Sorgten für gute Stimmung im Horber Kloster: Blue Stuff. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: "Blue Stuff" verwandelt altehrwürdiges Gemäuer in eine Disco der 80er-Jahre / Besondere Arrangements

Horb. Freudenstadt rockt Horb! So locker kann man den Gig der Freudenstädter Lokal-Matadore von "Blue Stuff" auf den kleinsten Nenner bringen.

Sie verwandelten zum Jahresabschluss zumindest den Veranstaltungsteil des altehrwürdigen Horber Klosters in eine Disco der 80er-Jahre. Sie ließen die Glanzzeiten von "Scotch Club" und "Barbarina" nochmals aufleben. Und ihre Fans, die inzwischen alle auch ein paar Tage, älter wurden dankten es ihnen. Es wurde geschwoft wie in den Jugendjahren.

"Rock ‘n‘ Roll hat deinem Leben einen völlig neuen Sinn gegeben", sangen einst die Schweizer Peter, Sue & Marc. An diese Textzeile werden sich sicher viele der Damen und Herren erinnern, die heute als "Best Ager" – auch Generation Gold genannt – ihr Leben genießen. Auch ihr musikalisches Weltbild wurde vom Rock‘n‘Roll und dem Beat verändert. Bands wie die Beatles, Stones, Kings und die späteren Helden der 70er- und 80er-Jahre prägten ganze Generationen. Sie wurden mit dem Sound infiziert, der direkt übers Ohr ohne weitere Umwege in die Beine geht. Und dass das sogenannte Muskelgedächtnis nichts vergisst, dass sah man direkt, als man am Samstagabend im Horber Kloster vorbeischaute.

Da wurde so mancher, im Berufsleben mehr als seriöser Senior bekannt, wieder zum Jungspund, denn die guten alten Musikschätzchen der Goldenen Rockära wirkten auf die meisten Besucher des Konzerts der Freudenstädter Formation "Blue Stuff" wie ein Jungbrunnen.

Es war kein Zuhör-Konzert wie meistens, wenn die Macher vom Projekt Zukunft Musik im Angebot haben, sondern mehr eine Fete für Junggebliebene.

Dort, wo ansonsten Stühle stehen, war bei diesem Gig die Tanzfläche, die Abstufung wurde von den Besuchern, die nicht tanzen oder stehen wollten, als Sitzfläche benutzt. Wer trotz Schneesturm und eisigen Straßen den Weg auf den oberen Marktplatz fand, der ließ es im Kloster so richtig krachen.

Mit der siebenköpfigen Band standen eben Musiker auf der Bühne, die genau wissen, wie sie ihr Publikum glücklich machen.

Die Rock ‘n‘ Roller sind Garanten für Mucke pur. Die alte Musikkneipe "Seewald" war ihr Wohnzimmer und Sprungbrett, die Wurzeln lagen in der Band "Print" und ihr erstes Probelokal steht noch heute in Musbach.

Was Steffen Zeile (Gesang), Eva Schoch (Saxofon, Gesang), Thomas Müller (Piano, Keyboard), Armin Weigold (Schlagzeug), Walter Däumler (Gitarre), Matthias Wolf (Gitarre, Bluesharp) und Egon Buchta (Bassgitarre) abliefern, das ist ehrliche, handgemachte Musik. "Wir verzichten auf all den neumodischen Schnickschnack", erklärt Steffen Zeile recht selbstbewusst. "Wir nehmen die Songs, die uns allen gefallen, interpretieren sie im Sound von "Blue Stuff" und arrangieren sie auch mal ein wenig um, wenn’s notwendig erscheint."

So veredelten sie beispielsweise das nicht ganz unbekannte Liedchen "Smoke on the Water" mit den Eingangsakkorden der Toccata und Fuge in d-Moll von Bach und hängten es an ihre besonder Version von "White Christmas" dran. Hier greift die Handschrift von Thomas Müller, dem einzigen Profi in der Band, der auch gleichzeitig musikalischer Leiter ist.

Rockstücke, zum Teil sehr bekannt, jedoch auch längst vergessene Perlen dieses Genres, wurden – ohne große Schnörkel einzubauen – dicht am Original heruntergespielt. Hier einen der sieben Musiker, die seit 1996 die Bühnen der Gegend unsicher machen, besonders hervorzuheben, wäre unfair. Sie alle machen Musik aus Spaß und leben in dieser Welt, in der Musik noch handgemacht über die Lautsprecher dröhnt. Echter, ehrlicher Rock – vielleicht auch mal mit einem kleinen Fehler, aber immer authentisch und voller Seele. Das ist es, was ihre Zielgruppe hören will und auch zu hören bekommt.

"Blue Stuff" tritt regelmäßig im Freudenstädter Kurhaussaal auf und steht dort auf der Bühne, auf der beim legendären "Jugendtanz" den es dort in den 70er Jahren gab, die "Rattles", "The Lords" oder "Wonderland" auftraten. Vielleicht ist der Spirit dieser Bands, die damals noch in Originalbesetzung nach Freudenstadt kamen, ein klein wenig auf die Dame und die Herren von "Blue Stuff" übergegangen.

Irgendwie scheint es so. Denn am Samstagabend war es so, als sei mit ihnen und ihrer Musik die Zeit gleich um 40 Jahre zurückgedreht worden.