Stau scheint in Horb gerade kein Problem zu sein. (Symbolbild) Foto: © Thaut Images – stock.adobe.com

Staus, Ausweichverkehr, Baustelle und der Corona-Effekt – das sagen die GPS-Daten von TomTom.

Horb - Der Traum von der Hochbrücke – weniger Verkehr in der Kernstadt. Schon jetzt ist das durch die Corona-Krise zu erleben. Doch was das wirklich heißt, dazu hat Tomtom – einer der weltweit führenden Anbieter von Verkehrsdaten –  eine exklusive Verkehrsanalyse für den Schwarzwälder Boten gemacht.

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Ein Sprecher von TomTom: "Durch die Corona-Krise ist der Verkehr in Horb signifikant zurückgegangen. Das legt ein Blick auf unsere Daten nahe."

Tomtom hat exklusiv für den Schwarzwälder Boten seine Navigationsdaten ausgewertet. Zunächst die Hauptstau-Strecken in der Kernstadt. Hier wurde die Zeit der Corona-Einschränkungen zwischen Montag, 16. März und Sonntag, 19. April mit dem Vorjahreszeitraum verglichen. Montag, 18. März 2019 bis Sonntag, 21. April 2019.

 Lila Strecke 

Die Gutermannstraße zwischen dem Abzweig Altheimer-Straße/Bildechinger Steige bis zur Ampelkreuzung an der Grundschule. Diese Strecke ist  255 Meter lang. Unterbrochen noch vom Zebrastreifen am Pflegeheim. Ein Jahr vor Corona  zeigt der abendliche Berufsverkehr (Montag-Donnerstag: 16 bis 19 Uhr, Freitag: 13 bis 18 Uhr) folgendes Bild: Eine Minute 47 Sekunden Durchschnittsreisezeit, Durchschnittstempo: 9 km/h. Fast Schrittgeschwindigkeit.

Jetzt – während der Corona-Zeit –  liegt das Durchschnittstempo im abendlichen Berufsverkehr bei 12 km/h – und die Autofahrer sind im Durchschnitt auf dieser Strecke 27 Sekunden schneller.

Und: Die Zahl der GPS-Messungen von Tomtom sind in derselben Zeit auf dieser Strecke durchschnittlich um 42 Prozent zurückgegangen.

Gelbe Strecke

Stadteinwärts vom Hohenberg runter in die Kernstadt bis zur Kreuzung Christophorusbrücke. Tomtom setzt den Start-/und Endpunkt der Messstrecke vom Rauschbart-Parkplatz aus gesehen am Ausgang der erste Kurve bergab. Bis zum Kreuzung Christophorusbrücke folgen der 30er-Blitzer Höhe Blumen Knödler, die Ampelkreuzung Gutermannstraße, die Ampelkreuzung Mühlener Straße, die Fußgängerampel beim Goldenen Adler zur Hirschgasse, die am Lotzer-Haus und auch noch die für die Ausfahrt zur Schillerstraße. Eine ganze Menge Hindernisse für  freie Fahrt auf 1208 Meter.

Das Ergebnis der Navi-Daten: Vor einem Jahr dauerte es im abendlichen Berufsverkehr im Durchschnitt 4 Minuten 24 Sekunden. Jetzt in der Corona-Zeit 3 Minuten 4 Sekunden. Die harmonische Durchschnittsgeschwindigkeit stieg von 16 km/h auf 24 km/h – das sind 30 Prozent mehr. Die Zahl der GPS-Messungen von Tomtom sank hier um 43 Prozent.

Umgekehrt – also bergauf – von der Christophorusbrücke bis  zum Rauschbart-Parkplatz sind die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Durchschnittszeit und das Tempo natürlich moderater. Unter anderem wohl auch deshalb, weil einer der 30er-Blitzer bei der Beschleunigung am steilen Berg so richtig schön ausbremst...

Die Durchschnittszeit sinkt hier von 2 Minuten 29 Sekunden im Jahr vor Corona auf 2 Minuten und 11 Sekunden. Das Durchschnittstempo steigt von 29 auf 33 km/h.  Denn die Zahl der GPS-Messungen von Tomtom, ist bergauf um 44 Prozent gesunken. Bergab lag das Minus fast genauso hoch.

Rote Strecke

Die Baustelle am Aldi-Kreisel. Tomtom hat hier den Vergleich für die 706 Meter lange Strecke zwischen der Christophorusbrücke über die Dammstraße bis hin zu den Kelterwiesen gemacht.

Vor Corona war die Baustelle am Aldi-Kreisel  eine der Haupt-Stau-Ärgernisse von Horb. Auch für die Bewohner der Panoramastraße, denn viele Autofahrer sind einfach hier langgefahren, um dem Stau auszuweichen.

