Sie tritt im Mai zum letzten als Nordstettens Ortsvorsteherin an: Edith Barth. Foto: Hopp

Edith Barth steht vor letzter Amtszeit. Der Ortschaftsrat entscheidet bald über neues Baugebiet.

Horb-Nordstetten - Nordstetten hat all das, wovon viele Dörfer träumen: zwei Kindergärten, eine Schule, etliche Läden, sogar die Möglichkeit, im Schloss zu heiraten. Was noch fehlt, ist ein Neubaugebiet, sagt Ortsvorsteherin Edith Barth.

Die Nordstetter Ortsvorsteherin Edith Barth (62) tritt zum letzten Mal für dieses Amt an. "Zum letzten Mal", das sagt sie so, dass man es beim Mitschreiben unterstreichen muss. Seit 30 Jahren ist sie im Ortschaftsrat, seit 10 Jahren Ortsvorsteherin. Sie arbeitet als Unternehmensberaterin, hat aber ihr Arbeitspensum wegen des Ortsvorsteherjobs zuletzt sogar zurückfahren müssen. "Der beschlagnahmt mich schon", sagt sie. Für den Gemeinderat in Horb kandidiert Edith Barth nicht mehr.

Doch ans Aufhören war aus einem einfachen Grund nicht zu denken: Sie fand keinen Nachfolger. Außerdem hätten ihr einige Ortschaftsräte gesagt, sie würden nur weitermachen, wenn Barth weiterhin an der Spitze des Gremiums steht. "Das hat mich auch gefreut. Und wir sind schon noch ein Vorzeigeort, das motiviert mich auch, noch mal ein bisschen mehr zu geben. Also mache ich weiter", sagt sie.

Im Gremium stehen trotzdem große Veränderungen an: Vier Räte hören auf (siehe Infokasten). Neu aufgestellt sind dafür Christine Götz, Gabi Noll, Rainer Bok und Thomas Kleiner. Barth, die nichts von einer Frauenquote hält, freut sich trotzdem über eine neue Frau auf der Kandidatenliste. "Mir ist es wichtig, dass Frauen Lust und Freude daran haben, was für den Ort zu bewegen." Sie selbst sei früher Elternvertreterin an der Schule gewesen und habe so den Spaß am Mitgestalten entdeckt.

An der Größe des Ortes hängt auch seine Infrastruktur

Die gebürtige Nordstetterin hat in 30 Jahren einige Erfolge verbucht: Viele desolate Straßen wurden saniert (Horber Gässle, Froschgasse, Empfinger Straße, Ritterschaftsstraße), das Dorfzentrum am Schloss ist entstanden. Ganz oben auf der To-Do-Liste steht nun die Einrichtung eines neuen Baugebiets. "Wir haben 27 Interessenten auf der Warteliste", sagt Barth. Diese Woche hatte sie ein erstes Gespräch mit dem Stadtplaner und berichtet brandaktuell: "Wir bekommen ein kleines Baugebiet, das gut erschlossen werden kann, und das das Bauen schon 2015 ermöglicht." Den Standort könne sie noch nicht nennen, da er in der nächsten Ortschaftsratsitzung erst mit dem Gremium abgeklärt werden müsse.

Nordstetten ist eine sogenannte Entwicklungsgemeinde und hat damit von der Stadt Horb die Erlaubnis, sich noch zu vergrößern. Trotzdem sei es außerordentlich schwierig, ein neues Baugebiet genehmigt zu bekommen. "Die Stadt will keine neuen Gebiete, sondern Innenentwicklung." Wie auch in anderen Orten wollen aber Besitzer von Bauplätzen im Ort so gut wie nie verkaufen. Das neue Baugebiet könnte zur Gretchenfrage für Nordstetten werden. Denn an der Größe des Ortes hängt auch seine Infrastruktur. All die Läden halten sich nur, wenn genügend Bürger dort einkaufen.

Ein weiteres Projekt, das laut Barth bislang wegen des Platzproblems in der Schwebe hängt, ist Betreutes Wohnen in Nordstetten. "Wir haben einen Investor", sagt Barth. Eine Standortoption wäre der Pfarrgarten. Die Diözese prüfe, ob dieser zur Verfügung gestellt werden könnte. "Die Antwort steht noch aus."

Sorgen bereitet Edith Barth auch das Schloss. Einerseits sei es ein tolles Aushängeschild, andererseits ein Fass ohne Boden. Zehn weitere Fenster müssten ausgetauscht werden und die Westfassade bröckele schon wieder ab. Da müsse man mit Kosten von 30.000 Euro rechnen. "Wir haben das gleiche Budget wie jede andere Ortschaft, müssen aber das Schloss verhalten", sagt Barth. "Ohne den Förderverein gäbe es das Schloss nicht so, wie es heute dasteht."

Barth ist froh um das ehrenamtliche Engagement vieler Nordstetter, nicht nur im Schlossförderverein. "Wir haben 80 Ehrenamtliche, die die Grünpflege übernehmen oder als Friedhofspaten dort nach dem Rechten sehen." 15 Vereine seien eine Bereicherung für das Dorfleben. "Mein Wunsch ist, dass sich auch Neubürger dort besser integrieren."

Je nachdem, wie sich die Pläne um die Hochbrücke entwickeln, wird Edith Barth hart für die Interessen der Nordstetter kämpfen müssen. "Normalerweise bräuchten wir eine Umgehung", sagt sie. Bei dem Thema will sie sich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Nordstetter haben eine Bürgerversammlung gefordert, in der die Sorgen und Wünsche aus der Ortschaft zunächst gesammelt werden müssten. Noch ist kein Termin bekannt.

Edith Barth ist in ihrer Amtsführung zielstrebig. "Ich kann schon resolut und hartnäckig kämpfen." Vor allem in der Zusammenarbeit mit der Stadt Horb muss ein Ortsvorsteher Stehvermögen beweisen, gerade wenn es ums Geld geht. Man müsse selber Geld auf den Tisch legen, dann stehe auch die Stadt hinter einem. Für die Sanierung der Ritterschaftsstraße habe Nordstetten 18 Jahre lang gespart. "Gut hauszuhalten ist Priorität Nummer eins", sagt Barth .