit ihrer Schwester nach Riga deportiert, wo sie im Januar 1942 starb.

Karl Steinharter, geb. am 22. Oktober 1880 in Mühringen, war das vierte Kind der Viehhändler Sußmann und Klara Steinharter. Karl ergriff nach der Schule den gleichen Beruf, wie sein Vater und wurde Viehhändler. Er war Soldat im ersten Weltkrieg und diente Volk und Vaterland. Seine Frau Selma, die er 1909 geheiratet hatte, starb 1940. Karl Steinharter selbst wurde am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Dort verliert sich seine Spur.

Nach Ruggabers Einführung ging es nach Rexingen, wo vor den Häusern Lichtenbergstraße 26 und Johanniterstraße 16 jeweils drei Steine gesetzt wurden. Damit sind es in Rexingen schon über 30 Stolpersteine. Mit dem Verlesen der Lebensgeschichte erinnerten Barbara Staudacher, Heinz Högerle und Ortsvorsteherin Birgit Sayer an das Schicksal der ehemaligen Bewohner dieser Häuser, die 1941, vor genau 76 Jahren, zusammen mit anderen Horber Juden in den Osten deportiert wurden. Darunter war der letzte jüdische Lehrer in Rexingen, Arnold Isenberg und seine Frau Friederike. Sie wurden mit fünf anderen Rexinger Juden im April 1942 in das Durchgangslager Izbica in Ostpolen deportiert. Keiner von ihnen überlebte. Der dritte Stolperstein vor dem Haus Lichtenbergstraße 26 erinnert an Elsa Pressburger, geborene Neckarsulmer. Sie wurde am 27. November 1879 als älteste von drei Geschwistern in Rexingen geboren. 1903 heiratete sie den Viehhändler Heinrich Pressburger, der im November 1939 verstarb. Zwei Jahre später bekam Elsa Pressburger von der Gestapo den Befehl für die Evakuierung in den Osten.

Im März 1942 wurde sie mit Tausenden anderen älteren Frauen und Müttern in einem Wald bei Riga erschossen. Die letzten drei Stolpersteine, die in der Johanniterstraße vor dem heutigen Autohaus Bühler verlegt wurden, gelten dem Gedenken an Zilli und Wilhelm Wälder und ihrer Tochter Ilse.

Ilse Wälder wurde im April 1942 als erste der Familie nach Izbica in Polen gebracht, ein Durchgangslager bis zum Weitertransport in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor. Wilhelm und Zilli Wälder wurden im August 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo Zilli Wälder nach einem Jahr starb. Wilhelm Wälder wurde im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.