Doro Jakubowski und ihr Chamäleon-Theater haben für ihre Theaterstücke wie Rumpelstilzchen schon Fördergelder durch das Leader-Projekt erhalten. Was man dafür tun muss und was es zu beachten gibt, das wurde bei einem Infoabend besprochen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzierung: Leader-Beauftragte informieren, wie man an Zuschüsse kommt / Chamäleon-Theater profitiert

Doro Jakubowski und Andreas Schnell vom Chamäleon-Theater haben schon die Leader-Kohle eingesackt: 60 Prozent Förderung aus EU-Mitteln für Kultur. Klar, dass das die Kulturschaffenden aus 15 Kommunen inspiriert. Im Kloster wurde ihnen das Förder-ABC erklärt.

Horb. Jakubowski sagt zunächst, was die Leader-Förderung (Liaison entre actions de développement de l’économie rurale, zu deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) für ihr Chamäleon-Theater bedeutet hat. Die Theatermacherin aus Dettingen: "Die Unterstützung hat uns Mut gemacht. Wir sind in Orten aufgetreten, wo wir bisher noch nie waren. Um unsere Basis zu verbreitern. Ohne die Förderung hätten wir wahrscheinlich Minus gemacht. Und wir sind an vielen Orten im nächsten Jahr wieder eingeladen – und das ist eine große Erleichterung für uns."

Ihr Mitstreiter Andreas Schnell sagt dazu: "Wir haben die Mittel bekommen, um neue Spielorte zu erschließen. Und haben gleichzeitig unsere Technik auf den neuesten Stand bringen können. Der Linsenscheinwerfer, der sehr empfindlich ist und beim jüngsten Auftritt den Geist aufgegeben hat, zeigt, wie notwendig das war. Durch die bessere Technik ist es uns natürlich möglich, die Auftritte einfacher zu gestalten und man kann entspannter planen."

Und der Auftritt mit fünf Stücken an zwölf neuen Spielorten – unter anderem im Kloster Bernstein bei Rosenfeld oder in Vöhringen – hat auch die Orte selbst aufgewertet, wie Jakubowski betont: "Man spielt an Orten, wo es vorher noch nie Theater gab. Damit bekommt der Ort eine neue Bedeutung, und die Menschen, die uns besuchen, werden auf andere Orte aufmerksam. So haben viele gesagt: Wir wussten gar nicht, dass ihr auch in Horb oder Dettingen den Theatersommer macht."

Eine Erfolgsbilanz – doch wie kommt es zu der Förderung? Das wollten im Kloster jede Menge Künstler und Aktive wissen. Unter anderem Mimosa Pale vom Künstlerhaus Horb, Julia Schober von der Stadt, Josef Oberle und Eduard Kammerer aus Villingendorf oder Leon Mergel von der Unternehmer-Initiative Eutingen. 

Angela Blaes und Ronja Schneider von der Leader-Geschäftsstelle in Rottweil erklären anhand des Beispiels vom Dettinger Chamäleon-Theater das Förder-ABC. Blaes: "Beim Antrag von Doro Jakubowski war die Zielsetzung, den ländlichen Raum intensiver mit Theater zu bespielen. Als nächstes wurde die Zielgruppe definiert. Drei Generationen: jung, mittleren Alters und die Älteren." Jakubowski: "Mit unseren Stücken wie Rumpelstilzchen, Koma für Jugendliche oder den Jedermann sind wir in die Leader-Region reingegangen." Schneider: "Wichtig ist natürlich beim Konzept auch die Nachhaltigkeit. Und die Einladungen für das nächste Jahr zeigen, dass die Förderung das erfüllt hat."

Mergel und die anderen schauen sich auch die anderen Kultur-Projekte an, die im Rahmen der Leader-Förderung schon unterstützt wurden: die Medienakademie in Metzingen, bei der zehn Filmsendungen für Online produziert wurden, um die Kunstszene Mittlere Alb weiter bekannt zu machen. Und die Fotokunst Weikersheim. Hier wurden zwölf Betonfundamente mit Rahmen angeschafft, um ausgesuchte Fotos auf dem Marktplatz auszustellen. Gut: Mit dieser Basis kann auch in den umliegenden Gemeinden die Ausstellung gezeigt werden.

Zunächst wird qualitativ ausgesucht

Wichtig für die Leader-Förderung: Zunächst wird qualitativ ausgesucht – von der Leader-Aktionsgruppe. Dann sucht die Bewilligungsstelle auf Landesebene aus, welche (Kultur-) Projekte gefördert werden. Allerdings: Schon bei der qualitativen Auswahl muss der Etat stehen. Blaes: "Kleinprojekte mit einem Gesamtetat unter 5000 Euro werden in der Kultur in Baden-Württemberg nicht gefördert. Als generelle Orientierung kann man die 10 000 Euro Grenze für den Gesamtetat nehmen." 

Was wird gefördert? Honorare, Investitionen, Marketing. Generell gilt: Bei Leistungen ab 1000 Euro müssen drei Angebote vorgelegt werden. Künstlerhaus-Bewohnerin Pale: "Muss ich das günstigste Angebot später auch nehmen?" Blaes: "Für die Zuschussberechnung werden die Kosten des günstigsten Angebots genommen." Andreas Schnell: "Man ist sehr frei bei diesen Ausschreibungen. Da es ja lediglich um die Förderhöhe geht, kann man sich auch Leute aussuchen, mit denen man schon immer gut zusammengearbeitet hat." Bei Kleinbeträgen wie beispielsweise für Flyer reicht es, wenn man Internet-Angebote ausdruckt. 

Für die Förderung von Honoraren können Tarifverträge gelten. Blaes: "Beim Projekt von Jakubowski wurden unter anderem die Honorare für zwölf Aufführungen gefördert. Als Rahmen dafür wurde der Normalvertrag Bühne angesetzt." Mergel wollte wissen, ob Bauhofkosten gefördert werden. Blaes: "Nein, Eigenleistungen sind nicht förderfähig."

Wer kann die Förderung beantragen? Kommunen, Vereine, Unternehmen, juristische und natürliche Personen. "Man sollte sich auch genau überlegen, wer der Träger des Ganzen ist. Bei Kultur bietet sich beispielsweise auch die Kommune an. Dann muss man als Privatperson nicht haften, falls etwas nicht klappen sollte und beispielsweise die Zuschüsse widerrufen werden", sagt Blaes.

Wie kriege ich mein Leader-Projekt auf die Reihe? Jakubowski: "Grobkonzept aufstellen und zur Geschäftsstelle des Leader in Rottweil gehen. Ich habe mich auf das erste Gespräch eingelassen und mein erster Eindruck war: Du musst nichts beweisen, sondern du wirst unterstützt. Wir haben uns an die Hand genommen gefühlt."

Weitere Informationen: www.leader-oberer- neckar.de