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Nektarios Vlachopoulos feuert Comedy-Salven aufs Klosterpublikum am

Zum ersten Mal trat Nektarios Vlachopoulos im Horber Kloster auf. Susanne Henning vom Projekt-Team durfte neben dem preisgekrönten Kabarettisten auch eine ordentliche Anzahl Besucher im coronagerecht bestuhlten, nicht ganz ausverkauften, Veranstaltungssaal des Horber Klosters begrüßen.

Horb. Henning versprach einen unterhaltsamen, humorvollen Abend. Unterhaltsam ja – humorvoll, na ja. Dem Programmtitel angepasst, gab es ein ganz klares Jein zum Thema Humor. Was der Herr mit griechischem "Integrationshintergrund" für lustig hielt, das war eher Sarkasmus, der sich sehr an die Lichtstimmung im Klostersaal anpasste. Fast rabenschwarz, mit ein paar wenigen hellen Spots. Genauso wie der Lichtmixer die anwesenden Fotografen vor leichte Probleme stellte, forderte der Stargast des Abends seine Zuhörer auf, die Stellen, an denen man lachen oder klatschen sollte, in seinem dichten Wortwirrwarr zu suchen und vielleicht sogar irgendwo zwischen den Zeilen zu finden.

Auf das feine Florett in Wortwahl und Pointe wartete der Zuhörer vergeblich. Vlachopoulos hatte eher die Witz-Haubitze dabei. Auf seiner Reise durch den ausgefallen Urlaub, seine Sex-Fantasien oder das Kinderspiel, das man das Leben nennt, setzte er Marker, die er als immer wiederkehrende Momente durchs Programm schleifte.

Ansonsten bediente er sich der Technik, die alle Narren seit Till Eulenspiegel nutzen – er hielt seinen Zuhörern den sozialkritischen Spiegel vor, und die reagierten teils betroffen, amüsiert oder gerührt. Es war ein Programm, das mit einer Stimme aus dem Off begann, die etwas von einer Zeit raunte, in der man sich nach der Wahrheit sehnt.

Die Wahrheit, das wahre Gesicht, hatte der Künstler zu Beginn seines Auftritts unter einer Cro-Maske verborgen. "Gesichter, das sind so etwas wie die Emojis vorne am Kopf", erklärte er der Generation Smartphone, die an diesem Abend jedoch deutlich in der Minderzahl war.

Nektarios Vlachopoulos ist sich sicher, dass die Menschheit etwas von ihrer Kultur unterdrückt, wenn sie nur ihre zwei Gesichter nach außen anbietet: das eine, das für die Welt reserviert ist, und das andere, das man in der Familie zeigt. Denn das dritte, das wahre Gesicht, wird nie gezeigt. "Nur deshalb kratzt sich niemand öffentlich am Sack oder fährt in den Puff von Barcelona."

Für den Künstler selbst ist es aber kein Problem, sein wahres Gesicht zu zeigen, die Maske der Unauffälligkeit fallen zu lassen und sein wahres Ich Gassi zu tragen.

Er selbst freute sich, dass er mal wieder unter Menschen sein durfte. "Drei Monate zu Hause – da fällt dir die Decke auf den Kopf." Selbst sein Urlaub sei ausgefallen, doch an jeder Ecke würde irgendjemand lauern und ihm ungefragt Urlaubsbilder zeigen. "Früher wurde man zu Dia-Abenden eingeladen und konnte rechtzeitig krank werden, doch heute ist die Dia-Show immer und überall, und zudem rät man mir, ich solle Jerome kennenlernen. Warum?"

Urlaub sei sowieso überbewertet. Er sei echt mal auf die Schwäbische Alb gegangen und habe dort Kühe getroffen. "Wir hatten nix gemeinsam. Völlig unterschiedliche Interessen." Ja okay, die Aussicht war toll, doch einmal gesehen reicht und es war immer noch eine Woche Urlaub am Stück übrig. "Da bleibt nur eins – schauen wir mal, was Netflix bietet."

Was ihm an Fernreisen auch nicht wirklich gefalle, sei die Romantisierung von Armut. "Das kotzt mich an." "Über Reichtum schimpfen ist geil, aber mit einer Protzkarre vors Casino fahren, das ist noch viel geiler."

Neben der größten Errungenschaft der Menschheit, dem Thermomix, sei auch die Liebe schön. Obwohl Herzen kleine, muskulöse Vollidioten seien, die nur schlagen können, darf man ihnen auch folgen, nicht nur seiner Vernunft! Es muss nicht immer alles vernünftig sein, lautet sein Tipp für mehr Lebensfreude. "Ruf mal bei der Telekom an und frag’, ob du das Gespräch aufnehmen darfst oder setz dich nackt in den Fahrstuhl und wenn die Tür aufgeht ruf laut: besetzt."

Vlachopoulos gab noch Dating-Tipps zum Nicht-Nachmachen, verriet, dass er seinen Körper – gut erhalten, etwas gebraucht – im Intimbereich auf Ebay anbietet, und verlas noch ein Manifest der Sinnlichkeit, dass sein drittes Gesicht – das Ehrliche – prächtig widerspiegelte.

Ob das alles lustig war, musste jeder für sich selbst entscheiden. Unterhaltsam war es auf jeden Fall, und jeder dieser Auftritte in Coronazeiten sollte gefeiert werden.