Ausblicke: Wie steht es um die Stadt? Die Stimmungsbilder der Neujahrsempfänge sagen mehr als Zahlen und Fakten

Pathos, Prognosen, politische Sticheleien – in jedem Jahresempfang einer Kommune zählen sie zu den Zutaten. Dazu kommt oft noch der sprichwörtliche Blick in die Glaskugel. Das Stöbern im Zeitungsarchiv gibt einen Einblick in das Wechselspiel von Hoffen und Bangen.

Horb. Gleich vorneweg: Die Hochbrücke war beim Horber Jahresempfang schon immer ein Thema, und es mangelte nicht an aufmunternden Floskeln. Aber auch andere "Klassiker" wie Investitionen, Bildung oder Gesundheitsversorgung tauchen regelmäßig auf. Nach 2015 fallen dann Begriffe wie Breitband-Versorgung, Fair-Trade und Flüchtlinge auf. Hier einige Beispiele:

2009 – Bildung

"Bildungsstadt" war der Titel des Jahresempfangs, damals noch mit OB Michael Theurer. Auf die Entwicklung zur familienfreundlichen Stadt habe man größten Wert gelegt, betonte Theurer. Seit Jahresbeginn sei Horb Hochschulstadt, da sich die Berufsakademie zur Dualen Hochschule erweitert habe. Weitere Themen: Sanierung des Neckarbads, Bau des Flusskraftwerks und Dorfentwicklung. Der Ausblick ging Richtung Grünprojekt – und war in der Tendenz positiv, weil zu dem Zeitpunkt die Kritik nachgelassen hatte und sich viele auf das Projekt freuten.

2011 – Ehrenamt

Unter dem Motto "Ich mach mit in Horb" stand der Empfang 2011. OB Peter Rosenberger stellte damit das Ehrenamt in den Mittelpunkt. Er lobte den besonders aktiven Einsatz der Horber "für eine wache und lebendige Gesellschaft". Kritisches Thema war die finanzielle Schieflage nach der Krise, die Horb voll erfasst habe. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren viel investiert und die Folgekosten außer Acht gelassen. "Bei einer Flächenstadt mit 17 Stadtteilen" wie Horb es ist, wurden Strukturen geschaffen, die uns heute finanziell erheblich belasten", so Rosenberger. Seine Ankündigung: Künftig 2,5 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Damals formulierte er auch das Klimaziel: Horb soll 2050 klimaneutral sein. Der Ausblick war also nicht ganz so rosig, denn die Schuldenlast sorgte damals für Verdruss und Ängste, zum Beispiel bei den Eltern von Schülern der städtischen Musikschule.

2013 – Klinikschließung

"Horb – meine alte/neue Heimat" war der Leitgendanke des Jahresempfangs 2013, der aber von einem anderen Thema überschattet wurde: Die Schließung der Akut-Klinik im Horber Krankenhaus. Für OB Rosenberger war es wie "ein Schlag ins Gesicht der Menschen". Aber die Heimattage in Horb strahlten dann doch noch als versöhnlicher Ausblick auf das Jahr. Allerdings: Die bangen Blicke auf die Gesundheitsversorgung waren eine eher düstere Zukunfts-Verheißung.

2014 – Landwirtschaft

An die Stallzeiten angepasst war der Empfang 2014, denn er war den Familienbetrieben in der Landwirtschaft gewidmet. Das Motto lautete "Fair hergestellt, fair gehandelt". Gute Nachricht: Die Stadt bilanzierte in den vergangenen Monaten wieder eine leichte Zunahme bei der Einwohnerzahl. Zweite gute Zukunftsnachricht: Die Duale Hochschule bekommt einen Kfz-Prüfstand. Als Zukunftsprophezeihung kam bei dem Empfang rüber, dass man in Horb gute Lebensmittel direkt beim – fairen – Erzeuger kaufen kann, das aber auch bitte öfter tun sollte...

2015 – Fortschritte

Erste Anzeichen für einen – offiziell verkündeten – dauerhaften Aufwärtstrend in Horb gab es am Jahresempfang 2015. Auf dem Kasernenareal wurden rund 30 Unternehmen angesiedelt, und das THW zieht in diesem Jahr dort ein. Die Planungen für das Einkaufszentrum machen ebenfalls Fortschritte, und die Steigerung der Geburtenzahlen hält an. Vor allem seien es mehr junge Familie, die sich für den Wohnort Horb entscheiden. Insgesamt also ein Empfang der verheißungsvollen Aussichten – der allerdings bereits von der Flüchtlingsthematik überschattet wurde.

2016 – Jugend

Der Jahresempfang drehte sich offiziell um das Thema "Jugend 2.0", doch heftig diskutiert wurde auch über ein Millionen-Paket für einen Master-Studiengang und die Nutzung der Turnalle als Flüchtlingsunterkunft. Der Dauerkonflikt von politischen Kräften aus Horb mit dem Landkreis wegen der Gesundheitsversorgung flammt auch 2016 wieder auf. Bei der Investition von rund 100 Millionen Euro in einen Krankenhaus-Neubau in Freudenstadt werde es viel Überzeugungskraft brauchen, so OB Rosenberger. Doch Landrat Klaus Michael Rückert hatte noch andere Sorgen. Er musste Flüchtlinge unterbringen. "Die Kapazität an freien Unterkünften im Landkreis ist gleich null", sagte er am Rand des Empfangs. Die Zukunftsaussicht: der Stadt geht es gut, aber wie geht es beim Thema Flüchtlinge weiter?

2017 – Musik

Das anstehende Landesmusikfest in Horb stand offiziell thematisch im Mittelpunkt des Jahresempfangs 2017. "Musik baut Brücken" lautete das Motto. OB Rosenberger kündigte 5,5 Millionen Euro Investitionen und eine Digitalisierungs-Offensive an. Für den lange erwarteten Bau der Hochbrücke gibt es dieses Mal immerhin einen Lichtblick: Die ersten Probebohrungen für den Bau der Brückenpfeiler haben begonnen. Das Jahr der Trump-Wahl und der aufflammende Nationalismus sind beim Empfang Randthemen. Die Zukunftsaussicht spiegelt sich am besten in OB Rosenbergers Appell: "Wir wehren uns gegen die German Angst. Die entwicklung in Horb ist doch hervorragend. Wir brauchen keine Angst zu haben." Und an den Austritt Bad Herrenalbs aus dem Kreis Calw erinnerten die Horber Nachtwächter.