Schiene oder Straße – oder beides – das ist die Frage.Symbol-Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kombiniertes Verkehrsterminal: Im Ort fürchtet man eine noch größere Verkehrsbelastung

H orb. Im Industriegebiet Heiligenfeld soll, wenn es nach dem Willen der Firma Plathe Grundbesitz aus Neubulach und der Stadtverwaltung Horb geht, ein Container-Umschlagplatz für kombinierten Verkehr (KVT) errichtet werden. Und das so schnell als möglich. Dazu sollen unter anderem die bereits verlegten Gleise um 135 Meter verlängert und eine neue, größere Fläche angelegt werden, um Warencontainer von Lastwagen auf Güterzüge und umgekehrt zu verladen.

Das Hauptargument, das für ein KVT spricht, ist die Tatsache, dass man mit einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene einen großen Teil des LKW-Aufkommens zumindest von den Autobahnen und den Hauptverkehrsadern wegbringen kann. In den Ballungszentren, dort wo die Ware dann weiter verteilt werden muss, können die genormten See-Container mit Sattelschleppern weiter an die Zielorte transportiert werden. Dies führt in den tangierten Gemeinden wieder zu mehr Verkehrsaufkommen, auch wenn die Planer und Investoren dies in ihren Unterlagen wesentlich freundlicher darstellen. In Eutingen hat man die Ansiedlung eines solchen KVT gerade deshalb vor fünf Jahren per Bürgerentscheid gekippt, obwohl der Gemeinderat geschlossen dafür war.

Gemeinderat: grünes Licht

Der Gemeinderat von Horb hat nun dem neuen Standort bereits am 28. Juli einstimmig zugestimmt. Dies bedeutet, dass auch die sonst so erbitterten Gegner von Landverbrauch durch Neuschaffung von Gewerbegebieten wie die Räte der Fraktionen BiM (Bürger im Mittelpunkt) oder der OGL (Offenen grünen Liste), die sich aktuell mit Händen und Füßen gegen eine Industrieansiedlung in Ahldorf wehren, hier nach dem altbekannten Prinzip "Heiliger Sankt Florian, verschone unser Haus, zünd andre an" für dieses KVT votiert haben.

Den Altheimer Ortschaftsrat hat man zu diesem Thema noch nicht gehört, jedoch werden bereits Stimmen aus der Bevölkerung laut, die sich gegen die Ansiedlung eines solchen Umschlag-Terminals richten. Die Altheimer Gerhard Nafz und Oswin Schmieder haben sich direkt nach dem Gemeinderatsbeschluss per Leserbrief gegen dieses Vorhaben ausgesprochen.

Flächenverbrauch nötig?

Anders dagegen Altheims Landwirt und Gemeinderat Gerhard Fassnacht, der zusammen mit den anderen CDU-Mitgliedern für die Ansiedlung eines solchen Terminals ist. Und dies, obwohl ihm ein zusätzlicher Landverbrauch der durch die Fläche, die man für die neu zu schaffende Ladestation benötigt, auch ein Dorn im Auge ist. "Braucht man hier jedoch eine groß e Ausweitung?",das ist eine der vielen offenen Fragen, die bei diesem Thema noch lange nicht geklärt ist und für die Fassnacht auch noch keine Antworten hat.

F riedemann Schindele, langjähriger Ortschaftsrat von Altheim glaubt, dass das Terminal kommen wird. "Man muss die überregionalen Vorteile gegen die regionalen Belange abwägen," erklärt er. "Dort draußen haben wir ein Industriegebiet und es soll eine weitere gewerbliche Nutzung auf städtischem Gru nd dazukommen", stellt er im persönlichen Gespräch fest. "Ob jedoch eine große Fläche für einen Ausbau geopfert werden wird, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", so sein Einwand.

Wilhelm Becht, langjähriger Feuerwehrkommandant von Altheim, schaut dagegen aus sehr distanzierter Warte auf das geplante KVT im Heiligenfeld. Er hält von dem geplanten Terminal nicht viel.

"Ob das wirklich was bringt, das glaube ich nicht. In der Nähe der Firma Neckarschrott, dort wo jetzt die Gleisverlängerung hin soll, hatte eine Firma bereits vor Jahren einen Bahnanschluss. Die haben das schon nach rund einem Jahr wieder aufgegeben, weil es sich nicht lohnte", erinnere er sich.

