Dirk Daniel Woiczikowski (re.) verkauft Einweg-Mundschutzmasken am Drive-In von Rauschbart-Wirt Michael Singer (li.) Foto: Lück

Dirk Daniel Woiczikowski nutzt Kontakte, um Schutzmasken für Mediziner und Pfleger zu besorgen.

Horb - Tübingens Landrat Joachim Walter hat Anfang April fast flehentlich appelliert: "Ich möchte alle Geschäftsleute bitten, die einen engen Draht nach China haben, diesen Draht zu nutzen, damit wir weiter dringend benötigte FFP2-Masken bekommen." Dirk Daniel Woiczikowski aus Horb ist so ein Mundschutz-Engel!

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Der Drive-In vom Rauschbart. Seit Mittwoch verganegene Woche hat Wirt Michael Singer hier ein Schild hängen: "Einwegschutzmaske/OP Maske, dreilagig. CE konform!" Medizinische Schutzmasken? Am Drive-In? Wer ist dieser Mundschutzhändler?

Der Schwabo-Reporter fragt nach. Und da kommt er gleich angerauscht: Dirk Daniel Woiczikowski. Wie sich herausstellt, ein "Mundschutz-Engel". Ein Geschäftsmann, der seine China-Kontakte dafür nutzt, um Ärzten, Zahnärzten, Pflegeheimen und Physiotherapeuten die dringend benötigten medizinischen Schutzmasken zu nach eigener Aussage "sehr fairen Preisen" zu besorgen.

Das Problem bei allen Lieferungen aus China: Werden die versprochenen Qualitäten auch eingehalten? Woiczikowski: "Die sterilen Einwegmasken, bei denen ich Zweifel hatte, habe ich aussortiert. Die werden jetzt online oder am Rauschbart-Drive an Jedermann verkauft."

Servicetechniker nutzt berufliche Kontakte

Dirk Daniel, wie wird man zum Mundschutz-Engel? Woiczikowski lacht: "Das ist eher Zufall. Ich arbeite fest angestellt beim Lauffer. Dort bin ich immer in China unterwegs und mache den Service bei der Installation bei Neumaschinen und die Kalibrierung vom Bestand. Da geht im Moment natürlich gar nichts. Dazu habe ich ein Kleingewerbe im IT-Bereich. Dort habe ich mich auf Sicherheitstechnik spezialisiert und betreue unter anderem auch den Rauschbart. Deshalb habe ich einen engen Kontakt auch hier zu Lieferanten in China. Weil ich dort manchmal Teile bestelle oder mir Angebote machen lasse, habe ich mir auch eine Importeurnummer besorgt, sodass ich diese Teile unkompliziert nach Deutschland geschickt bekommen kann."

In seinem Leben, so erzählt der Horber, hat er insgesamt sechs Jahre in Asien gelebt, 20 Jahre hat er dort schon gearbeitet. Vor ungefähr drei Wochen hat Woiczikowski im Schwabo den Appell von Tübingens Landrat Walter gelesen: "Weil ich auch Bekannte habe, die mit dem Spritzenhaus zu tun haben, bin ich auf die Idee gekommen, meine Kontakte zu nutzen, um die dringend benötigten medizinischen Schutzmasken heranzuschaffen."

Und das Team vom Spritzenhaus stieg ein. Ein Arzt des Teams bestätigt, dass der Horber Mundschutz-Engel seriös ist. Zitat: "Die Praxis hat 500 Masken der Klasse FFP2 bestellt. Der Preis ist mit 2,50 Euro mehr als fair." Üblich seien derzeit 7,50 Euro.

Damit begann der Stress für den Horber. Woiczikowski berichtet: "Ich habe meine Elektronik-Lieferanten in China angeschrieben. Und gebeten, sie sollen ihr Netzwerk nutzen, um mir die Schutzmasken zu besorgen. Eine Lieferung von 2000 sterilen Einwegmasken ist schon angekommen, 2000 FFP2-Masken sind auf dem Weg. 1500 sind noch im Zoll, 500 sogar schon in der Luft. Genauso wie 2000 sterile Einwegmasken. Die 500 FFP2-Masken sind die Masken, die das Spritzenhaus bestellt hat."

Der Horber berichtet: "Wenn die FFP2-Masken hier sind, werden sie dem Team vom Spritzenhaus vorgelegt. Erst, wenn die mir bestätigen, dass diese Ware den medizinischen Standards entspricht, wird der Rest der FFP2-Masken an Mediziner, Zahnärzte oder anderen Gesundheitsberufe verkauft. Sogar Physiotherapeuten aus Stuttgart haben mich schon angerufen, ich habe Anfragen sogar bis Baden-Baden! Die erhalten die Ware, sobald sie vom Spritzenhaus freigegeben ist."

Für Woiczikowski geht es dabei nicht ums Geld, sondern um die Hilfe, wie er betont: "Ich packe da nur eine kleine Marge drauf. Mir geht es darum, dass alle, die den Mundschutz aus medizinischen Gründen brauchen, ein preiswertes Angebot bekommen. Ich zapfe meine Quellen an und stelle diese Masken anderen zur Verfügung."

Preise zu halten wird schwieriger

Allerdings, so berichtet Woiczikowski, wird es immer schwieriger, die günstigen Preise zu halten. "Bis Deutschland es schafft, die Schutzmasken selbst in ausreichender Stückzahl zu produzieren, wird es bis Mitte oder Ende Juni brauchen. Deshalb werden mit jeder Lieferung aus China die Preise steigen. Die Preise für FFP2-Masken steigen tagtäglich in die Höhe: Heute fünf Euro, morgen 7,50 Euro, übermorgen acht Euro. Und die Lieferzeit wird auch immer länger."

Doch davon lässt sich der Horber nicht entmutigen. Woiczikowski: "Ich habe jetzt einen Großhändler in Nürnberg aufgetan. Der hat ein Produkt im Angebot, das FFP2-Niveau hat, aber wiederverwendbar ist. Das will ich mir natürlich genau anschauen."

Klar ist auch: Diese Mehrwegmasken aus Nürnberg in FFP2-Qualität sind für Bürger und nicht für Mediziner, betont Woiczikowski.

Und der Horber ist auch schon an weiterem Nachschub für die dringend benötigten medizinischen Masken dran. Woczikowski: "Es sind neue Quellen da, die derzeit von der Dekra geprüft werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende nächster Woche eine neue Quelle zur Verfügung haben, die medizinische Masken mit deutscher Zertifizierung liefert."

Der Mundschutz-Engel aus Horb. Seine Masken für alle Bürger, die die Maskenpflicht erfüllen wollen und nicht so auf Stoffmasken stehen, gibt es unter mundschutz-horb.de oder beim Drive-In am Rauschbart.