Die Kriminalitätsstatistik in Horb: Straftaten sind rückläufig, doch es gibt Ausnahmen. (Symbolfoto) Foto: ferkelraggae – stock.adobe.com

Die Lockdowns und die Folgen: Die Zahl der Straftaten in Horb ist zurückgegangen. Auch Corona macht wenig Ärger. Das ist die Bilanz des Polizeireviers Horb.

Horb - Die Lockdown-Zeiten sind offenbar ruhigere Zeiten. Dafür gibt es mehr digitale Verbrechen. Allerdings: Auf den Enkel-Trick ist offenbar niemand reingefallen. Und Corona-Ärger gab es auch nicht. Das ist die Polizeibilanz von 2020, die Michael Schwab, Chef des Polizeireviers Horb, im Kultur- und Sozialausschuss vortrug.

"Während im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim die Anzahl der Straftaten um knapp sieben Prozent gestiegen ist, ist sie in Horb gesunken. Um 3,9 Prozent. Zwei Drittel aller Straftaten konnten aufgeklärt werden." Doch es gibt auch bedenkliche Tendenzen: Die Internet-Kriminalität ist gestiegen. Beispielsweise die Computerkriminalität. Dazu ist die Zahl der Einbrüche wieder hoch gegangen: Von acht Wohnungseinbrüche im Jahr 2019 auf 13 im letzten Jahr. Schwab: "Wir können dabei aber keinerlei Hotspots erkennen – weder von der Autobahnnähe her noch von bestimmten Wohnvierteln."

So ist der Trend:

Bei den Straftaten insgesamt sank die Zahl in Horb von den Höhepunkten 2015 (1133 Straftaten) und 2016 (1142) auf 965 Straftaten in 2020. Die Aufklärungsquote steigt von 61,5 Prozent in 2019 auf 66,3 Prozent im vergangenen Jahr.

Die Zahl der Tatverdächtigen bleibt mit 521 auf Vorjahresniveau. Gut: Die Zahl der Opfer von Straftaten sank von 232 auf 204 – 12 Prozent weniger. 65 Prozent der Opfer sind männlich.

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Rückgänge der angezeigten oder ermittelten Straftaten gibt es unter anderem bei Straßenkriminalität (minus 21 Prozent) und bei Aggression im öffentlichen Raum (minus 14 Prozent). Schwab: "Das ist wieder ein Rückgang. Wenn man sieht, welche Anstiege es landesweit und im Landkreis gibt, geht der Trend in Horb nach unten." Dürfte sicherlich auch daran liegen, dass die Bahnhofsszene ruhiger geworden ist und der "Bahnhofspöbler" aus dem Verkehr gezogen wurde. Polizeichef Schwab: "Es gibt zwar keine Hotspots. Das geht häufig mit einem höheren Personenaufkommen daher – deshalb gibt es am Bahnhof eine entsprechend höhere Fallzahl."

Allerdings: Die Gewalt gegen Polizeibeamte ist gestiegen – von neun auf elf Fälle.n Gut auch: Während es rund um Corona-Demos auch zu Gewalt kam, bliebt es in Horb friedlich. Polizeichef Schwab: "In Horb gab es deswegen keine Konflikte auf dem Corona-Demo-Umfeld. Sondern die Konflikte und Angriffe gegen Polizeibeamte kamen aus Geschichten aus dem alltäglichen Umfeld. Der Horber Bürger – so unsere Erfahrung – geht mit den Corona-Regeln recht gut um. Verglichen mit größeren Städten gibt es hier noch eine größere Regelakzeptanz." Ordnungsamtleiter Thomas Staubitzer: "Seit Beginn von Corona hatten wir über 400 Ordnungswidrigkeitsverfahren. Hauptsächlich wegen Ansammlungen im öffentlichen Raum, danach kommen Verfahren wegen Ansammlungen im privaten Raum. Dann Verfahren wegen der Maskenpflicht."

Und wer sind die Angreifer? Jugendliche? Schwab: "Das ist keine Fehlentwicklung bei den Jugendlichen. Die häufigste Altersgruppe befindet sich zwischen 21 bis 30 Jahren. Das man hier etwas im Bereich der Jugendarbeit angehen muss bezüglich der Werteverrohung – dieser Eindruck drängt sich der Polizei nicht auf."

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 gab es für die Polizei deutlich weniger zu tun. Schwab: "Dafür gab es einen Anstieg bei den Anzeigen wegen Online-Betrugs. Im Herbst und Winter hatten wir trotz Lockdowns keinen massiven Einbruch bei den Aufträgen."

Alles gut und sicher in Horb? Nein. Es stieg nicht nur die Zahl der Einbrüche (plus 62 Prozent), sondern auch die Fälle des schweren Diebstahls (21 Prozent) und der Autoeinbrüche (33 Prozent). Die Umweltkriminalität verdoppelte sich von vier auf acht Fälle. Die Beleidigungen stiegen von 53 auf 86 Fälle (plus 62 Prozent).

Dazu wurden mehr Dealer geschnappt. Die Rauschgiftkriminalität stieg um knapp 20 Prozent – von 61 auf 73 Fälle Polizeichef Schwab: "Das lässt nicht darauf schließen, dass mehr Rauschgift in Horb unterwegs ist. Aber: Das Dunkelfeld ist hoch. Aus einem Fall werden schnell weitere Fälle, gegen die wir entschieden vorgehen. Mir persönlich ist wichtig: Bei Einstiegsdrogen gibt es für uns keine Toleranz!"

Fakt ist auch: Der Enkel-Trickbetrug scheint, so die Kriminalstatistik, nicht mehr zu laufen. Polizeichef Schwab: "Wir hatten nur einen Enkeltrick verzeichnet, der im Versuchsstadium verblieben ist. Es gibt nach wie vor hohe Anzahl an Anrufen. Häufig bekommen wir das mit. Meistens erzählen uns die Leute, dass sie sofort auflegen. Ich hoffe, dass das für eine hohe Sensibilität der Horber Bevölkerung spricht. Im Landkreis Freudenstadt hat es 13 Fälle geben, bei denen fünf erfolgreich waren. Dabei gab es einen Vermögensschaden von mehr als 120.000 Euro."