Christof Steiglechner und Michael Singer haben ihren "Rauschbart Drive-in" eröffnet. Foto: Lück

Autoschalter auf Parkplatz installiert. Küche ist 300 Meter bergauf entfernt.

Horb - Das kennen wir ja vom Amerikaner – den Drive-in. Die Rauschbart-Wirte Christof Steiglechner und Michael Singer haben jetzt den "Rauschbart Drive-in" fertig.

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Es ist schon grandios, mit welchen Ideen Unternehmer versuchen, die Corona-Krise zu meistern. Die Rauschbart-Wirte Singer und Steiglechner haben jetzt einen solchen Schalter auf dem Rauschbart-Parkplatz gebaut. Sogar die Polizei, die die Einhaltung der Abstandsregelungen bei drei parkenden Bikern kontrolliert, lächelt wohlwollend.

Singer: "Die Idee schlummert bei uns schon seit Jahren. Doch wenn der Biergarten voll ist, hat man gar keine Zeit, das umzusetzen. Jetzt, durch die Corona-Krise, ist der Drive-in die Idee!"

Doch wie genau wird der umgesetzt – wie bei den Amerikanern? Singer: "Klar, bei denen ist die Küche neben an. Unsere ist aber 300 bis 400 Meter bergauf. Bei jeder Bestellung – wenn es richtig gut anläuft – muss dann da einer laufen. Oder wir bauen vielleicht eine Seilbahn – das haben wir uns auch schon überlegt."

Sicherheitsabstand wird auch in Küche eingehalten

Vor ungefähr drei Wochen ging es los mit der Umsetzung des Rauschbart Drive-in. Steiglechner: "Wir haben die Küche in den Schankraum erweitert. So können wir dafür sorgen, dass in der Küche der notwendige Sicherheitsabstand eingehalten wird. Denn das Damoklesschwert einer möglichen Corona-Infektion hängt immer über uns. Unsere Lieferanten dürfen nicht mehr ins Geschäft, wir halten die Hygiene- und Abstandsregeln ganz genau ein. So ist es für mich auch viel einfacher zu kochen, weil ich mehr Platz habe."

Schritt Nummer zwei: die Infrastruktur. Singer: "Die vergangenen zwei Wochen war ich daran, den Webshop zu programmieren. Denn die Idee ist: Man bestellt online vor, bezahlt und bekommt das Essen in das Auto gereicht."

Dazu musste Singer auch dafür sorgen, dass unten auf dem Rauschbart-Parkplatz ein WLAN für die Kassensysteme läuft, Strom für die Kühlung da ist und die Online-Bestellung auch überall angezeigt wird.

Am gestrigen Dienstag fährt Singer dann noch mit dem Lieferwagen vor: Der Peugeot Boxter ist die Basisstation. Für das Kassen- und Bestellsystem, für die Getränke und das Eis.

Singer: "Wir haben das Auto zu einem sehr guten Kurs von AHG leihen können. Das ist uns wichtig, denn wir nehmen dieses ersparte Geld dafür, dass die Kunden auch Solidaritätsessen zu vergünstigten Preisen bestellen können. Diese Speisen werden dann an die Caritas gespendet, die sie dann an Bedürftige weiterleitet."

Gegen 15 Uhr ist dann alles soweit eingerichtet. Der Schwabo-Reporter bestellt sein Hähnchen, bezahlt gleich per Paypal. Weil gleich das Foto gemacht werden soll, nimmt Koch Steiglechner ausnahmsweise sein Auto für den Hähnchen-Transport.

Kompostierbare Verpackung

Singer: "Das haben wir in einer hochwertigen kompostierbaren Verpackung. Damit können die Kunden das Hähnchen dann daheim warm machen und genießen. Es schmeckt dann fast so gut wie bei uns auf dem Rauschbart." Sein Kompagnon Singer: "Die Packung 90 Sekunden in die Mikrowelle, eine Minute auskühlen lassen. Dann den Deckel abnehmen und noch mal 60 Sekunden. Sonst wird die Haut labberig!"

Und die Gockel gibt es auch für die Vorratshaltung. Singer: "Wir verkaufen die Rauschbart-Hähnchen auch gekühlt in der Vakuumverpackung. Dann halten sie drei Tage im Kühlschrank."

Dann kommt auch noch Markus Pagel, Verpächter der Rauschbart Wirte, und probiert den Drive-in-Schalter. Pagel lächelt: "Das funktioniert ja prima. Ich bestell mir nachher ein paar Hähnchen zum Mitnehmen."

Die Aussichtsplatte Rauschbart ist gesperrt, die Bänke abmontiert, Schilder verbieten das Picknick. Wird der Rauschbart-Parkplatz jetzt zum Auto-Biergarten?

Steiglechner: "Hoffentlich nicht. Es wäre auch etwas stillos, die Hähnchen im Auto zu verspeisen." Singer: "Wir hoffen nicht. Denn das könnte unseren Drive-in gefährden. Wir appellieren an die Vernunft der Kunden, die Speisen möglichst nur abzuholen und dort zu genießen, wo es legal ist."