Spannende Einblicke in historische Begebenheiten bekam die Chorgemeinschaft St. Mauritius bei ihrem Ausflug, der in Bruchsal-Obergrombach endete. Foto: Chorgemeinschaft Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Ausflug streift Geschehnisse der Reformation und ein Kapitel Familiengeschichte der Krupp-Erben

Horb-Nordstetten. Der Abschluss des Jahresausfluges der Chorgemeinschaft St. Mauritius fand auf dem Michaelsberg in Bruchsal-Untergrombach statt. Ohne dass es den Teilnehmern bewusst wurde, hatten sie am Vorabend zu St. Michael in der St.-Michaels-Kapelle bei Bruchsal-Untergrombach einige besinnliche Lieder gesungen und waren überrascht von der wunderbaren Akustik des Gotteshauses. Warum der Abschluss dort?

Die Geschichtsfahrt hatte begonnen am Schloss Nordstetten und ging zuerst zum Keltenmuseum Eberdingen/Hochdorf a. d. Enz. "In einer eineinhalbstündigen fachlichen Führung fühlten wir uns in die Zeit der Kelten vor etwa 2500 Jahren zurückversetzt", schilderten die Teilnehmer.

Nach einem Mittagessen in Bretten begann die Führung im Melanchthonhaus. Der wichtigste Partner Luthers zur Zeit der Reformation vor 500 Jahren war der in Bretten geborene Philipp Schwartzerdt, ins griechische übersetzt Melanchthon. Diesen Namen nahm er aufgrund seiner in sehr jungen Jahren erworbenen Griechisch- und Lateinkenntnisse an. Anstelle von Luther war Melanchthon bei Reichstagen und Religionsgesprächen offizieller Wortführer der Wittenberger Theologie.

Seine Bekenntnisschriften der Reformation, seine Griechischkenntnisse bei der Bibelübersetzung Luthers ins Deutsche, seine Gespräche mit der "altgläubigen" Seite und seine Schul- und Universitätsordnungen brachten ihm den Ehrentitel "Praeceptor Germaniae" (Lehrer Deutschlands). Die Führung zeigte das Haus und seine prachtvollen Räume, wie zum Beispiel das Ständezimmer mit seinen an Decke und Wänden angebrachten 121 holzgeschnitzten Stadtwappen (Beispiel Magdeburg).

Wenige hundert Meter weiter vom Melanchthonhaus erwartete die Reisenden im sanierten Fachwerkgebäude des Schweizer Hofes das einzigartige Schutzengelmuseum. Da wurden Erinnerungen wach – wer kannte nicht die Schutzengelbilder in den Wohn- und Schlafzimmern der Großeltern? Aber Schutzengel gab es nicht nur im Judentum. Im Islam und sogar in asiatischen Religionen sind sie bekannt.

Das eigentliche Ziel des Tages war aber der Michaelsberg. Dort genoss die Gruppe eine wunderbare Aussicht über das Rheintal zum Pfälzer Bergland, zum Odenwald und nach Süden zu den nördlichen Schwarzwaldbergen, wie ein einheimischer Wanderer genauer erklärte.

Bereits vor 5600 Jahren erkannten jungsteinzeitliche Menschen diese nach Westen vorspringende Landmarke und siedelten dort. Mit Funden erkannten Archäologen vor etwa 125 Jahren die weitere Siedlungsgeschichte der Jungsteinzeit und nannten die Epoche "Michelsberger Kultur".

Die Gruppe schildert: "Andachtsvoll betraten wir die renovierte Michaelskapelle, gaben dem hellen Innenraum unsere Stimmen, bevor wir in das griechische Höhenrestaurant in 270 Meter über NN zum fröhlichen Abendessen antraten. Eines wollte unser Vorstand uns nicht vorenthalten: Als ehemaliger ›Kruppianer‹ erinnerte er an eine Begebenheit aus dem Hause Friedrich Krupp AG." Anstoß zu der Erinnerung war die Herfahrt durch den Ort Obergrombach. Als Friedrich Alfred Krupp 1902 verstarb, war seine ältere Tochter Bertha noch nicht volljährig. Aber es stand fest, dass sie durch Testament des Vaters bei Volljährigkeit Alleinerbin der Aktien der Aktiengesellschaft Krupp, des damals größten europäischen Industrieunternehmens, wurde. 1906 vermählte sich Bertha mit dem preußischen Legationsrat Gustav von Bohlen und Halbach aus Obergrombach. Burg und Schloss Obergrombach befinden sich noch heute im Besitz dieser Familie. Gustav von Bohlen und Halbach wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Friedrich Krupp AG. Durch königlich-preußischen Erlass wurde dem Paar und seinen Nachkommen gestattet, dem Erstgeborenen den Namen Krupp von Bohlen und Halbach zu tragen. Somit retteten die von Bohlen und Halbachs aus Obergrombach den Namen Krupp.

Und dazu berichtete zum Schluss der Vorsitzende der Chorgemeinschaft: Als Lehrling bei der Krupp AG im neuen "Blaumann" stand er mit 1000 Lehrlingen bei der Beerdigung der Bertha Krupp von Bohlen und Halbach Spalier.

Bei einem noch leuchtenden Abendhimmel und einem letzten Blick über das erleuchtete Rheintal ging es zurück über Karlsruhe zum Schloss Nordstetten.