Mit mehr Mut zu Fantasie und Visionen könnte die stark befahrene Ortsdurchfahrt zwischen Lotzer-Haus und Mühlener Straße einmal eine Fußgängerzone werden. Das glauben Mitglieder von Haus und Grund. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Immobilien-Experten sehen Möglichkeit einer Fußgängerzone vom Lotzer-Haus bis zur Mühlener Straße

Die Hochbrücke ist in greifbarer Nähe. Einkaufszentrum und neuer ZOB stehen. Haus und Grund fordert jetzt neue Impulse in der Stadtentwicklung als neues Zukunftsprojekt.

H orb. Tilman Stroh, Vorsitzender von Haus & Grund: "Es wird in den nächsten Jahren darum gehen, die Kernstadt und andere Bereiche von Horb zukunftsfähig zu machen. Dazu braucht es neue Impulse in der Innenentwicklung. Da reicht es nicht mehr, ein Sanierungsgebiet auszuweisen. Die Stadt muss da Visionen entwerfen und damit den Eigentümern den Mund wässrig machen!"

Als prominentes Vorbild nennt Stroh den städtebaulichen Wettbewerb um den Fruchtkasten. Eine Vision mit dem Fruchtkasten als Gastro-Fläche mit Stufen runter zum Neckar. Ein Fußgängersteg zwischen dem neuen Einkaufszentrum und der Volksbank, eine Treppe hoch zum Marktplatz, wo jetzt noch das Dolce Vita steht (wir berichteten).

Doch schon bei der Präsentation des Sanierungsgebiets für die Hauseigentümer Anfang des Jahres fehlte dem Haus und Grund-Vorsitzenden genau diese Vision. Stroh: "Das war ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll. Die Hausbesitzer wurden aufgefordert, mit Zettelchen die guten und schlechten Ecken zu identifizieren. Genau hier fehlte die Vision für die Gebiete, die weiter weg vom Fruchtkasten sind."

Bemerkenswert: Potenzial wäre dafür vorhanden gewesen. Denn: Genau auf dieser Präsentation für die Hausbesitzer bestätigte Fachbereichsleiter Wolfgang Kronenbitter, dass die Stadt inzwischen alle Grundstücke für eine innerörtliche Entlastungsstraße entlang der Eisenbahnlinie zusammen habe.

Wäre also ein Leichtes gewesen, eine Vision des Kernstadt-Bereichs jenseits des Fruchtkastens an die Wand zu werfen. Mit einer Fußgängerzone zwischen dem Sebastian-Lotzer-Haus, Schuhhaus Häfele, Mode und Style bis hin zur Kreuzung Richtung Mühlen. Den Raum vor der Bruderhaus-Diakonie als Park oder ähnliches.

Und solche Visionen sollten möglichst zeitnah aufgestellt werden, so mahnt Haus und Grund.

Und dürfte damit genau auch den Nerv von City-Manager Thomas Kreidler treffen. Er hatte dem Schwarzwälder Boten gesagt, dass die Frequenz der Innenstadt-Besucher überall abnimmt. Dem sei nur mit einer höheren Aufenthaltsqualität zu begegnen. Konkret: Mit tollen Quartieren, sorgsam sanierten Häusern, Brunnen oder was immer man sich vorstellen kann.

Ausschussmitglied Manfred Bok, langjähriger Vorsitzender und Ausschussmitglied: "Die Erfahrung zeigt, dass solche Projekte der Innenentwicklung lange Zeit brauchen. Weil es konkret darum geht, dass Häuser zusammengelegt, abgerissen und neu gebaut werden. Es ist deshalb wichtig, mit Visionen für solche Quartiere die Fantasie der Eigentümer anzuregen. Und weil es doch teilweise Jahre dauert, ehe die Eigentümer dazu bereit sind, ist es besser, solche Impulse möglichst frühzeitig zu setzen!"

V olker Bailer, Ausschussmitglieder von Haus und Grund und Immobilienmakler bei der Kreissparkasse: "Das ist auch wichtig, weil es in Horb bisher keine Quartierplanung gibt. Die Weiterentwicklung des Umfelds in gewissen Quartieren kann aber genau die Impulse bei der Innenentwicklung auslösen, die bisher fehlen. Denn: Es gibt Modelle, die weit über das hinausgehen wie Haus oder Grundstück verkaufen. Beispielsweise: Ein Haus abzureißen, das Grundstück zu verkaufen und den Erlös in die neu entstehenden Bauten zu investieren. Genau deshalb sollte die Stadt diesen Prozess mit Visionen anregen und als Vermittler auftreten."

Bailer bemängelt eine fehlende Quartiersplanung auch auf dem Hohenberg. Bailer: "Gerade am Südring fehlen Elemente, die hier eine Art Mitte schaffen. Das Gewerbegebiet mit Real oder die Kaserne sind hier viel zu weit weg."

Zwar hat die Stadt auch Pläne für einen Park und ein Sportstadion fußläufig zum Schulzentrum in der Schublade, doch die wurden bisher noch nicht ausgepackt. Bailer: "Das, was die katholische Kirche da mit dem Altenzentrum und Kindergarten gemacht hat, ist gut. Aber das reicht noch nicht aus."

Und vor einem Fehler warnt Haus- und Grund-Ausschussmitglied Manfred Bok auch – der Blockade. Bok: "Wir haben uns Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre mit sechs Hausbesitzern auf eine Quartierplanung rund um die Hirschgasse geeinigt. Haben sogar die Kanalisation in der Hirschgasse auf eigene Kosten neu gemacht. Dieses Quartier sollte auch die andere Seite mit Gutermannschule umfassen. Dazu hatten wir angeregt, dass die Gutermannstraße verkehrsberuhigt wirkt, um das Quartier attraktiver zu machen. Doch es gab weder vom Rathaus noch aus dem Gemeinderat einen Antrag, die Gutermannstraße wirklich vom Verkehr zu beruhigen. Inzwischen sieht man, was aus dem Quartier geworden ist. Ein Teil der Häuser, die damals mit saniert werden sollten und es durch den Stopp der Entwicklung nicht wurden, sind baulich nicht mehr auf der Höhe, um es vorsichtig zu sagen."