Angelika Stockinger und Axel Blochwitz stellen das erste Projekt für den Digital Hub vor. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Digitalisierung: Deutschlandpremiere der Offensive Mittelstand mit Experimentier- und Denkräumen

Schon bevor die Bauarbeiten für das "Digital Hub" in der Kaserne beendet sind, startet das erste Wirtschaftsprojekt. Am Dienstag war die Auftaktveranstaltung im Technologie-Zentrum.

Horb. Das ist schon ein Pfund, mit dem das Digital Hub aufwartet. Denn: Die Offensive Mittelstand startet in Horb die Deutschlandpremiere ihrer "Experimentier-Räume". Angelika Stockinger: "Damit bekommt das Digital Hub als erstes in Deutschland die Expertise von führenden Experten, damit kleine und mittlere Unternehmen erfolgreich in die Digitalisierung starten können."

Was ist das besondere an den Experimentierräumen? Drei bis acht Firmen können sich hier zusammenschließen, um ein Projekt zur Digitalisierung zu stemmen. Beispiel: Dachdecker Schlatter, die Baufirma Eugen Sieber, Fensterbauer Lohmiller, Maler Martin Killing, Steinmetzmeister Jürgen Poppitz, Schreiner Wolfgang Göttler und Elektro Leitenberger wollen sich für die digitale Baustelle mit Architekt Eberhard vernetzen. Ziel: Der Baustellenablauf und die Ausführung der Arbeiten sollen koordiniert werden. Und der Schreiner Göttler sieht bei der Montage von Schiebetüren gleich in der virtuellen Brille oder dem Smartphone, wo Leitenberger seine Kabel verlegt hat. Oder die Deckenbalken von Schlatter liegen.

Im Experimentierraum werden dann die konkreten Vernetzungen erarbeitet. Stockinger: "Aus unserem Netzwerk steuern wir dann Experten bei, falls die benötigt werden. Dazu gehören auch Forscher und andere Netzwerke."

Element zwei: die Denkräume. Geeignet für Studenten oder Senioren. Stockinger: "Wir wollen hier das Wissen und die Kreativität heben, die gebraucht wird, um das Wissen zu digitalisieren."

Element drei: der Fortbildungsraum. Stockinger: "Für das einzelne Unternehmen mit – sagen wir mal – zwölf Mitarbeitern ist es schwierig, für ihr Digitalisierungs-Team von drei Angestellten eine geeignete Fortbildung für ihre Themen zu finden. Wenn wir durch das Netzwerk aber aus fünf Firmen 15 Digital-Spezialisten für Fortbildungen zusammenbekommen, können wir für diese geeignete Seminare oder Fortbildungen finden."

Element vier: der Quartiermanager. Stockinger: "Der Name passt vielleicht im Moment noch nicht so ganz. Das kann ein Berater oder Moderator sein, der die Experimentierräume dann führt."

Bei der Auftaktveranstaltung war mit Samuel Binder (Junior-Chef von Ofen Binder) ein Unternehmer neben vielen anderen Akteuren (unter anderem Wirtschaftsförderung Nagold, Berufsschulrektor Jochen Lindner, Wirtschaftsförderung Nagold) aus Horb mit an Bord. Er sagt: "Das ist ein gutes Projekt mit interessanten Optionen. Jeder Unternehmer denkt aber, er ist vorne in der Digitalisierung. Ob er das Wissen teilen will?"

Christoph Runde vom Virtual Dimension Center in Fellbach bringt in seinem Impulsvortrag am Beginn der Auftaktveranstaltung jede Menge Fakten, warum diese Sicht sehr kurzfristig sein kann. Runde: "Allein der Maschinenbau, so schätzen Experten, wird durch die Digitalisierung der Fertigung eine zusätzliche Wertschöpfung von 89 Milliarden Euro generieren. Ein Potenzial, das auch kleine und mittlere Unternehmen heben können, wenn sie die Digitalisierung nicht einfach ignorieren." Man kann also gespannt sein, wie die Deutschland-Premiere der Experimentierräume im Horber Digital Hub anläuft.

Hinter der Offensive Mittelstand steckt ein Verbund. Mitglieder unter anderem die Fortbildungsakademie der Wirtschaft Lübeck oder der Unternehmenverband Mecklenburg-Schwerin. Das Projekt wird vom Bundesminsterium für Arbeit mit Zuschüssen gefördert.