Alle Jahre schaut Nikolaus Richard Straub beim VdK vorbei. Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Talheimer Richard Straub gibt Ehrenamt ab / Seit 1965 jedes Jahr im Einsatz

Im Steinachtal ist ab nächstes Jahr ein Top-Job mit garantierter Langzeitbeschäftigung frei. Die Stelle des Nikolaus ist neu zu besetzen. Der bisherige Nikolaus, Richard Straub, hört zum Jahreswechsel nach 50 Jahren auf.

Horb-Talheim. "Jetzt ist es genug, jetzt dürfen gerne auch mal die Jüngeren ran", sagt der Mann, der den Nikolaus in all den Jahren nicht spielte, sondern ihn in seiner ganzen Pracht und religiösen Grundausrichtung verkörperte. "Ich war der Nikolaus", zeigte sich Richard Straub im persönlichen Gespräch von der Art, wie er in der Nachfolge des Heiligen Nikolaus von Myra unterwegs war, überzeugt. "Ich hatte auch nie so ein künstliches Nikolaus-Häs an, wie die vielen Hobby-Nikoläuse, die in ganzen Heerscharen unterwegs sind, sondern eine Gewand, das dem Amt würdig war und ist. Es ist ein liturgisches Gewand, das sehr an die kirchliche Vorgabe angelehnt ist."

Straub übernahm die Aufgabe erstmals im Jahr 1965. Als Bäcker-Lehrling durfte er die Kinder seines Lehrherren in Nagold bescheren. Damals tat es ein roter Mantel. 1967 trat er dann das erste Mal in seinem Heimatort Talheim in Aktion.

Ernst Waidelich, sein damaliger Geselle, fuhr ihn von Nagold nach Talheim. Dort staunten die Kinder seines Bruders Bernhard und die seines Vetters Gerhard nicht schlecht, als da ein freundlicher Bursche mit goldenem Buch und Rute in der Wohnstube stand und vieles über sie wusste.

Ab 1968 hatte Richard Straub dann seinen eigenen Führerschein in der Tasche und war von nun an wesentlich flexibler. Auch hatte er ein schöneres Gewand. Er hatte das Gewand der "Marie vom Schloss", wie die Talheimer Gemischtwarenhändlerin überall genannt wurde, bekommen, das er drei Jahre, bis zu ihrem Tod, trug.

Es war der katholischen Kirchenmesner Alois Becht, der dann aus Kirchenbeständen eine sogenannte "Bass-Geige", ein Messgewand, zu der Basis-Ausstattung von Nikolaus Straub beisteuerte.

Nicht aus dem Kostümverleih

Insgesamt trägt Straub seither nur Bekleidungs- und Ausstattungsgegenstände, die dem hohen Amt eines Bischofs würdig sind. So ist sein Bischofsstab handgedrechselt und trägt das Wappen von Bischof Sproll. Unter dem prachtvollen Messumhang trägt er die Albe, die weise Tunika, die Zimbel hält alles zusammen und überm Arm das Schweißtuch, den Manipel. Sein Haupt, das er natürlich mit einem weißen Rauschebart geschmückt hat, ziert eine nach Maß gefertigte Mitra.

Also wirklich kein Nikolaus wie aus dem Kostümverleih, sondern so, wie der ganze Mann ist: Echt, authentisch und von tiefer Religiosität geprägt, die er schon aus seinem Elternhaus auf dem Weg durchs Leben mitbekam. Kein Wunder, dass er mit diesem realitätsnahen Gewand bereits vor 35 Jahren bei einem internationalen Nikolaustreffen in Sulz den zweiten Platz für die schönste Ausstattung zugesprochen bekam. Es sind die Details, auf die Nikolaus Straub Wert legt. So hat er sogar früher seine Rute, die ihm immer sein treuer Geselle Knecht Ruprecht hinterherträgt, beim Korbmacher Wilhelm Schilling machen lassen. Seit dieser tot ist, macht Straub seine Ruten selbst. Heute ist Richard Hamm sein treuer Gefolgsmann. Als Ruprecht mussten aber auch schon seine Frau Martina und seine Söhne Christoph und Markus mit auf Tour. Dazwischen waren Bernhard und Markus Landenberger seine Begleiter.

In seinem letzten Jahr als Nikolaus gibt Straub seinem Rentierschlitten nochmals so richtig Zunder. "Am 5. Dezember war ich allein in Talheim bei zwölf Familien als Nikolaus gebucht. Denn in Talheim ist es Tradition, dass der heilige Mann am Vorabend des Nikolaustages kommt. Und am 6. Dezember, am eigentlichen Nikolaustag, bin ich in Schulen und den Kindergärten unterwegs und verteile kleine Geschenke und lese aus meinem Goldenen Buch vor."

Natürlich singt dieser besonders musikalische Nikolaus auch bei seinen Besuchen. Das Jahr über spielt er beim Musikverein Obertalheim und bei den Steinach-Musikanten Posaune, ist ein sehr guter Zither-Spieler und singt im örtlichen Beerdigungschor und im Bäckerchor Tübingen/Reutlingen. Zudem ist er im Dreier-Team Mesner und Lektor in seiner Gemeinde. Spenden, die er im Laufe eines Jahres bekommt, gehen alle ohne Abzug an das Klarissen-Kloster nach Heinsberg.

Nun möchte der musizierende Bäckermeister, der seit 2012 in Rente und stolzer Opa von sechs Enkeln ist, einen seiner christlichen Gedanken umsetzen. Für ihn heißt schenken nicht nur geben, sondern auch abgeben, übergeben, aufgeben und preisgeben. Er gibt sein geliebtes Nikolaus-Amt auf und würde es gerne an einen Nachfolger, dem er am Anfang noch beiseite steht, übergeben. Vielleicht findet sich jemand für diese tolle Aufgabe. Die Talheimer Kinder, aber auch die Erwachsenen in den vielen Vereinen, bei denen Straub vorbeischaut, würden es mit Sicherheit danken. Denn Tahla ohne Belzmärdle ist nicht vorstellbar.