Schon in Oberndorf war PricewaterhouseCoopers am Ball / KLF-Aufsichtsrat hat über Klage Horbs nicht gesprochen
Von Jürgen Lück
Freudenstadt/Horb. Jetzt kann das Markterkundungsverfahren für das Krankenhaus in Horb starten. Der Aufsichtsrat der KLF (Kliniken Freudenstadt gGmbH) hat jetzt PricewaterhouseCoopers (PwC) mit dem Verfahren beauftragt.
Die Nachricht kam per Pressemitteilung aus dem Landratsamt: "Ausschlaggebend für die Wahl von PwC waren die sehr guten Referenzen und umfangreichen Erfahrungen des Instituts und die Tatsache, dass es in der baden-württembergischen Krankenhauslandschaft durch mehrere Standorte gut verankert ist. PricewaterhouseCoopers wird umgehend mit dem Markterkundungsverfahren beginnen und seine Vorgehensweise dem Kreistag des Landkreises Freudenstadt in der nächsten Sitzung am 18. März vorstellen."
Die Firma PwC hatte schon 2010 durch Kai Drigalla nach dem Markterkundungsverfahren das Bieterverfahren für das Krankenhaus in Oberndorf durchgeführt. Dabei hatte PwC unter anderem für die Entscheider die Stärken und Schwächen der Bieter analysiert.
Der Gemeinderat Horb fordert eine Beteiligung der Stadt massiv ein. Deshalb wurde beschlossen, eine Klage wegen der Schließung der Akut-Klinik gegen den Landkreis und den Kreistag einzureichen (wir berichteten).
Das Verfahren solle aber ruhen, wenn die Stadt angemessen an der Markterkundung beteiligt wird. Darüber, so erfuhr der Schwarzwälder Bote, wurde im Aufsichtsrat aber nicht diskutiert. Man wolle erst die Vorarbeit der PwC abwarten und hat diese Frage offenbar auf die nächste Kreistagssitzung verschoben, bei der sich der Markterkunder vorstellt.
Im Rahmen des Markterkundungsverfahrens soll ausgelotet werden, ob es Ideen gibt, mit denen das Krankenhaus Horb weitergeführt werden kann. Kreis- und Gemeinderat Daniel Wochner geht davon aus, dass sich am Markterkundungsverfahren auch private Betreiber beteiligen. Nach Abschluss des Markterkundungsverfahrens muss der Kreistag dann entscheiden, ob er in ein Bieterverfahren einsteigt. Dann können private Krankenhausbetreiber die Klinik übernehmen.
Verschlechtern die dramatischen Defizit-Zahlen aus Horb die Chance, dass sich ein neuer Betreiber findet?
Im Jahr 2011, so KLF-Geschäftsführer Peter Mast, hatte Horb 3,9 Millionen Euro Verlust vor Abschreibungen gemacht. Kreisrat Wolfgang Kronenbitter hatte dagegen Einspruch eingelegt, weil im DKI-Gutachten andere Zahlen drinstehen. Geschäftsführer Mast hatte seine Zahlen mit dem "testierten Jahresabschluss 2011" bestritten. Aber auch gesagt, dass das Jahr 2011 für Horb eine Sondersituation gewesen sei – wegen der Umbaupause.
Wird dieser Zahlenstreit und das Horber Defizit eine Rolle bei der Suche nach einem neuen Betreiber spielen? Ein Insider, der schon mit vielen privaten Krankenhausbetreibern verhandelt hat: "Nein. Diese Zahlen spielen keine Rolle. Private legen ihre eigenen Kennzahlen zu Grunde. Wichtiger ist die Zahl der Betten und die Möglichkeit der Kooperationen."
Das Problem beim jetzigen Zahlenstreit sei, dass nur um endgültige Kennzahlen in der Bilanz gestritten werde. Weil die dahinter liegenden tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben bisher nirgendwo offen gelegt wurden, könne man das wahre wirtschaftliche Potenzial und die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses Horb aus den Bilanzen nur sehr bedingt ablesen.
"PricewaterhouseCoopers" ist ein globales Netzwerk von Unternehmen in den Bereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmens- und Managementsberatung. Die Mitglieder des Netzwerkes sind rechtlich selbstständig und unabhängig. "PwC" gehört zu den vier großen Prüfungsgesellschaften. Unternehmen aus 158 Staaten gehören zum Verbund, insgesamt werden ungefähr 180 000 Menschen beschäftigt. Im Geschäftsjahr 2012 betrug der Umsatz des Gesamtkonzerns etwa 31,3 Milliarden US Dollar. "PwC" ist das weltweit größte Dienstleistungsunternehmen. (ar)