Auch die Zahl von 36 Containern pro Tag, die derzeit als Umladekapazität im Raum steht, hält er für eher unwahrscheinlich. "Das rentiert sich doch für einen Unternehmer nicht", glaubt er.

Er – und viele Altheimer mit ihm – befürchtet, dass das Verkehrsaufkommen stark zunimmt, und die zusätzliche Belastung von maximal fünf Lastwagen täglich ein schöngerechneter Wert sei. "Wenn die über die B 28 Richtung Freudenstadt und Murgtal fahren, dann ist das kein so großes Problem für uns, wenn die aber Richtung Haiterbach müssen, dann wird Altheim zum Nadelöhr."

Gefahrenstoffe vor Ort?

Aus Sicht des Feuerwehrmanns befürchtet Becht, dass durch das große Bauwerk, dass für das KVT entstehen wird, auch deutlich mehr Gefahrenstoffe dort gelagert werden. "Je nachdem, ob die Container umgeladen werden müssen oder nicht, kann es zur Lagerung von Kartons und ähnlichem, leicht entzündlichen Gut führen."

Ein weiteres Fragezeichen in der Gesamtplanung ist für ihn, wo es in den hochfrequentierten Bahnstrecken Stuttgart-Singen und Stuttgart-Freudenstadt, mit Knotenpunkt Eutingen, noch Platz haben soll, Container-Langzüge einzutakten. "Allein nach und von Freudenstadt fährt alle 30 Minuten ein Zug", weiß Becht "und da wird es schwierig, auch noch Kapazitäten für ein Umladeterminal frei zu bekommen. Egal ob Halbzüge oder in der Ausbaustufe letztendlich komplette Zugeinheiten." Diese Problematik erinnert fatal an die Schwierigkeiten, die man hatte, um für den neu geschaffenen Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord Zeitfenster für dessen Nutzung zu finden.

Straßen zu eng?

Seine Frau, die Altheimer Ortsvorsteherin Sylvia Becht, brachte auch die gesamte Straßeninfrastruktur mit in die Überlegungen ein. Sie vermutet, dass die Lkw die nicht nach Freudenstadt fahren, auch die Straßen rund um das Heiligenfeld nutzen und nicht zwangsläufig über den Hohenberg fahren. "Über die Straße beim Tierheim Talheim direkt nach Hochdorf, von dort über Göttelfingen nach Baisingen und auf die Autobahnzubringer sind Alternativ-Routen, über die ich erst gar nicht nachdenken möchte. Da kriegt man heute schon Angst, wenn einem nur ein Lkw entgegenkommt." Für ihren Ort erwartete sie ein Verkehrschaos, wenn sich an der Engstellen der Einmündung der Salzstetter Straße in die Böblinger Straße/Bahnhofstraße zwei Lastwagen treffen.

Peter Renz, Ehemann von Carmina Brenner und einer der Männer im Ort, die sich intensiv mit den aktuellen Themen beschäftigen, ist sich derzeit noch nicht schlüssig, was er von der Sache halten soll. "Viel zu wenige belastbare Tatsachen sind dazu bekannt, damit man sich eine dezidierte Meinung bilden kann", so seine sinngemäße Anmerkung zu diesem Thema.

Man darf nun also gespannt sein, wie sich der Ortschaftsrat von Altheim zu dieser KVT-Ansiedlung positioniert. Ob sie genauso euphorisch sind, wie Peter Rosenberger und Hans-Joachim Fuchtel, der unlängst den Zuwendungsbescheid für die Horber Verladestation überbrachte und den KVT als "Zukunftsprojekt ersten Ranges" bezeichnete oder ob sich die Pragmatiker durchsetzen.

Eines steht aber jetzt schon fest: Sollte das KVT tatsächlich schnell realisiert werden, dann wird es eng auf den Straßen rund um das Heiligenfeld. Wartet man jedoch bis die Hochbrücke samt den sehnlichst herbeigewünschten Umgehungsstraßen fertig ist, dann kann es sein, dass dann "die Katz schon lange den Boum nuff isch", wie man hier zu ungenutzten Chancen sagt.

Aktuell wird von der Planfeststellungsbehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe ein Scoping-Verfahren gemacht (wir berichteten). Stellungnahmen und Äußerungen können bis zum 7. Oktober bei der Planfeststellungsbehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe per Brief an Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 17 Planfeststellungsbehörde in Karlsruhe oder per E-Mail an poststelle@rpk .bwl.de eingereicht werden.