Nur mit Mundschutz und viel Abstand könnten ab dem 10. Mai wieder Gottesdienste stattfinden. Foto: Hoppe

Kirchen bereiten sich auf Gottesdienste vor. Sitzen auf Abstand. Plätze müssen markiert werden. 

Horb - Der Gottesdienst - die Feier der Gemeinschaft der Christen. Vielleicht ab Sonntag, 10. Mai, darf in Horb wieder gefeiert werden. Doch Corona wirft all das, was wir kennen und schätzen, völlig durcheinander.

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Klaus Konrad, Diakon der katholischen Kirche, sagt: "Die Nachricht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dass bald wieder Gottesdienst gefeiert werden darf, ist grundsätzlich positiv. Allerdings werden die Gottesdienste solchen Beschränkungen unterliegen, dass ich aus meiner persönlichen Sicht sage: Es wäre besser, man hätte mit der Öffnung der Gottesdienste bis Mitte Juni gewartet – dann aber ohne Corona-Beschränkungen! Meine schlimmste Befürchtung: Den Gottesdienst, so wie wir ihn alle kennen und schätzen, kann erst dann wieder gefeiert werden, wenn der Impfstoff da ist. Und das kann – weiß der Teufel – noch lange dauern!"

Konrad erklärt weiter: "Wir haben uns in einer Arbeitsgruppe schon mit den Informationen auseinandergesetzt, mit denen uns unser Bischof Gebhard Fürst immer wieder informiert hat. Heute morgen (Dienstag, Anm. d. Red.) habe ich den 17. Bischofs-Brief bekommen. Die sich jetzt abzeichnenden Regelungen, die Anfang der Woche konkret beschlossen werden, tun mir weh. Weil ein Teil der Gottesdienstbesucher gar nicht kommen kann unter diesen Voraussetzungen." Die endgültigen Regelungen – sie werden, so rechnet Konrad, am kommenden Montag oder Dienstag veröffentlicht werden. Doch es zeichnen sich – auch anhand des gestern veröffentlichen Rahmenpapiers zwischen Bund und Ländern –schon klare Handlungsrichtlinien ab:

Sitzen auf Abstand

Konrad: "In den Kirchen ist ein Mindestabstand einzuhalten. In der Stiftskirche würde das bedeuten, dass wir drei Leute pro Bank platzieren könnten. Diese Sitzplätze müssen markiert werden. So würden wir knapp 130 Leute in die Stiftskirche bekommen. In unseren Vorüberlegungen wären noch die Kirchen in Bildechingen, Nordstetten und Ahldorf groß genug, um das möglich zu machen."

Das sind bisher nur Denkmodelle, so Konrad: "Nach einem Gespräch mit Pfarrer Elmar Morein haben wir entschieden, dass zunächst in der Stiftskirche mit dem ersten Gottesdienst begonnen wird. Am heutigen Mittwoch wollen wir uns ins Benehm setzen, ob und wie wir die Gottesdienste auf andere Orte ausweiten. Oder ob der Gottesdienst mehrmals am Sonntag an einem Ort stattfindet."

Der Diakon betont auch, dass die Kirche wegen Corona die sogenannte Sonntagspflicht aufgehoben hat. Heißt: Die Pflicht, sonntags zum Gottesdienst zu gehen, gilt derzeit nicht mehr. Man darf also auch Online am Gottesdienst teilnehmen.

Ordner in der Kirche

Konrad: "Paare zu zweit oder Familien aus dem selben Hausstand dürfen gemeinsam nebeneinander sitzen. Deshalb benötigen wir natürlich Ordner, die auch dafür sorgen, dass auch nach dem Ende des Gottesdienstes die Menschen den Sicherheitsabstand halten. Wir haben mal mir zwei Ordnern kalkuliert – das können wir darstellen."

Nur mit Anmeldung

"Wir gehen davon aus, dass, analog zu anderen Branchen wie beispielsweise Friseuren, der Gottesdienst nur mit persönlicher Anmeldung besucht werden darf. Damit die Gesundheitsämter gegebenenfalls die Infektionsketten nachverfolgen können. Wie wir das regeln – mit persönlichen Ansprechpartnern, ob es Wartelisten gibt – das ist konkret natürlich noch unklar. Eine Möglichkeit wäre, falls eine Kirche schon voll ist, die Gottesdienstbesucher auf ein anderes katholisches Gotteshaus zu verweisen."

Musik und Gotteslob

"Alle Besucher müssen Mundschutz tragen. Damit kann man – selbst wenn man wollte und dürfte – gar nicht richtig singen. Deshalb richten wir uns darauf ein, dass ein Kantor am Ambo und der Pfarrer stimmkräftig sind. Wegen des Abstandsgebots können auch Musikgruppen mit höchstens fünf Teilnehmern das Gotteslob untermalen. Für Posaunenchöre sehe ich da keine Möglichkeit."

Gesangbücher werden – damit rechnet Konrad – auch aus der Kirche entfernt: "Es wird wohl Zettel mit den Liedern geben."

Der Friedensgruß

Nach dem Vater Unser geben sich im normalen Gottesdienst alle die Hände und lächeln dem Nachbarn zu. Konrad: "Der Friedensgruß wird – wegen der Corona-Abstandsregel – einem freundlichen Nicken auf Distanz weichen."

Das Abendmahl

"Das wird Rottenburg endgültig regeln, in welcher Form die Kommunion als Höhepunkt des Gottesdienstes gehalten werden kann. Ob nur der Pfarrer den Kelch und das Brot in Presbyterium nimmt – also in Vertretung für die Gemeinde – das ist alles noch offen."

Kontakt zum Pfarrer

Am Ende des gewohnten Gottesdienstes gab es immer ein Händeschütteln mit dem Pfarrer und ein kurzes, warmes Gespräch. Das fällt wegen Corona weg. Konrad: "Dem Prediger bleibt nur ein freundliches Nicken auf Abstand."

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