Bauprojekt: Unternehmer Harald Götz erzählt über sein Vorhaben / Betreutes Wohnen ist vorgesehen / Zeitplan schwierig

Horb-Talheim. Bei der jüngsten Or tschaftsratssitzung stellte der Talheimer Bauunternehmer und frühere Ortschaftsrat Harald Götz sein neuestes Projekt im nichtöffentlichen Teil der Sitzung dem aktuellen Ortschaftsrat vor.

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte Götz, dass er plant, gemeinsam mit seinem Partner, der Firma Lumina-Bau, die ihren Hauptsitz in Radolfzell am Bodensee hat, das brachliegende Gelände in der Keplerstraße, auf dem einst die Schule stand, die später als Asylunterkunft genutzt wurde, mit neuem Leben zu füllen.

Auf den 4218 Quadratmeter Fläche in allerbester Ortslage sollen drei Gebäude inklusive Tiefgaragen entstehen. Es handelt sich um je zwei separate Wohnhäuser mit jeweils 30 Wohneinheiten. In den Häusern soll betreutes Wohnen möglich sein. Die Wohnungen, die vom Einzimmerappartement bis zur Drei-Zimmer-Wohnung ausgebaut werden können, können auch als alternativer Wohnraum, gerade für ältere Personen, die nicht mehr allein in einem großen Haus leben möchten, nutzbar sein. Zudem ist im Erdgeschoss des dritten Gebäudes ein Einkaufsladen und ein Café geplant. Parken kann man in der Tiefgarage. Alle Stockwerke, von der Tiefgarage bis zum Dach, sind mit dem Fahrstuhl erreichbar und untereinander mit Laubengängen verbunden. Alles natürlich barrierefrei und behindertengerecht.

Neben dem Café soll auch ein Gemeinschaftsaufenthaltsraum mit großer Küche im ersten Obergeschoss als Treffpunkt für die Hausgemeinschaft dienen. Zwischen acht und neun Millionen Euro will sich ein Investor diese Innerortsentwicklung kosten lassen, so eine weitere Info von Generalunternehmer Götz.

Alles in allem also ein Neubauprojekt, von dem Talheim bislang nur träumen konnte. Entsprechend positiv fiel auch die Resonanz des Talheimer Ortschaftsrats aus. Dies erklärte Ortsvorsteher Anton Ade im persönlichen Gespräch, ohne dabei eine Interna aus der nichtöffentlichen Sitzung zu verraten. Ade selbst sieht es als sehr positiv an, dass man mit dieser Art von Angebot gerade den älteren Menschen im Tal eine Alternative zu ihrer bisherigen Wohnsituation bieten könnte. "Der Markt an kleinen, preiswerten Wohnungen ist nahezu leer gefegt und warum soll eine betagte Person aus ihrer großen Wohnung raus, wenn sie keine Alternative im Ort hat?", stellte sich der Ortsvorsteher selbst eine leicht zu beantwortende Frage. "Die Leute ziehen nicht aus – sie bleiben in ihrer viel zu großen Wohnung", macht er ein Dilemma der heutigen Zeit klar.

Dem könnte man nun mit diesem Projekt, das fast in der Mitte des Ortes nur einige Schritte von der nächsten Bushaltestelle entfernt und in Sichtweite zum Rathaus samt der Arztpraxis liegt, entgegentreten.

Die Planer und der bauausführende Unternehmer verstehen ihr Handwerk. Das haben sie bereits in einem ähnlichen Projekt dieser Größe, das in Haiterbach entstand, bewiesen. Momentan baut das Bauunternehmen Harald Götz in Freudenstadt zwei Sieben-Familien-Häuser mit Tiefgarage, in Loßburg ein Fünf-Familienhaus sowie in Hallwangen und Dornhan je vier Ein-Familien-Häuser. Alle jeweils mit Tiefgarage.

Am 5. März sollte das Talheimer Projekt nun vor dem neuen Gestaltungsausschuss der Stadt Horb vorgestellt werden. Dieser Termin wurde wegen der Corona-Krise abgesagt. Wann Götz sein Bauvorhaben nun den Experten vorstellen kann, das ist ungewiss.

Inge Weber, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, gab dazu folgende Auskunft: "Wann der Gestaltungsbeirat das nächste Mal tagen wird, kann in der derzeitigen Lage noch keiner abschätzen. Allerdings ist der Gestaltungsbeirat nur beratend tätig. Alle Bauvorhaben, die aktuell nicht im Gestaltungsbeirat beraten werden können, können das übliche baurechtliche Verfahren durchlaufen. Es ist den Bauherren freigestellt, auf eine spätere Beratung im Gestaltungsbeirat zu warten oder direkt das Baugesuch einzureichen." Scheinbar etwas verschnupft über das Vorpreschen von Harald Götz, der mit dieser Info den Talheimern ein gute Botschaft in schlechten Zeiten zukommen lassen wollte, ergänzte Weber ihre Antwort auf unsere Anfrage dahingehend: "Von der Anfrage hinsichtlich des geplanten Bauvorhabens von Herrn Götz über die örtliche Presse sind wir überrascht, weil sich Herr Götz nach der Absage der Sitzung des Gestaltungsbeirats noch nicht bei der Stadt Horb gemeldet hat. Nach den bisherigen Aussagen von Herrn Götz ist eine Realisierung des Vorhabens zudem erst im Jahr 2021 geplant."

Der Bauherr sieht das Ganze etwas anders. Bereits im vergangenen Jahr ist er mit diesem Vorhaben an das Stadtplanungsamt herangetreten. Dies mit der Vorgabe, dass man sein Anliegen, wenigstens in einer Vorbesprechung bis zu einem gewissen Zeitpunkt erörtern sollte. Diese Frist ließ das Amt verstreichen und Götz widmete sich daraufhin seinem Projekt in Freudenstadt. Und nun wirft die Pandemie alle Zeitpläne über den Haufen. "Wir haben jetzt einen Investor an der Hand", stellt Götz klar und macht dadurch deutlich, dass dies keine Sicherheit bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ist.

Für Talheim heißt es nun, eine Chance, wie sie in dieser Form sicher nicht mehr so schnell kommt, zu nutzen. Zumal "das Deng prima dort droba na passen würde" – wie Anton Ade glaubt.