Bei dieser Strecke über die Dammstraße und die Panoramastraße hat TomTom jeweils fünf Wochen aus den Vergleichsmonaten im Vojahr, die letzten fünf Wochen vor den Einschränkungen  und die letzten fünf Wochen der Corona-Einschränkungen aus diesem Jahr genommen. Ein TomTom-Sprecher: "Der Zeitraum direkt vor Corona schließt dann zwar saisonale Unterschiede zum Vorjahr ein, die sich im Vergleichszeitraum der ersten drei  Strecken nicht widerspiegeln. Fünf Wochen als Betrachtungszeitraum sind aber lang genug, damit Effekte wie einmalige Wetterphänomene das Ergebnis nicht verfälschen."

Vor der B austelleneröffnung im Jahr 2019 lag die Durchschnittszeit für die 706 Meter lange Strecke zwischen den Christophorusbrücken und den Kelterwiesen bei 1 Minuten und 11 Sekunden im morgendlichen Berufsverkehr (6 bis 9 Uhr.) Nach der Baustelleneröffnung   gings drastisch hoch: 58 Sekunden länger im Durchschnitt. Das Durchschnittstempo sank von 36 km/h auf 20 km/h – fast die Hälfte.

Im abendlichen Berufsverkehr sind die Unterschiede noch krasser: Statt 1 Minuten und 14 Sekunden Durchschnittszeit benötigen die Autofahrer jetzt 2 Minuten und 56 Sekunden. Das Durchschnittstempo auf diesem Abschnitt sank noch krasser durch die Staus: Von 34 auf 14 km/h.

In der Corona-Zeit ist es hier  im abendlichen Berufsverkehr viel ruhiger geworden: Stadtauswärts braucht es jetzt im Durchschnitt nur noch 2 Minuten 1 Sekunde. Die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt von 14 auf 21 km/h.

Das zeigt ganz deutlich den Brems-Effekt der Baustelle am Aldi-Kreisel: Ohne geht es am schnellsten – man ist fast doppelt so schnell an der Kreuzung.

Interessant auch: Die Einrichtung der Baustelle am Aldi-Kreisel führte dazu, dass die Zahl der GPS-Messungen von TomTom  um knapp 40 Prozent morgens und abends zurückging.  

Stadteinwärts gibt es einen anderen, interessanten Effekt:  Die Einrichtung der Baustelle des Aldi-Kreisels verlängerte die Durchfahrzeit nicht so extrem. Statt 1 Minute 25 Sekunden morgens vor der Baustelle braucht man jetzt stadteinwärts 1 Minute 55 Sekunden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist im morgendlichen Berufsverkehr von 28 auf 23 km/h gesunken.

Ein Sprecher von Tomtom: "Corona führt dazu, dass Autofahrer trotz Baustelle schneller vorankommen."

Grüne Strecke

 Die Panoramastraße. Anwohner beschweren sich, dass seit der Einrichtung der Baustelle am Aldi-Kreisel die schmale, steile Straße zur Umgehungsstraße wird, um die Nerv-Baustelle zu umfahren. TomTom hat hier die 2345 Meter lange Strecke zwischen der Einbiegung in die Ihlinger Straße aus Richtung Ihlingen genommen. Die  Messstrecke endet an der Ausfahrt an der Altheimer Straße Richtung Freudenstadt.

Was die Anwohner spüren, belegen auch die TomTom-Zahlen: Seit Einrichtung der Baustelle gab es in den letzten fünf Wochen vor Corona in der Panoramastraße 50 Prozent mehr GPS-Messungen von TomTom. Das gilt für die Durchfahrt aus Richtung Altheim Richtung Ihlingen.  Die Durchfahrtszeit von der Einmündung in die Ihlinger Straße an der Bundesstraße hat sich von 4 Minuten und 10 Sekunden auf 6 Minuten und zwei Sekunden erhöht.

Corona führt dazu, dass insgesamt weniger Verkehr auf dieser Strecke ist. Die Durchfahrtszeit von unten nach oben liegt jetzt bei 5 Minuten 38 Sekunden. Dazu sind – im Vergleich von den Vergleichsmonaten 2019 vor der Baustelle – die Zahl der GPS-Messungen von TomTom um 14 Prozent gesunken. Ein klarer Hinweis dafür, dass es insgesamt weniger Verkehr auf der Panoramastraße gibt – wohl auch durch Quell- und Zielverkehr durch die Anwohner. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von Altheim Richtung Ihlingen ist von 34 km/h vor Baustelle auf 23 km/h durch die Baustelle (und Staus, Gegenverkehr) auf 25 km/h gesunken. Derzeit – bei weniger GPS-Messungen – liegt das Durchschnittstempo bei 25 km/h. Daraus kann man interpretieren:  Obwohl die Autofahrer hier jetzt "freie Bahn" haben, fahren sie langsamer als zuvor.