Markus Barth an seiner Wirkungsstätte – er hat im ersten Jahr schon einiges verändert. Foto: Müssigmann

Markus Barth leitet Sozialstation seit einem Jahr. Radfahren und Brotbacken als Ausgleich zum anstrengenden Job.

Horb - Seit einem Jahr leitet Markus Barth (51) die Sozialstation, deren Mitarbeiter täglich ausströmen, um pflegbedürftige Menschen zu Hause zu versorgen. Barth hat in seinem ersten Jahr die Routenplanung digitalisiert. Die nächsten Herausforderungen warten schon.

Wenn die Fachkräfte der Sozialstation auf Tour sind, haben sie jetzt immer ein Smartphone dabei – damit ist ihr jederzeit aktueller Tourenplan abrufbar. Der vor einem Jahr angetretene Leiter der Sozialstation, Markus Barth, hat in seinem ersten Jahr die Neuerung angestoßen. "Wenn ich einen Papierroutenplan ausdrucke, ist er vielleicht eine Viertelstunde lang aktuell", sagt Barth. Nach anfänglichen Ängsten der Mitarbeiter, durch die Digitalisierung jederzeit überwacht und kontrolliert zu sein, hätten die Mitarbeiter bemerkt, dass die neue Technik eine Entlastung sein könne, sagt Barth. Die entsprechende Software und Geräte zu kaufen sei eine Investition in die Zukunft gewesen.

Barth ahnt, dass ihm an seiner neuen Wirkungsstätte auch nach dem ersten Jahr große Herausforderungen ins Haus stehen. Eine davon ist, den Pflegeberuf attraktiver zu machen, um Auszubildende zu finden.

Demografischer Wandel verschärft die Lage

Barth erwartet ein "Hauen und Stechen" um Fachkräfte in der Pflege, da durch den demografischen Wandel und die steigende Lebenserwartung in Zukunft immer mehr Menschen pflegebedürftig werden dürften. Der Pflegeberuf habe aber einen Negativtouch – unter anderem weil Schicht- und Wochenenddienste dazugehörten und ein hohes Maß an Flexibilität gefordert sei, zum Beispiel, weil man einspringen müsse, wenn Kollegen ausfallen.

Um künftig genügend Mitarbeiter zu haben, könnten auch nicht examinierte Kräfte für einfache Pflegeaufgaben und Aufgaben im Haushalt, wie das Herrichten eines Frühstücks, eingesetzt werden, sagt Barth. Bei der Frage, ob geflüchtete Menschen als Mitarbeiter in der Pflege für Entlastung sorgen könnten, reagiert Barth verhalten: "Im ambulanten Bereich scheitert die Idee schnell an der Sprache, alle Kräfte sind alleine unterwegs." Ein anderes Problem mit dem die Sozialstation durch ihre Kunden immer wieder konfrontiert wir, ist Altersarmut.

Wer nicht privat vorsorgt, ist aufgeschmissen

Barth stößt in der Gesellschaft oft auf die Denke, die Pflegeversicherung sei eine Vollkaskoversicherung – "ist sie aber nicht", sagt er. Wer nicht privat vorgesorgt habe für den Fall der Pflegebedürftigkeit, sei aufgeschmissen. Berater der Sozialstation versuchen dann verschiedene Fördertöpfe anzuzapfen. Er spricht von einem Pflegedschungel, den auch die Berater mühsam nach Lösungen durchforsten müssen. Wenn es gar nicht reicht, müsse das Sozialamt einspringen.

Barth wirkt wie einer, der pragmatische Lösungen sucht. Schon früh in seiner Karriere ist er als Krankenpfleger auf Intensivstationen in Personalverantwortung gegangen, wurde Bereichsleiter und hat zuletzt die Diakoniestation Freudenstadt geleitet.

Glaube gibt Halt und Zuversicht

Als Ausgleich zum stressigen Job fährt er Fahrrad – zur Arbeit und wieder zurück an seinen 25 Kilometer von Horb entfernten Wohnort Loßburg-Sterneck. "Mein christlicher Glaube gibt mir Halt und Zuversicht", sagt er. In seiner Freizeit spielt er Keyboard in einer christlichen Band und Bass im Posaunenchor. Barth ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Wenn er mal richtig runterkommen will, backt er Brot im Holzofen. "Das kann man nicht beschleunigen", sagt er.

Die Mitarbeiter der Sozialstation kommen pro Monat zu rund 400 Menschen nach Hause. Manche werden zwei oder drei Mal täglich versorgt, andere nur ein mal pro Woche. Bei der Sozialstation arbeiten 50 Frauen und fünf Männer. Das Angebot gehört zur katholischen Spitalstiftung Horb.