Viele Besucher schafften es in den großen Ausstellungsraum – mindest doppelt soviel standen vor der Tür. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Erste von vier Gemeinschaftsausstellungen des Kunstvereins Oberer Neckar eröffnet

25 Jahre Kunstverein Oberer Neckar – ein Jubiläum, das das ganze Jahr über gefeiert wird. Gestern ging’s los.

Horb. Vier Gemeinschaftsausstellungen, deren Themen man an die Zyklen der vier Jahreszeiten angelehnt hat, sowie zwei Einzelausstellungen zum 70. Geburtstag von Norbert Stockhus und 75. Geburtstag von Albrecht "Mandi" Bopp stehen auf dem Jahresprogramm. Stockhus wird im Kloster ausstellen, Bopp im Landratsamt Freudenstadt.

Schwerpunkt der Präsentationen werden jedoch die vier Gemeinschaftsausstellungen sein, bei denen immer sieben Künstler ihre Arbeiten zusammen vorstellen.

Am gestrigen Sonntagvormittag lud der Verein zur ersten Vernissage ein. Das Thema "Frühling" stand als Überschrift über dieser Präsentation, und da störte es auch nicht, das Tief "Sabine" Horb in eine Winterlandschaft verwandelt hatte. Sieben Künstler, sieben völlig unterschiedliche Stile, sieben ganz eigene Handschriften und charakteristische Merkmale in den Arbeiten, und doch eine überaus harmonische Zusammenstellung, so das Fazit zu dieser Ausstellung.

Die farbig abstrakten Landschaften des Balinger Malers Joachim Wörner standen im korrespondierenden Gegensatz zu Nikola Lukincics impressionistischen Arbeiten, und Sabine Wilhelm-Stötzer brachte mit ihren Blättern tatsächlich so etwas wie den Hauch des Frühlings in die Galerie des Kunstvereins. Dreidimensional arbeiteten nicht nur die Bildhauer und Maler Hans Mendler und Josef Nadj, sondern auch der Eutinger Franz Karl Ziska. Standen je zwei Skulpturen von Mendler und Nadj frei im Raum, so hob sich Ziska hier etwas ab.

Er stellte unter anderem ein Bild aus, das man von drei Seiten aus betrachten konnte und dabei dreimal ein völlig anders Szenario sah. Schaute man von links drauf, sah man den Urzustand der Erde. Schaute man sich die Arbeit frontal an, dann zerstörte eine Atombombenexplosion den Planeten und trat man nach rechts, dann schaute man auf das Jetzt und Heute. "Frieden" heißt die Arbeit und ist unverkäuflich. Der ruhende Pol in dieser Stil- und Materialvielfalt ist Altmeister Albrecht A. Bopp. Der in Schramberg geborene Künstler ist ebenso wie Josef Nadj Gründungsmitglied im Kunstverein Oberer Neckar und besticht durch filigran aufeinander abgestimmte Pastellfarben und klare, gerade Linien in seinen meist durch Industriebauten und Maschinen inspirierten Werken.

Sieben Künstler – das heißt im Umkehrschluss auch sieben Fangruppen, die "ihrem" Künstler zu dieser Vernissage folgten. Bei den Eröffnungsreden von Benno Müller, dem ersten Vorsitzenden des Vereins, der später auch die Künstler vorstellte, und Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger war der große Saal der Galerie bereits mehr als gut gefüllt, und mindestens noch einmal die gleiche Menge an Besuchern stand vor der Tür zum Saal. Insgesamt mögen es sicher an die 100 Personen gewesen sein, die sich das erste Highlight im Jubiläumsjahr des Kunstvereins nicht entgehen ließen. Peter Rosenberger baute diesen Besucherandrang geschickt in sein Grußwort ein, indem er betonte, dass man extra dafür und nur an diesem Sonntag, die Sperrung an der B 28 aufgehoben habe. Vielleicht war es tatsächlich so, denn die Besucher strömten selbst aus der Landeshauptstadt Stuttgart nach Horb. "Der Kunstverein Oberer Neckar hat eine Strahlkraft weit über Horb hinaus", freute sich Rosenberger, der betonte, dass es gut tut, solche Partner in der Stadt zu haben.

Als Müller und Rosenberger ihre kurzen Hinführungen beendet hatten, strömte auch der Rest der Besucher in den großen Saal nach. Ein Umstand, dass eines der beiden Meisterwerke von Josef Nadj nicht überstand. "Berühren verboten", stand zwar auf dem weiß gestrichenen Podest, doch von "runterschmeißen" stand da nirgend etwas. Eine unbedachte Drehung, und das "Echo" aus schwedischem Granit und Diabas lag in mehreren Teilen zerbrochen auf dem Galerieboden. Schade, aber nicht nur unvorsichtige LKW-Fahrer zerlegen Kunst in Horb – auch unvorsichtigen Vernissagen-Besuchern unterlaufen solche Missgeschicke. "Aber auch ohne das "Echo" ist die Ausstellung mit insgesamt 65 Arbeiten mehr als sehenswert. Bis 25 März ist sie samstags und sonntags von 14 Uhr bis 18 Uhr in der Galerie des Kunstvereins zu sehen.

Weitere Informationen: www.kunstverein-oberer-neckar.de