Friseurmeister Jörg Doormann ist Bereit für die Öffnung – mit Visier, Kamm und Schere. Foto: Lück

Kein Wartebereich. Kein Spontan-Schnitt. Auch Bärte schneiden und rasieren untersagt.

Horb - "Wir freuen uns unheimlich, endlich wieder Haare in den Händen zu haben und unsere Kunden zu sehen!" Friseurmeister Jörg Doormann steht schon in den Startlöchern. Denn: Ab 4. Mai dürfen die Friseure wieder öffnen.

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Nach den zögerlichen ersten Tagen genießen die Kunden wieder die geöffneten Läden. Und sie kaufen jede Menge Atemschutz, wie Brigitte Ohagen vom Blickfang bestätigt. Friseurmeister Jörg Doormann: "Das ist eine gute Nachricht. Auch wir Friseure merken, dass die Kunden endlich wieder zu uns kommen wollen. Alle politischen Zeichen stehen auf grün, dass wir ab 4. Mai wieder öffnen dürfen. Es gibt inzwischen sogar eine Vorschrift der Berufsgenossenschaft, die sagt, wie wir dann arbeiten dürfen. Für die Kunden dürfte das eine Umstellung werden. Die neue Normalität beim Friseur sieht definitiv anders aus als bisher." Der Friseurmeister erklärt, worauf sich Kunden einstellen sollten:

Die "Waschen-Schneiden-Legen-Pflicht"

Doormann: "Haare dürfen laut den neuesten Vorschriften nur noch geschnitten werden, wenn sie beim Friseur gewaschen wurden! Den Trockenhaarschnitt, der gerade bei Herren sehr beliebt war, dürfen wir dann nicht mehr machen."

Das Schwabo-Verbot

Doormann: "In den Warteecken darf niemand mehr sitzen. Auch der Getränkeservice ist verboten. Laut der Verordnung der Berufsgenossenschaft gibt es sogar ein Schwabo-Verbot! Zeitungen und Zeitschriften dürfen nicht mehr an die Kunden ausgegeben werden. Das fällt uns sehr schwer, da wir als Dienstleister eine sehr enge persönliche Beziehung zu unseren Kunden aufgebaut haben. Und wir alles getan haben, damit sie sich wohlfühlen. Dazu gehört die Tageszeitung wie der Kaffee am Platz."

Flexibel wie ein Haargummi

Doormann: "Den Kunden wird durch die neuen Sicherheitsvorschriften mehr Flexibilität abverlangt. Auch mit kurzfristigen Terminverschiebungen ist zu rechnen."

Termine für Eulen und Lerchen

Doormann: "Es gilt das Prinzip der Kundenpräsenz. Das heißt: Um die Sicherheit so hoch wie möglich zu halten, sollten so wenig Kunden wie möglich auf einmal im Salon sein. Das heißt: So wie früher, dass eine Frau zum Färben kommt und während des Einwirkens der Farbe zwei andere Kunden bedient werden – das bekommen wir so nicht mehr hin. Nicht nur wegen der Abstandsregelungen. Unsere Auftragsbücher sind voll. Gleichzeitig schaffen wir mit diesen Regelungen weniger Kunden auf einmal. Das heißt: Wir werden unsere Öffnungszeiten erweitern, um möglichst viele Kunden bedienen zu können. Der erste Haarschnitt für Lerchen –also Frühaufsteher – ab 6 Uhr und der letzte um 22 Uhr für Eulen – also Spätaufsteher. Das wäre eine Möglichkeit, um möglichst viele Kunden zu bedienen."

Termin-Gewuschel

Friseurmeister Doormann: "Mit Desinfektionsspender im Eingang für die Kunden, Desinfektion unserer Geräte, Kämme und Bürsten nach jedem Haarschnitt und Waschen von Haaren und Umhängen tun wir alles, damit der Kunde und wir sicher sind. Trotzdem kann es nicht ausgeschlossen werden, dass ein Kunde unseren Laden betritt, der später positiv auf Corona getestet wird. Weil alle Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden, kann es ein, dass es auch einen Mitarbeiter von uns trifft. Zwar hoffen wir, dass dann mit der Erhöhung der Testkapazitäten das Vorliegen eines Negativ-Ergebnisses auch für den Friseur schneller geht. Für die Kunden heißt das aber: Kurzfristig können die bereits gebuchten Termine bei seinem Lieblingsfriseur aufgrund der Quarantäneregeln ausfallen und verschoben werden."

Spontan-Styling – wegrasiert

Doormann: "Es gilt zukünftig: Ein Friseur und ein Kunde. Der Wartebereich darf nicht benutzt werden. Das heißt: Der Spontan-Schnitt, bei dem der Kunde in den Salon geht und sich in den Wartebereich setzt, bis er an der Reihe ist – der ist sozusagen wegrasiert. Dieses Geschäftsmodell der großen Ketten ohne Anmeldung funktioniert so nicht mehr."

Bärte schneiden und rasieren untersagt

Doormann: "Rasieren darf man sich nur Zuhause. Uns als Friseuren ist es untersagt, Bartpflege zu machen, den Bart zu schneiden und zu rasieren. Auch Gesichtsbehandlungen, Augenbrauen zupfen, Wimpern färben und zupfen ist untersagt."

Handwerkskunst mit offenem Visier

Doormann: "Klar ist: Kunden dürfen nur noch mit Mundschutz den Salon betreten. Auch wir müssen uns und unsere Kunden schützen. Meine Tochter arbeitet am liebsten mit Mundschutz. Ich möchte, dass die Kunden mein ganzes Gesicht sehen. Deshalb habe ich mir einen durchsichtigen Gesichtsschutz bei der Avia besorgt. Sieht aus wie ein Visier. Wir haben auch schon Testläufe gemacht, wie wir den Kunden mit Mundschutz am besten die Haare waschen, ohne das der Infektionsschutz vernachlässig wird. Denn: Beim Haarewaschen lehnt sich der Kunde nach hinten ins Becken. Die Bändel vom Mundschutz sind hinter dem Ohr oder am Hinterkopf. Mit meinen Händen darf ich aus hygienischen Gründen weder den Mundschutz, sein Gesicht noch die Bändel berühren. Trotzdem sollten Mund und Nase bedeckt bleiben, damit wir uns nicht anstecken. Aber wir haben eine Lösung gefunden."